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Märchen

03:50 Minuten
Darstellung eines chinesischen Drachen mit blauen Vögeln und Bambus auf einer Seidenmalerei
Die Menschen in China sind sehr stolz auf ihre Märchen, die zum Kulturgut gehören. © imago stock&people / Jenny Reynish
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt |
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In indischen Märchen kommen viele Götter und Tiere vor, wie zum Beispiel der Affengott Hanuman. In Russland wird die alte Hexe Baba Jaga den Kindern gefährlich. Und in Singapur geht es immer um Moral und darum, etwas fürs Leben zu lernen.
Silke Diettrich in Neu-Delhi:
"In Indien gibt es unzählige Märchen. Viele sind schon tausende Jahre alt. Da kommen so ganz viele Götter drin vor. Auch Tiere, die werden ja auch wie Götter verehrt. Da gibt es zum Beispiel den Affengott Hanuman. Früher wurden die Märchen so erzählt, dass die Großmutter den Enkeln das erzählte. Jetzt gibt es ganze Cartoons. Und dieser Hanuman kann unglaublich weit springen. Der hat es mit einem Sprung mal von Indien bis nach Sri Lanka geschafft."
Steffen Wurzel in Shanghai:
"Auch in China gibt es Märchen. Man liest sie den Kindern vor. Daheim oder im Kindergarten. Die Leute in China sind sehr stolz auf die Märchen. Wenn Leute anfangen, über Märchen zu sprechen, dann wird ein ernstes Gesicht aufgesetzt. So nach dem Motto: Achtung, jetzt geht's um chinesische Kultur. Es gibt die klassischen Rollenbilder in den chinesischen Märchen. Männer arbeiten hart und sind oft Könige und Kaiser. Und Frauen, die sollen in erster Linie treu sein. Gegenüber der Familie, ihren Ehemännern und ihren Vätern."
Holger Senzel in Singapur:
"Wir waren kürzlich in Singapur in einem Märchenpark. Da ging es um die sieben Vorhöfe der Hölle. Also was man da alles an Strafen erlebt, wenn man sich schlecht benimmt. Man kann nicht sagen: In Singapur, weil wir hier sehr viele Kulturen haben. Die indische Märchenkultur ist eine andere als die chinesische. Da spielen oft Drachen eine Rolle. Das gibt es hier schon. Aber in der Regel: Alles mit einer Lehre. Die Moral von der Geschicht’ ist ganz anders, weil wir wollen ja auch was fürs Leben lernen. Ein Märchen macht dann Sinn, wenn die Kinder was daraus lernen."
Linda Staude in Nairobi:
"Märchen sind in Kenia natürlich nicht unsere Grimms Märchen. Es gibt afrikanische Märchen. Es gibt jede Menge davon, und in der Vergangenheit wurden die von den Ältesten um das Lagerfeuer herum erzählt. Heutzutage sind Märchen etwas, was Eltern ihren Kindern erzählen, das ist kein Dorfereignis mehr. Es geht da immer um Moral. Es geht sicher auch darum, Gut und Böse voneinander zu unterscheiden, aber auch darum, die Rollenverteilung zu erlernen. Wie sich Mädchen und Jungs zu verhalten haben und dass diese Rollenverteilung über die Märchen in die nächste Generation getragen werden."
Thielko Grieß in Moskau:
"Es gibt die alten russischen Märchen. Und die sind uralt. Die sind kanonisiert worden von Afanassjew. Mit den alten Themen und Charakteren, die vorgelesen werden am Kinderbett. Es gibt die Baba Jaga, die alte Hexe, die Kindern gefährlich wird. Das ist der Antiheld. Dann gibt’s diese drei Söhne und da geht es immer um den Dümmsten von allen, das ist der Iwan Durak, der Abenteuer zu bestehen hat und sich dadurch auszeichnet, dass er wirklich wenig kann. Iwan Durak liegt meistens irgendwo herum und zeichnet sich dadurch aus, dass er das Leben nicht meistert. Dann passiert ihm aber trotzdem etwas, was für ihn eine Glückssträhne bedeutet, und er bekommt dann trotzdem meistens die Prinzessin. Und es gibt manche Russen, die sagen: Das beschreibt unseren Volkscharakter. Wir liegen am warmen Herd, kümmern uns überhaupt nicht darum, dass es vorangeht und warten einfach, bis uns die Glückssträhne trifft."

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