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Corona-Impfung
03:46 Minuten
In Indien gibt es gerade mehr Impfdosen als verimpft werden können. In China kommen zuerst Menschen zwischen 18 und 59 dran. Die Argentinier ärgern sich über „Impfvordrängler“ aus der Regierung.
Silke Diettrich in Neu Delhi:
"In Indien haben wir im Moment einen Riesenvorteil. Wir haben so viele Impfdosen, dass die gar nicht so schnell verimpft werden können. Das ist eine komplette Home-grown-Indien-Impfung sozusagen, die hier auf den Markt gekommen ist. Da sind allerdings viele etwas skeptisch, weil, da ist die dritte Testphase noch nicht abgeschlossen worden. Aber es gibt noch eine riesige Produktion von dem AstraZeneca-Impfstoff, und der ist hier wirklich in millionenfacher Dosis bereits vorhanden. Es gibt eine sogenannte Impfdiplomatie im Moment hier, die haben allen Nachbarländern Impfdosen geschenkt und zur Verfügung gestellt."
Oliver Neuroth in Madrid:
"Spanien ist beim Impfen gegen das Coronavirus etwa so schnell oder etwa so langsam wie Deutschland. Grundsätzlich ist die Skepsis der Spanier der Corona-Impfung gegenüber eher gering, so mein Eindruck. Jeder hat hier im Land die Wucht dieser Pandemie im vergangenen Jahr zu spüren bekommen. Spanien war ja 2020 im Frühjahr mit am Stärksten betroffen weltweit. Von meinen Freunden kennt jeder jemanden, der schwer erkrankt ist an Covid 19 oder sogar gestorben ist. Das heißt, die Menschen wollen wirklich, dass dieser Schrecken Corona ein Ende hat."
Ruth Kirchner, Peking:
"In China ist es so, dass zunächst nicht die Älteren geimpft werden, sondern nur Menschen zwischen 18 und 59. Die Impfung ist freiwillig, man fängt mit diesen Berufsgruppen an, die als besonders risikoreich gelten und will dann versuchen, diese Impfprogramme auszudehnen. China hat zwar relativ früh mit dem Impfen angefangen, aber es gibt viele Berechnungen, wonach China später als westliche Industrieländer eine durchgeimpfte Bevölkerung haben wird."
Jana Genth in Südafrika:
"Impfen in Südafrika hat ja ein bisschen später angefangen als auf der Nordhalbkugel. Das war auch ein schleppender Verlauf, und es gab ein bisschen Hickhack mit dem AstraSeneca-Impfstoff. Dann haben die den ausgesetzt und gespendet auf dem afrikanischen Kontinent. Dann kamen aber die ersten Johnson & Johnson-Impfdosen, die man eben nur einmal spritzen muss. Erstmal waren Mitarbeiter des Gesundheitswesens dran und dann ist das aufgeteilt laut Impfplan. Die Nächsten, die kommen werden, da kommen dann also auch noch Polizisten und Lehrer und Erzieher dran. Und dann kommen ältere Menschen mit Vorerkrankungen dran und dann ganz am Ende, ganz normale Menschen wie du und ich."
Ivo Marusczyk in Buenos Aires:
"Wir haben hier in Argentinien gerade eine riesige Diskussion über Impfdrängler, nämlich dass der Gesundheitsminister so eine Art Vorzugsimpfzentrum eingerichtet hat für seine Freunde, für seine Spezl, die kommen konnten und sich oder ihre ganzen Familien einfach haben durchimpfen lassen. Der Gesundheitsminister musste deswegen auch zurücktreten, aber diese Diskussion, wer wann geimpft wird, die gibt es auch in Argentinien und ja, eben natürlich, wie es sich in Lateinamerika gehört, ganz eng verknüpft mit dem Thema Vetternwirtschaft. Die meisten Leute warten darauf, dass sie endlich geimpft werden können, aber die Impfung ist natürlich wie überall in Südamerika politisch. Also Argentinien hat jetzt eine linke Regierung, so wie Bolivien oder Venezuela und das sind auch die Länder in Südamerika, die deswegen den russischen Impfstoff, Sputnik V gekauft haben. Und rechte Regierungen wie in Chile und in Kolumbien, die haben Pfizer-BionTech gekauft. Aber was es hier nicht gibt, ist so eine Impfgegnerschaft wie in Deutschland."