Alltag anders: S-U
Wo haben Bauern in der Regel ein, zwei Gewehre im Schrank? Wer hat die längsten Strände? Wo verschwinden nach und nach die Kassiererinnen aus den Supermärkten? Unsere Auslandskorrespondenten berichten jeden Freitag um 7.40 Uhr in "Studio 9" von ganz persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen.
Wir befragen unsere Reporterinnen und Reporter einmal nicht nach den wichtigen Geschichten in ihrem Berichtsgebiet, sondern nach den kleinen Dingen des Alltags. Hören Sie im Folgenden, wie anders das Leben in Peking, Mexiko City, Nairobi, Moskau, Los Angeles, Rabat, Tel Aviv oder Tokio verläuft.
Schmunzeln über Kurioses, Staunen über unerwartet anderes, Respekt für die Menschen, deren Alltag um so viel härter ist als der unsere: Wir sind gespannt, wie es Ihnen ergeht und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Welche Themen liegen Ihnen am Herzen? Wonach sollen wir unsere Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten fragen? Schreiben Sie uns Ihre Vorschläge an alltag.anders@deutschlandradiokultur.de
Hier finden Sie eine Bildergalerie unserer Korrespondenten in aller Welt!
Schaufenster gibt es in Neu Delhi nur in Shoppingmalls, typischerweise wird auf der Straße eingekauft. In L.A. sind besonders die Schaufenster der Luxusläden sehenswert. Die spektakulärsten Auslagen haben in Frankreich die Lebensmittelläden. In Fleischereien hängen etwa ganze Schweinsköpfe oder frisch erlegte Hasen.
Weil in den USA so gerne geheiratet wird, lässt man sich dort auch sehr häufig scheiden. Am häufigsten werden Ehen allerdings in Russland aufgelöst. Im Gegensatz dazu ist Indien absolut kein Scheidungsland.
In Amerika wird einem Schmuck fast hinter geworfen, in Russland ist das Kreuz das am weitesten verbreitete Schmuckstück. In Afrika ist Silberschmuck weniger beliebt, dafür spielt Gold eine wichtige Rolle. Chinesen gelten als wenig bescheiden und tragen entsprechend viel Schmuck.
Schuhe
Fette Boots fürs australische Outback oder quietschbunte High Hills in den Straßen von Mexiko. Wie jede Mode sagte auch das Schuhwerk sehr viel über Menschen und Kulturen aus.
Schulweg
In Mexiko-Stadt bringen fast alle Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule - und auch in den USA und in China ist es undenkbar, dass ein Kind alleine zur Schule geht. Südafrikanische Kinder, die auf dem Land leben, sind teilweise bis zu zwei Stunden unterwegs.
Schusswaffen
Vielleicht nicht so überraschend: In Mexiko gibt es jede Menge Privatpolizisten und damit auch jede Menge Schusswaffen. Aber auch in Dörfern in der Ost-Türkei haben Bauern ein, zwei, drei Gewehre im Schrank. In Peking sind Schusswaffen allerdings sehr schwer zu bekommen.
Schwangerschaft
In der Türkei werden Schwangere wie auf Händen getragen, in China dagegen eher wie Kranke behandelt. Und in Indien? Die Geburtenrate ist hoch und Babybäuche gehören zum Stadtbild dazu.
Schwänzen
Wer in Singapur die Schule schwänzt, muss mit dem Rohrstock rechnen. Für Kinder in Ägypten ist Schwänzen manchmal notwendig, da sie arbeiten müssen. Und in Südafrika schwänzen offenbar die Lehrer häufiger als die Schüler.
Schwimmen
In China trauen sich viele nur mir riesigen, schwarzen Schwimmringen ins Meer, in der Türkei sieht man Männer mit Schwimmflügeln in die Fluten tauchen. Und manche Südafrikaner fürchten den Fluch eine Meerjungfrau - sie steigen vorsichtshalber nur bis zu den Knien ins Wasser.
Straßenmusik
In Singapur unterliegen Straßenmusiker sehr strengen Regeln. Besonders restriktiv ist Südafrika, wo einige bereits von Polizisten brutal abgeführt wurden. In London müssen Musiker zum Vorspielen kommen - erst dann erhalten sie eine offizielle Lizenz für ihre Auftritte.
Schwule und Lesben
In China führen Homosexuelle ein Leben im Verborgenen, in Mexiko-Stadt hingegen zeigen sie sich auf den Straßen. Schwule und Lesben in Singapur begegnen einer Doppelmoral, und sogar Großbritannien ist kein Musterland der Toleranz für die gleichgeschlechtliche Liebe.
Singen
Die Argentinier singen gern in der U-Bahn. Italienische Arbeiter schmettern manchmal "Nabucco" auf dem Baugerüst. Nur die Deutschen kennen anscheinend ihre Lieder nicht - Japaner könnten da aber in Gesangsrunden mit "Am Brunnen vor dem Tore" aushelfen.
Sitzmöbel
Die Südafrikaner stehen auf riesige ausladende Couchgarnituren, massig und tonnenschwer, ähnlich riesig sind sie auch in Amerika. In Russland bekommt vor allem ein Möbelstück große Wertschätzung: der Hocker.
Smartphone
Egal ob Singapur, London oder Mexiko-Stadt: In Bus und U-Bahn sind immer mehr Menschen in ihre Smartphones vertieft. In Cafés und Restaurants auf die Displays zu starren, statt miteinander zu plaudern, ist in China die Norm.
Social Media
Die Singaporer gehören zu den aktivsten Social-Media-Nutzern der Welt. Auch in Südafrika sind Facebook, Twitter, Whatsapp & Co nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. In Ägypten kann die Hälfte der Bevölkerung nicht mit posten und teilen - 50 Prozent der Menschen dort sind Analphabeten.
Sommerfrische
In Mexiko haben die Kinder Pech, die Ferien fallen in die Regenzeit. In Israel ist es heiß, daher verbringen die meisten ihren Sommer zuhause, da wo man runterkühlen kann. Die Schweden haben sechs Wochen Urlaub, die Japaner haben nur 20 Tage.
Sonntag
In Peking sind am Sonntag alle Geschäfte geöffnet. In Moskau ist es dagegen ausnahmsweise leise und in Mexiko-Stadt entspannt. In welchem Land lässt man den muslimischen Feiertag Freitag in das christliche Wochenende münden?
Sparen
Nirgendwo wird lieber und mehr gespart als in China und auch in Singapur ist die Sparquote hoch. In der Türkei gibt es Einmachgläser in vielen Küchen, die als Spardosen fungieren. Amerikaner und Sparen, das ist dagegen fast ein Widerspruch an sich.
Spielplatz
In Singapur liegen sie ein bisschen herzlos zwischen den Plattenbauten, in den USA sind sie mit Gummimatten ausgestattet und manchmal winzig klein, in Kairo oft gar nicht vorhanden: Spielplätze.
Steaks
In Argentinien gibt es womöglich die besten Rindersteaks der Welt. In Japan ist Rindfleisch sündhaft teuer - die Rinder dort bekommen eine Nackenmassage mit Bier. Die Russen bevorzugen dagegen Schaschlick, das aus Schweinefleisch gemacht wird. Und in Mexiko muss das Rind in die Tortilla.
Strand
Die Küsten Japans sind zusammengerechnet länger als jene in Amerika. Und auch in Schweden gibt es Strände ohne Ende, selbst in Stockholm. Und auch Mexikaner lieben das Strandleben - nur können viele von ihnen nicht schwimmen.
Straßenkinder
Straßenkinder sind in vielen großen Städten weltweit allgegenwärtig - und doch oft kein Thema in der Gesellschaft. Das wurden sie etwa in China erst, nachdem dort kürzlich fünf Kinder erfroren. Und oft landen Kinder ehemaliger Straßenkinder wieder auf der Straße - wie beispielsweise in Neu-Dheli.
Straßenreinigung
In Buenos Aires sind Straßenkehrer angesehene Leute. In Tokio haben sie nur wenig zu tun, denn niemand wirft etwas weg. Und in Neu Delhi rücken sie normalerweise in ganzen Brigaden aus.
Straßenstrich
In Mexiko gibt es ihn, in Peking nicht und in Istanbul ist er verboten: der Straßenstrich. Vor allem in stark restriktiv geführten Ländern geben sich Prostituierte nur über Codes zu erkennen.
Supermarkt
Japaner sind Schnäppchenjäger und gehen mit Flyern in der Hand einkaufen. In den Schickimicki-Supermärkten in Moskau gibt es mehr Personal als Kunden. In welchem Land langsam die Kassiererinnen verschwinden, hören Sie im Beitrag.
Süßigkeiten
Ob Schokolade in Israel und Italien, Zimtschnecken in Schweden oder Baklava in Marokko - Süßes ist überall beliebt. In Schweden aber besonders. Und in Israel werden Jungs sogar mit Süßigkeiten beworfen. Doch die Leckereien haben auch ihre Schattenseiten.
In Polen tanzt man Polonaise und auch sonst gerne in Gruppen. Die Franzosen bevorzugen den intimen Tango. In Marokko geht es vor allem laut zu. Und wie tanzen die zurückhaltenden Chinesen?
Tanken
In Südafrika bleibt man sitzen beim Tanken und alles macht der Tankwart. In Neu Delhi gibt es Spezialtankstellen, an denen beispielsweise nur Frauen bedienen. Und in China sind die Spritpreise etwa genauso hoch wie in Deutschland, nur dass die Leute eben im Durchschnitt viel weniger verdienen, also: Es ist dort wahnsinnig teuer.
Tattoos
In Italien und in Schweden hat fast jeder ein Tattoo. In Rom geht der Trend zu mehrfarbigen Tattoos, in Stockholm zu Sinnsprüchen, die in die Haut geritzt werden. In Marokko dagegen ist fast niemand tätowiert, generell sind Tattoos in der muslimischen Welt ziemlich verpönt. Außer in Ägypten - dort erkennen sich die Anhänger einer bestimmten religiösen Gruppierung an einem ganz bestimmtem Motiv.
Taxi
Taxi fahren ist in Peking sehr, sehr billig, in Madrid unumgänglich und in Tel Aviv aufgrund des Verkehrschaos nicht angeraten - da eignet sich besser ein Fahrrad. In Johannesburg wiederum entscheidet man sich eher für das Auto - aus Sicherheitsgründen.
Theater
In Singapur wächst erst langsam eine Theaterlandschaft heran, in Neu Delhi sind Theaterveranstaltungen eher High-Society-Events. Japans Theater wiederum warten auf mit wildgeschminkten Masken und prächtiger Kleidung.
Toiletten
In Stockholm sitzt eine Klofrau vor der öffentlichen Toilette, in Neu-Delhi geht man lieber freiwillig in die Büsche, während in Tokio die Klobrille beheizt ist. Im Ural geht man auf das Plumpsklo und fragt nach den Bequemlichkeiten.
Touristen
Einheimische in Los Angeles würden nicht auf dem Sunset Boulevard flanieren. Pilgergruppen in Israel sind an ihrem Pfarrer zu erkennen. In welchem Land gibt es in Restaurants verschiedene Preislisten für Stammgäste, Einheimische und Besucher?
Trinkgeld
In Amerika sind zwanzig Prozent der Rechnung als Trinkgeld üblich. In China und Schanghai gibt man kein Trinkgeld und in Mexiko gibt man, wie in Deutschland auch, um die zehn Prozent. Auch in Kenia steht das Trinkgeld nicht hoch im Kurs. In Italien erhält man sich die Freundschaft mit einem kleinen Trinkgeld.
Trinkwasser
Das Wasser in Indien hat keine gute Qualität, das Wasser aus den Leitungen muss abgekocht werden - in Tokio hingegen kann man es trinken. In Kenia kommt kein Trinkwasser aus den Leitungen und auf dem Land gibt es kaum sauberes Wasser. In Marokko hat man häufig Rost im Glas, die Wasserleitungen sind oft verrostet sind.
Türschloss
In Japan braucht niemand Türschlösser, weil dort keiner einbricht. Inder verrammeln ihr trautes Heim mit einer Unmenge an Hängeschlössern und Ketten. Und in der Türkei gibt es ganze Straßenzüge mit Türschlossfachgeschäften.
Umweltbewusstsein
Mülltrennung wird in vielen Ländern als Schrulle der Deutschen betrachtet. Auch sonst ist das Umweltbewusstsein oft nur mäßig ausgeprägt. So hat etwa Südafrika zwar gute Umweltgesetze, aber es hapert an der Umsetzung. Und in Kairo gibt es sogar ein Restaurant, das "Vater der Umweltverschmutzung" heißt.
Umzüge funktionieren in Schweden problemlos, in Ägypten abenteuerlich und in Neu-Delhi umständlich. In Japan wird der Betrieb mitunter wegen An- und Ausziehen der Schuhe unterbrochen, in Indien darf der Umziehende nicht mithelfen, in Schweden muss er das sogar.
Unwetter
In Johannesburg lässt sich die Uhr nach dem Gewitter stellen. Erdrutsch, Schlammlawine, Dürre und Tsunami – Indien hat alle erdenklichen Wetter-Katastrophen. Wasserfluten kennt man auch in Spanien, samt hochgedrückter Gullideckel und weggespülter Autos.