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Corona Kinderbetreuung
03:42 Minuten
Die Coronapandemiemaßnahmen verändern den Familienalltag weltweit: In Israel liest der Staatspräsident Kindern Märchen vor, in Tschechiens Fernsehen läuft ein Unterrichtsprogramm und Ägyptens Familien bekommen kaum Hilfe für die Betreuung des Nachwuchses.
Steffen Wurzel in Shanghai:
"Hier in China ist ja das Coronavirus schon seit Ende Januar ein Thema, und es ging dann sofort los mit Schulschließungen. Mein chinesischer Freund, der Geschichtslehrer, der von zu Hause unterrichten muss, sitzt tatsächlich, wenn er unterrichtet, zu Hause auf dem Sofa, weil er nicht so einen Schreibtisch hat und sagt, es ist natürlich auch ein bisschen schwierig, da seriös zu wirken und eine Verbindlichkeit auszustrahlen gegenüber den Schülern, die zwar am anderen Ende der Leitung zugeschaltet sind, aber sonst was machen können. Man kann natürlich auch nicht immer kontrollieren: Sind jetzt wirklich alle noch zugeschaltet, sind alle live dabei? Was noch dazu kommt: Er hat einen Hund, der turnt dann da immer rum. Er hat mir auch erzählt: Der läuft ständig rein; das finden die Kids, die Schülerinnen und Schüler zu Beginn lustig, irgendwann aber nicht mehr. In China gibt es mehr als 100 Millionen Schüler und Schülerinnen, die einfach jetzt mehr als zwei Monate schon nicht unterrichtet werden. Und da gibt es inzwischen vor allem bei vielen Eltern die große Panik, dass aus dieser Generation - "Generation Corona" kann man sagen - irgendwann möglicherweise auf dem beruflichen Weg nicht mehr das wird, was man sich so vorgestellt hat, denn in China ist es unglaublich wichtig, dass man eine exzellente Schullaufbahn abliefert, denn noch viel mehr als bei uns in Europa entscheiden tatsächlich die Noten. Da geht es um jede Nachkommastelle."
Anne Katrin Mellmann in Mexiko:
"In Mexiko versuchen die Eltern, sich gegenseitig zu helfen. Die Schulen sind jetzt zu. Nicht alle schicken aber jeden Tag Aufgaben und deshalb verteilen jetzt viele Eltern selbst Aufgaben. In Mexiko sind die Familien noch viel größer als in Deutschland. Das ist vielleicht ein Vorteil, es gibt mehr Kinder, kaum Eintelkinder, was dann auch heißt, dass die Geschwister gegenseitig aufeinander aufpassen müssen. Die Privatschulen wurden ja schon Mitte März geschlossen, dann auch die Öffentlichen, das heißt: Vieles beginnt hier erst. Lehrer, die sich organisieren müssen, Kinder, die erst lernen müssen, wie sie mit Online-Plattformen umzugehen haben."
Tim Assman in Tel Aviv:
"In Israel ist das Thema Kinderbetreuung in der Coronakrise so gar nicht das große Thema, denn tatsächlich können viele Leute nicht arbeiten oder arbeiten von zuhause. Mir fällt da zum Beispiel der Name Reuven Rivlin, Spitzname Ruvi, ein. Der Mann ist Israels Staatspräsident, ist wirklich parteiübergreifend im Land auch sehr beliebt. Und der liest Kindern in einer Live-Übertragung Geschichten vor. Also, der Staatspräsident höchstpersönlich liest dann Märchen für die Kinder."
Peter Lange in Prag:
"Die Schulen sind ja auch in Tschechien geschlossen. Viele Lehrer stehen jetzt den Schülerinnen und Schülern via Skype zur Verfügung. Im tschechischen Fernsehen läuft außerdem ein spezielles Unterrichtprogramm, UčíTelka. Dort unterrichten Lehrer jeden Vormittag auf spielerische Weise vor allem Tschechisch und Mathematik."
Björn Blaschke in Kairo:
"Bei der Kinderbetreuung kann man nicht sagen, dass es irgendeine Art von Innovation in Ägypten gäbe. Die Familien sind auf sich gestellt. Wer hier in einer staatlichen Schule ist, der hat auch kein Online-Schooling zum Beispiel. Man kann jetzt nicht via Internet den Unterricht aufrecht erhalten. Kinder in Privatschulen sind es ohnehin gewöhnt schon seit mehreren Jahren, dass sie ihre Hausaufgaben per Internet bekommen, also, in "Google Classroom" beispielsweise. Das heißt, die Kinder kriegen eben tatsächlich Online-Unterricht. Das ist natürlich. Das ist natürlich eine gewisse Art von Betreuung."