Korrespondenten berichten über

Nationalismus

03:28 Minuten
Der Argentinier Lionel Messi und Ahmed Musa aus Nigeria kämpfen um den Ball.
In Argentinien ist man vor allem stolz auf die Leistungen der Nationalmannschaft. © dpa-Bildfunk / Cezaro De Luca
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt |
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In Argentinien ist der Nationalstolz ziemlich weit verbreitet. Auch die Singapurer sind sehr stolz darauf, Singapurer zu sein. Sie nennen es aber eher Patriotismus. Die Briten hingegen gehen mit ihrem Nationalismus ziemlich locker um.
Friedbert Meurer in London:
"Ich würde sagen, in Großbritannien ist der Nationalismus nicht so ein großes Thema wie in Deutschland. Die Briten gehen mit ihrem Nationalismus ziemlich locker um, sie haben ein ganz anderes Bild von ihrer eigenen Geschichte als wir Deutschen. Das ist ungebrochen. Man kann nicht erwarten, dass die Briten sich zwei Mal am Tag für ihr Kolonialerbe entschuldigen. Die Allermeisten halten das doch eigentlich für zumindest nicht des großen Aufhebens wert. Also, man sieht Nation als etwas Positives. Man sagt dann eher Patriotismus."
Karin Senz in Istanbul:
"Ich glaube schon, dass der Nationalismus in der Türkei wieder stärker geworden ist. Man kann das z.B. an Kinofilmen sehen. ’Ayla’, das war ein Film, der ist so Ende 2017 hier angelaufen. Da ging es um einen türkischen Soldaten im Koreakrieg, so ein richtiger Monumentalfilm war das. Da sprangen die Türken tatsächlich auch drauf an, der lief richtig gut hier. Also ich glaube schon, dass man daraus auch ablesen kann, dass es mehr Nationalbewusstsein in der Türkei gibt."*
Holger Senzel in Singapur:
"Man würde es hier eher als Patriotismus bezeichnen. Die Singapurer sind sehr, sehr stolz darauf, Singapurer zu sein. An allen Häusern hängen hier die singapurer Fahnen. Es gibt einen Nationalfeiertag, da zeigt die Luftwaffe Manöver in der Luft, da wird dieses Lied gesungen, "Count on me", zähl auf mich, alle Träume werden wahr. Der Patriotismus hier hat ein bisschen was Amerikanisches. Nationalistisch hat ja auch etwas mit rassistisch zu tun, das ist es nicht!"
Ivo Marusczyk in Buenos Aires:
"Nationalismus ist hier in Argentinien ein riesiges Thema. Man hört es auch nicht sehr gerne, wenn das Land kritisiert wird. Natürlich ist man vor allem auf die Leistungen der argentinischen Nationalmannschaft stolz. Und ansonsten, man ist stolz auf das gute Rindfleisch, man ist stolz auf das Essen, und man ist stolz darauf, dass man sich irgendwann von den Spaniern losgesagt hat. Und da ist Nationalstolz und eine gewisse Arroganz gegenüber anderen Ländern ziemlich weit verbreitet."
Tim Aßmann in Tel Aviv:
"Es gibt ein neues Nationalstaatgesetz, das dem jüdischen Glauben überall den Vorrang gibt. Also, der Staat wird zum Beispiel dazu angehalten, Wohnungsbau in jüdischen Vierteln besonders voranzutreiben. Oder hebräisch wird zur einzigen Amtssprache erklärt, und Arabisch erhält nur einen Sonderstatus. Aber es ist auch ein Streit entbrannt, weil viele Israelis sagen, das geht uns zu weit. In Israel begegnet einem das nationale Bewusstsein auch an Schulen. Da wird dann zum Beispiel die Nationalhymne gesungen, es wird an die Kriege erinnert, die dieses Land um seine Existenz führen musste. Wenn wir über Nationalismus und dieses Bekenntnis der jüdischen Israelis zu ihrem Land reden, dann ist das natürlich nichts, was man mit irgendeinem anderen Land vergleichen kann."

"Alltag anders" – wie immer zusammengestellt von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt. Und wenn Sie einen Themenvorschlag haben, dann schicken Sie ihn gern an diese Adresse Alltag.anders@deutschlandfunkkultur.de

*aktualisierte Online-Fassung
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