Kosovo

Land ohne Hoffnung

Ein Mann bettelt barfuß um Geld in in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo.
Eine Straße in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo. © picture alliance / dpa / Valerie Plesch
Von Ralf Borchard |
Die kosovarische Regierung gilt als hoch korrupt, der Wirtschaft geht es schlecht. Immer mehr Kosovaren suchen deshalb den Ausweg in der Flucht − vor allem nach Deutschland.
Im Grenzgebiet zwischen Serbien und Ungarn steht eine Gruppe junger Flüchtlinge neben einem Polizeibus. Die serbischen Grenzer haben sie durchgelassen. Jetzt hoffen die Männer, dass auch die ungarischen Beamten sie weiterziehen lassen. Die Männer kommen aus dem Kosovo und haben alle das gleiche Ziel:
"Nach Deutschland gehen natürlich. Ein besseres Leben suchen, ein bisschen Arbeit, aber nicht mehr in den Kosovo kommen. Kosovo war immer schlimm. Immer. Jetzt ist es mehr als früher. Es gibt keine Arbeit. Auch wenn es die gibt, wir müssen für fünf Euro den ganzen Tag, zwölf Stunden, 14 Stunden, 20 Stunden arbeiten, nur für fünf oder zehn Euro. Was soll man mit zehn Euro kaufen?"
Seinen Namen will der Mann nicht nennen. Er spricht wie viele Kosovaren Deutsch, weil er während des Kosovo-Kriegs als Flüchtlingskind in Deutschland war. Bis er zurückgeschickt wurde:
"Ja, wir hatten keine deutschen Papiere. Unser Asyl war fertig. Wir hatten keine andere Wahl."
Muss er nicht auch jetzt damit rechnen, zurückgeschickt zu werden?
"Nein auf keinen Fall. Nur wenn ich tot bin. So leben? Auf keinen Fall. Ich würde mich umbringen. Was soll man im Kosovo machen? Ich schlafe in einem Zelt. In einem Zelt. Seit drei Jahren. Es ist schwierig. Wir sind fünf. Wenn ich ein bisschen Geld spare, würde ich meine Familie so schnell wie möglich nach Deutschland bringen."
Und warum sind gerade jetzt, Anfang 2015, so viele Menschen auf einmal aus dem Kosovo geflüchtet?
"Es gibt kein besseres Leben. Die suchen alle. Die haben kein Haus, keine Arbeit. Nichts."
Ganze Häuserblocks stehen leer
Zehntausende Menschen haben in den vergangenen Monaten das Kosovo verlassen - wie viele genau, weiß niemand. Familien, Alleinstehende, auch viele junge, gut ausgebildete Leute sind gegangen. In manchen Ortschaften im Kosovo liegen ganze Häuserblocks, halbe Straßenzüge wie ausgestorben da, Tausende Schüler fehlen im Unterricht.
Ein Café im Zentrum von Pristina, der Hauptstadt des Kosovo. Auch Faton Latifi wollte nach Deutschland. Vier Wochen war der 38-Jährige unterwegs, jetzt ist er zurück und erzählt:
"Ich wollte gehen mit Familie. Weil in Deutschland leben ist besser als hier. Hier sind ökonomische Probleme. Für normale Leute wie mich: kein Job, kein gar nichts. Überhaupt keine Chance für einen Job."
Eine Frau verabschiedet sich am Busbahnhof von Pristina, Kosovo. Der Bus fährt nach Belgrad; von da aus reisen die Flüchtlinge über die ungarische Grenze aus.
Eine Frau verabschiedet sich am Busbahnhof von Pristina, Kosovo. Der Bus fährt nach Belgrad; von da aus reisen die Flüchtlinge über die ungarische Grenze aus.© picture alliance / dpa / Valerie Plesch
Er ist ausgebildeter Koch, hat schon in den 90er-Jahren in Hannover und Mainz gejobbt. Und weil hier im Kosovo niemand ohne Beziehungen zur Regierung, zu einem der mächtigen Familienclans gute Jobchancen hat, weil sich seit Jahren Hoffnungslosigkeit breitmacht, wie er sagt, hat sich auch Faton auf den Weg gemacht mit seiner Frau und zwei Söhnen, vier und sieben Jahre alt. Erst mit dem Bus von Pristina nach Belgrad, dann mit dem Taxi zur serbisch-ungarischen Grenze. Dort begann ein Albtraum:
"Erst haben uns auf serbischer Seite vermummte Kriminelle bedroht und Geld abgepresst", erzählt Faton, abwechselnd auf Deutsch und Albanisch. "Sechs Stunden sind wir zu Fuß durch den Wald nach Ungarn, auch einen Fluss mussten wir durchqueren. Dann haben uns ungarische Grenzer festgehalten, von 9 Uhr abends bis 5 Uhr früh, im Freien, ohne irgendeinen Schutz. Die Kinder haben geweint", sagt Faton: "Für die Kinder war es schlimm. Immer habe ich gesagt: Kinder, jetzt gehen wir nach Deutschland. Und da ist es gut. Ich gehe arbeiten, ich kauf' dir das und kauf' dir das. Dafür, dass die Kinder nicht weinen."
Per Bus ging es schließlich in ein ungarisches Aufnahmelager, das ihnen wie ein Gefängnis vorkam, sagt Faton Latifi. Als klar war, dass sie weiter nach Deutschland wollen, ließen die ungarischen Behörden sie ziehen. Die Latifis schöpften wieder Hoffnung, in Budapest kauften sie ein Zugticket nach München:
"Ich wollte gehen von München, dann nach Mainz."
Doch kurz vor der Grenze nach Österreich war Schluss. Polizisten holten sie aus dem Zug - wieder in ein Lager, am Ende Abschiebung per Flugzeug zurück nach Pristina. Wie viel Geld er verloren hat?
"1500 Euro."
Kaum Unterstützung im Land selbst
Mit staatlicher Hilfe können die Latifis im Kosovo kaum rechnen. Die Sozialhilfe beträgt für eine Familie mit zwei Kindern rund 80 Euro im Monat, was nicht einmal entfernt für Lebensmittel reicht. Die Latifis haben das Glück, dass sie wieder bei Fatons Eltern wohnen können, doch selbst wenn Faton im Sommer - wenn es ein wenig Tourismus im Kosovo gibt - kurzzeitig Arbeit als Koch findet, wird er höchstens drei- bis vierhundert Euro im Monat verdienen. Am meisten Sorgen aber macht ihm jetzt sein Vierjähriger. Der siebenjährige Sohn geht nach einem Monat Pause wieder zur Schule, er ist okay, sagt Faton, doch sein jüngerer Sohn ist traumatisiert. Sobald ein Hund bellt, erinnert ihn das an die ungarischen Polizeihunde:
"Das kleine Kind hat auch jetzt Angst. Wenn die Nacht kommt, hat er Angst."
Werden sie es trotzdem wieder Richtung Deutschland versuchen?
"Nein, für jetzt habe ich die Nase voll. Wenn ich allein bin, ohne Kinder, ohne Frau, gehe ich noch mal wieder - aber mit Familie: nein, für jetzt nie wieder."
Aussicht auf Besserung der Lage im Kosovo sieht er kaum. Die Hoffnung, sagt Faton Latifi, bleibt für viele hier: Deutschland.
"Für uns kosovarische Leute ist Deutschland das beste Land, nicht nur in Europa, in der ganzen Welt. Weil die haben uns viel geholfen. Es war der Krieg hier. Wenn dir eine Person hilft, wirst du das nicht vergessen. Für das wollen wir gehen. Weil Deutschland hilft uns – immer."
Müsste nicht in erster Linie die Regierung des Kosovo den eigenen Leuten helfen? Valon Krasniqi ist Abteilungsleiter für Migration und Reintegration im kosovarischen Innenministerium. Auf die Frage, warum Rückkehrer oft keinerlei Unterstützung erhalten, sagt er:
"Wir haben unsere Gesetze. Ja, es gibt einen Fonds zur Wiedereingliederung - über 2,5 Millionen Euro. Aber nur für die, die das Kosovo vor 2010 verlassen haben."
Politik folgt im Kosovo sehr eigenen Regeln. Das Land ist jung, das jüngste Europas, nicht nur was das Durchschnittsalter angeht: Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25. Das Kosovo hat erst 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, unterstützt von den USA und den meisten EU-Staaten. Allerdings: Serbien und auch fünf EU-Mitgliedsländer erkennen die staatliche Unabhängigkeit nach wie vor nicht an.
Internationale Organisationen befinden sich im Kosovo
Weiter sind auch ausländische Truppen im Kosovo stationiert, darunter die Bundeswehr, um neue Konflikte zwischen albanischer Bevölkerungsmehrheit und serbischer Minderheit zu verhindern. Die Europäische Union ist über die Rechtsstaatsmission Eulex für die Reform von Polizei und Justiz verantwortlich. UN, OSZE, zahlreiche weitere Hilfsorganisationen sind im Land. Die internationale Gemeinschaft regiert also weiter mit. Doch formal ist die Regierung in Pristina verantwortlich. Der Abteilungsleiter im Innenministerium kann nur schätzen, wie viele Kosovaren das Land in den vergangenen Monaten verlassen haben:
"Nicht alle, die ausreisen, sind Migranten. Denn die Bürger des Kosovo können seit zwei Jahren mit dem Personalausweis nach Serbien reisen. Etwa, um dort Verwandte zu besuchen. Deshalb ist es für uns schwierig, zu sagen, wie viele wirklich die Grenze nach Ungarn überschritten haben."
Seit vergangenen Oktober, als die Flüchtlingszahl anzusteigen begann, hat die Regierung in Pristina versucht, Aufklärungskampagnen zu betreiben, sagt Valon Krasniqi.
"Die Leute hier wissen, dass zum Beispiel in Deutschland die Rückführungsprozedur oft neun Monate oder ein Jahr dauert. Und sie glauben, wenigstens so lange profitieren zu können. Unser Appell an Deutschland und andere EU-Länder lautet: Beschleunigt die Prozeduren. Stuft Kosovo als sicheres Herkunftsland ein und schickt die Leute schneller zurück."
Dass der Hauptgrund für die Flüchtlingswelle in der wirtschaftlich katastrophalen Ausgangslage im Kosovo liegt, weiß auch Valon Krasniqi. Doch die wirtschaftliche Lage im Land zu verbessern sei nicht sein Aufgabenbereich, betont er schulterzuckend.
Zu den regierungsunabhängigen Organisationen, die Rückkehrern im Kosovo zu helfen versuchen, gehört die deutsche Arbeiterwohlfahrt. Nezir Kolgeci leitet das Beratungszentrum der Arbeiterwohlfahrt Nürnberg in Pristina. Kolgeci hat selbst lange in Deutschland gelebt. Zwei- bis dreihundert Rückkehrer können er und seine Mitarbeiter hier betreuen:
"Also wir versuchen wirklich den Leuten, die zurückkommen, auf allen verschiedenen Ebenen zu helfen. Bei Behördengängen, Schulbildung, wir machen auch Kurse, wir machen verschiedene Aktivitäten mit den Kindern dazu, wir haben den Psychologen da, der mithilft. Also wir versuchen wirklich, mit allem, was möglich ist, den Leuten zu helfen, die Reintegration anzupassen, also hier Fuß zu fassen."
Fehlende Jobchancen als größtes Problem
Auch für die Familie Stavica war das Büro der Arbeiterwohlfahrt nach der Rückkehr aus Deutschland die erste Anlaufstelle. In ihrem Heimatort Rahovec im Süden des Kosovo sind sie erst mal bei Bekannten untergekommen. In einem kleinen Zimmer mit Holzofen schaukelt Hatixhe Stavica ihren knapp einjährigen Sohn in einer alten Wiege. Er ist in Schweinfurt geboren, wo sie sieben Monate lang als Asylbewerber gelebt haben. Bis die Abschiebung drohte:
"Ich würde sofort zurückgehen nach Deutschland, wenn ich könnte. Vor allem die medizinische Versorgung war im Vergleich zum Kosovo wunderbar. Hier können wir uns keinen Arzt leisten."
Zurück in Pristina im Büro der Arbeiterwohlfahrt. Auf die Frage, was sich vor allem ändern müsste im Kosovo, sagt Projektleiter Nezir Kolgeci:
"Das Wichtigste, was also wirklich die Leute hier brauchen, das ist ein Job. Wir verlieren ja auch wirklich gute Menschen hier vom Kosovo, gut ausgebildete Menschen, die weggehen. Wenn die Leute hier einen Job haben - das ist das Beste, was man tun könnte."
Die Regierung hier tut nichts, jedenfalls zu wenig für die Menschen - und auch die internationale Hilfe für das Land ist kräftig schief gelaufen, meint Kolgeci:
"Also wenn es nicht schief gelaufen ist, wären die Leute nicht weggegangen. Also ich denke schon: In Pristina ist es schön. Aber wenn man wirklich raus, außerhalb von Pristina fährt, wenn man die Leute dann draußen fragt – ist es ganz anders. Wenn ich draußen bin, ist es wirklich zum Heulen traurig. Es ist wirklich zum Heulen traurig, was mit diesem Land passiert."
Es gibt auch optimistischere Stimmen im Kosovo. Besa Luci sitzt in einem der neuesten Cafés von Pristina – das schicke Design würde auch in ein Café in Berlin, Paris oder London passen. Die 29-Jährige ist eine der prominentesten Bloggerinnen des Kosovo, sie hat in Bulgarien und den USA studiert, hätte dort bleiben können, aber sie ist zurückgekommen, weil sie an ihr Land glaubt und es mit aufbauen möchte, wie sie sagt.
"Pristina ist sehr lebhaft, sehr dynamisch. Es ist immer eine Menge los hier. Vor allem kulturell gibt es eine pulsierende Szene - vergleichbar mit anderen Hauptstädten in Europa. Und viele der gut ausgebildeten Leute sind weiter hier und engagieren sich. Viele, die im Ausland studiert haben, sind zurückgekommen. Manche arbeiten für internationale Organisationen, manche in den Medien, manche in Unternehmen. Sie sind hier."
Rückkehrer versuchen, die Situation zu verbessern
Vor fünf Jahren hat Besa Luci das Online-Magazin "Kosovo 2.0" gegründet, das auf Albanisch, Serbisch und Englisch über verschiedenste Themen von Politik und Sport bis Kultur und Lifestyle informiert. Für die jüngste Flüchtlingswelle sieht Besa Luci vor allem zwei Gründe: Die Frustration, dass das Land auch sieben Jahre nach der Unabhängigkeit nicht vorankommt. Und das Gefühl, in Europa als Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden, im Kosovo eingesperrt zu sein. Für die Nachbarstaaten auf dem Balkan gilt inzwischen Visa-Freiheit: Verwandtenbesuche oder Reisen in ein EU-Land von bis zu drei Monaten sind ohne Visum möglich. Nur nicht für Bürger des Kosovo:
"Was unsere Regierung neben der Visa-Liberalisierung erreichen müsste, sind Austauschprogramme, die eine befristete Arbeitserlaubnis für Kosovaren beinhalten. Das Kosovo hat eine extrem junge Bevölkerung. Die Leute brauchen die Erfahrung, vorübergehend im Ausland arbeiten zu können, auch, um sich keine Illusionen über die Verhältnisse dort zu machen. Und dazu gehört auch die Möglichkeit, frei reisen zu können. Dies ist ein Land mit 1,8 Millionen Menschen, das in Europa in Isolation gehalten wird. Alle anderen Länder des Westbalkans haben die Visa-Liberalisierung."
Die Möglichkeit, ohne Visum reisen zu können, wäre der richtige Schritt, sagt auch der Politikwissenschaftler Lulzim Peci. Die Befürchtung, dass dann noch mehr Menschen dauerhaft in Richtung EU strömen, hält er für unbegründet:
"Die Visa-Liberalisierung würde keineswegs deutlich mehr Auswanderung erzeugen. Im Gegenteil: Die Leute wären in der Lage, legal zu reisen. Viele hätten keinen Grund mehr, Asyl zu beantragen. Die Visa-Liberalisierung würde die Migration, die Bewegungsfreiheit in legale Bahnen lenken. Vom Kosovo in den Westen und genauso vom Westen zurück ins Kosovo."
Auch Lulzim Peci gehört zu einer gut ausgebildeten Mittelschicht, die bewusst im Kosovo bleibt, um Veränderungen zu bewirken. Er war früher Botschafter des Kosovo in Schweden, jetzt leitet er die regierungskritische Politikberatungsfirma "Kipred". Und kritisiert nicht nur die, wie er sagt, korrupte eigene Regierung. Er kritisiert auch die Europäische Union, die die Regierenden im Kosovo stützt, statt sie zu Änderungen zu zwingen:
"Die internationale Gemeinschaft schützt die politische Nomenklatura, zugunsten des Dialogs mit Belgrad. Der Ausgleich zwischen Kosovo und Serbien steht für die EU über allem. Weil die EU das politische Establishment im Kosovo stützt, haben die normalen Leute die Hoffnung verloren, etwas ändern zu können. Die Regierenden werden als unantastbar gesehen, weil sie stets ungestraft davonkommen."
Viele hoffen auf Deutschland
Und welcher EU-Staat könnte am ehesten Druck ausüben? Deutschland, sagt Peci.
"Wir hoffen sehr darauf, dass Deutschland seinen Einfluss als stärkstes EU-Land nutzt, um Kosovo zu Schritten in Richtung Rechtsstaat zu drängen. Die Regierung in Berlin sollte ein klares Signal aussenden, dass Deutschland die Menschen im Kosovo unterstützt, Kosovo als Staat unterstützt, aber keinen Politiker unterstützt, der in Korruption oder Kriminalität verwickelt ist. Eine solches Signal würde ein Zeichen der Hoffnung setzen, dass Wandel im Kosovo möglich ist."
Wird sich etwas ändern im Kosovo in den nächsten Jahren?
"Ich sehe kurzfristig keine Aussicht auf Änderung. Weil es darum geht, die ganze politische Kultur im Kosovo zu verändern. Die nächsten fünf Jahre brauchen wir als Übergangsphase von der Krise in Richtung Normalität. Aber in zehn Jahren sehe ich die Chance, dass sich wirklich etwas vorwärts bewegt."
Am Busbahnhof von Pristina steht der 19-jährige Gentrit Muciqi am Ticketschalter. Hier am Busbahnhof hat die Reise für die meisten Kosovo-Flüchtlinge begonnen. Die Hektik, die zu Jahresbeginn herrschte, hat nachgelassen. Im Januar fuhren jeden Abend bis zu 20 Busse Richtung serbisch-ungarische Grenze. Inzwischen sind es pro Tag im Schnitt noch zwei. Gentrit hat sein Fachabitur hinter sich. Er ist schon einmal von der ungarischen Grenze zurückgeschickt worden. 900 Euro hat ihn der Versuch gekostet, ein Großteil seiner Ersparnisse. Immer wieder kehrt er zum Busbahnhof zurück, um die Ticketpreise zu prüfen.
"Heute gab es kein Ticket mehr. Für die nächsten drei Tage ist alles ausgebucht."
Manche seiner Freunde haben es ins Ausland geschafft. Und die, die noch da sind, sprechen vor allem über eins: gehen oder bleiben. Im Moment zögert Gentrit noch, wieder Richtung Deutschland aufzubrechen. Doch irgendwann wird er es wohl tun:
"Weil ich auf ein besseres Leben hoffe. Ich glaube nicht, dass sich bald etwas ändert im Kosovo. Das ist der Grund."
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