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Nagelstudios

03:46 Minuten
Auslage in einem Nagestudio, bunte Fingernägel an Händen von Schaufensterpuppen
Die Kunst der Fingernagelgestaltung ist eine Welt für sich - und man pflegt sie auch weltweit. © imago images / Jochen Tack
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt |
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In Kenia kann man sich die Nägel an jeder Ecke machen lassen. Selbst in den Slums. Auch in Krisen haben die allermeisten russischen Frauen Geld für Nägel. In Los Angeles sind die Studios fest in asiatischer Hand.
Björn Blaschke in Kairo:
"Wer in Ägypten Geld hat, verwendet selbiges gerne darauf, seine Schönheit noch zu verstärken. Das ist überhaupt keine Frage, Maniküre, Pediküre, das alles gibt es en masse. Ich komme nicht in die Läden rein, in denen Frauen sich die Nägel machen lassen oder die Fußnägel, aber das ist eine verbreitete Angelegenheit. Auch hier sitzen viele Asiatinnen, vor allem von den Philippinen, aber es machen auch Ägypterinnen und der Schönheitsbereich ist auch in Händen von Libanesen. Ich mache das übrigens auch hier, ich gehe auch zur Pediküre."
Carsten Schmiester in Stockholm:
"Ich war natürlich noch nie in einem schwedischen Nagelstudio, aber es gibt sie in jeder Einkaufsmall wie in Deutschland auch. Sie gelten als nicht ganz unproblematisch hier in Schweden, weil sie in Verbindung gebracht werden mit Schwarzarbeit. Die ganze Branche hat nicht so den allerseriösesten Ruf. Da sind viele Frauen aus Asien, aus Osteuropa, die dort arbeiten und die offenbar zu schwierigen und prekären Bedingungen dort eingestellt worden sind. Und es gibt auch immer mal wieder Berichte, wo der Weg von solch einem Nagelstudio in die hier übrigens illegale Prostitution auch nicht mehr allzu weit ist."
Antje Diekhans in Nairobi:
"In Kenia kann man sich die Nägel wirklich an jeder Ecke machen lassen, da gibt es selbst in den Slums hier in Nairobi viele Nagelstudios. Wobei man sagen muss, in den Nagelstudios hier sind die Angestellten nicht besonders zimperlich. Da wird mit dem Bimsstein auch schon mal ordentlich hingelangt, und es wird gezupft und geschrubbelt. Die Kenianerinnen sind das einfach gewöhnt, auch wenn die zum Friseur gehen, dass es unheimlich ziept. Deswegen zucken die dann kaum mit der Wimper. Ich gehe hier tatsächlich nicht gerne in die Nagelstudios, weil mir das einfach ein bisschen zu dolle ist, wie da an meinen Füßen rumgemacht wird."
Thielko Grieß in Moskau:
"Nagelstudios sind in Russland und in Moskau sehr verbreitet. Ich habe hier eine Bekannte, die kommt ein bis zwei Mal in der Woche vorbei und macht hier im Studio ein bisschen sauber. Die hat jetzt noch mal eine Ausbildung gemacht zur, wie soll man sagen, zur Nagestudiofachfrau und da arbeitet sie jetzt auch, weil sie festgestellt hat: Coronakrise, Wirtschaftskrise hin oder her, das Geld für Nägel scheint bei den allermeisten russischen Frauen locker zu sitzen."
Katharina Wilhelm in Los Angeles:
"Oh, mein Gott, Nagelstudio ist ein Superthema in den USA und ich gebe selbst zu, dass ich vor Corona zumindest regelmäßig ins Nagelstudio gegangen bin. Ich glaube, speziell in Los Angeles, wo sehr viel Wert auf das Äußere gelegt wird, reihen sich die Nagelstudios nur so aneinander. Gerade unweit unseres Büros in Los Angeles haben wir wirklich gefühlt alle fünf Meter so einen kleinen Nagelsalon. Die sind alle fest in asiatischer Hand. Sie sind supertoll, superfreundlich, superschnell, bekriegen sich so ein bisschen mit den Dumpingpreisen, aber haben auch eine relativ große Kundschaft. Ohne Nagelstudios geht hier in Kalifornien eigentlich gar nichts.
Ich habe hier wirklich die verrücktesten Fingernägel ever gesehen. Nicht nur, dass die lang sind und sehr bunt, sondern, da werden ja auch noch Steinchen drauf geklebt oder Ringe durchgesteckt. Was ich hier schon gesehen habe an Nagelkunst, wie man das ja so schön nennt, ist unfassbar, ist aber hier jetzt nichts, was einer Schicht zugeordnet wird, sondern, das geht hier durch alle gesellschaftlichen Schichten durch. Alle haben gemachte Nägel!"

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