Korrespondenten berichten über

Handicap

03:33 Minuten
Ein dreieckiges Warnschild an einem Baum zeigt einen die Kontrolle verlierenden Rollstuhlfahrer an einem Steilhang, an dem am unteren Ende ein Krokodil mit aufgerissenen Maul zu sehen ist.
Warnschild vor einem Krokodilbecken im St. Lucia-Park: In Südafrika lauern noch mal ganz andere Gefahren für Menschen im Rollstuhl als hierzulande. © imago images / Kai Horstmann
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt |
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Menschen mit Behinderung werden in China immer noch stigmatisiert, in Südafrika leben sie in Einrichtungen und in den USA finden sie kaum Jobs. Wir haben Korrespondentinnen und Korrespondenten gebeten, über den Umgang mit Handicaps zu berichten.
Jana Genth in Johannesburg:
Es gibt in Südafrika Einrichtungen für geistig und körperlich Behinderte. Die sind ausgegliedert. Es gibt in den Städten auch Menschen, denen ein Arm oder ein Bein fehlt. Die stehen an der Ampel und betteln. Die sieht man auch, aber eher selten. Anderthalb Stunden Fahrt von Johannesburg entfernt war diese Blindengemeinschaft. Und die dümpelte lange vor sich hin, bis dann jemand die Idee hatte: Werdet doch alle Imker, damit ihr für euch selbst sorgen könnt. Und das hat geklappt.
Silke Diettrich In Neu-Delhi:
Ich hab noch nie in einem anderen Land so viele Polioopfer gesehen wie in Indien. Verkrüppelte Arme, verkrüppelte Beinen, Rücken, die zusammengestaucht sind. Und diese Leute haben große Probleme. Für die gibt es keine Rollstühle. Dann bauen die sich selbst was zusammen. Man sieht die oft auf Holzbrettern, unter die sie sich Rollen geklemmt haben.
Jan Pallokat in Warschau:
Wir haben hier in Warschau sehr große Flächen mit Behindertenparkplätzen, die auch respektiert werden, was gar nicht so selbstverständlich ist. Und andererseits ist es von der Infrastruktur her in Polen so, dass es eine ziemlich harte Sache ist im Rollstuhl zu sitzen. Der Hauptbahnhof in Warschau ist halb unter die Erde gebaut. Das ist schon auf zwei Beinen schwierig, die ganzen Treppen rauf und runter zu kommen.
Thilo Kößler in Washington:
Es gibt ein wahnsinnig strenges Baurecht. Alle öffentlichen Gebäude müssen behindertengerecht ausgebaut sein. Die Inklusion ist in den einzelnen Bundestaaten viel selbstverständlicher geregelt als bei uns. Aber das ist die Theorie. Bei der Beschäftigungsquote von Behinderten sieht es ganz schlecht aus. Es gibt keine oder nur sehr wenige Jobs für Behinderte. Und dann gibt es auch noch Trump, der das Gleichstellungsgesetz reformieren will.
Steffen Wurzel in Shanghai:
Ich habe oft das Gefühl, dass Behinderte in China immer noch stigmatisiert werden und deutlich schlechter behandelt werden als in Europa. Es gibt natürlich Ausnahmen. Es gibt etwas ganz Abgefahrenes in China. Blinde arbeiten häufig in der Massagebranche, weil man die Logik hat, der sieht ja nichts, dann muss der ein ganz tolles Gespür in den Fingern haben.

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