Wie Hamburg die Notbremse zog
Hamburg erfreut sich an der Elbphilharmonie. Der Ärger über die Kostenexplosion ist verflogen. Immerhin ist das Konzerthaus mit 800 Millionen Euro zehnmal so teuer wie geplant geworden. Dass die Kosten nicht noch weiter sind, ist dem Eingreifen des Senats zu verdanken.
Die gute Laune war Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz anzusehen. Drei Monate hatten die zähen Nachverhandlungen zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Baukonzern Hochtief gedauert. Dann endlich konnte der Vertrag präsentiert werden, der die Kosten der Elbphilharmonie ein für alle Mal deckeln sollten.
"Wir haben umfassende Garantien bekommen, was die Qualität, was die Zeiträume betrifft, was den Preis betrifft. Für uns ist sichergestellt, dass Risiken, wie sie in der Vergangenheit in dem Bauvorhaben immer wieder neu entstanden sind, nicht mehr auftreten können."
"Wir haben umfassende Garantien bekommen, was die Qualität, was die Zeiträume betrifft, was den Preis betrifft. Für uns ist sichergestellt, dass Risiken, wie sie in der Vergangenheit in dem Bauvorhaben immer wieder neu entstanden sind, nicht mehr auftreten können."
Aus 77 wurden 800 Millionen
Die erste Kostenschätzung für den Prestigebau belief sich auf harmlose 77 Millionen Euro. Das rechnete der Senat unter Bürgermeister Ole von Beust vor. Er war wild entschlossen, das Projekt durchzuziehen:
"Ich glaube, das ist eine Sache, die vielen Hamburgern am Herzen liegt und ich möchte diese Philharmonie auf jeden Fall!"
"Ich glaube, das ist eine Sache, die vielen Hamburgern am Herzen liegt und ich möchte diese Philharmonie auf jeden Fall!"
Am Ende hatten sich diese Baukosten verzehnfacht. Auf knapp 800 Millionen Euro. Auf der Suche nach den Gründen dafür fällt vor allem die Planlosigkeit auf, mit der das Projekt gestartet wurde. Zweifelsohne legten die Schweizer Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron einen imposanten Entwurf vor, der auch den heute immer noch andauernden Bauarbeiten zu Grunde liegt. Nur durchgeplant, vor allem durchgerechnet war das Projekt noch lange nicht. Obwohl es mit seinen Anforderungen an die Statik und seine Standfestigkeit im Hafenschlick und an die Akustik des Konzertsaals einzigartig komplex ist, wurde im Frühjahr 2007 die Grundsteinlegung gefeiert. Die Hamburger Politik lauscht Pierre de Meuron, ergriffen, fast besoffen:
"Die Architektur des Raumes entwickelt sich dann konsequent aus der Logik aus akustischer und visueller Wahrnehmung der Musik. Und diese Logik führt zu einem neuen Ergebnis! Die Ränge reichen höher in den Gesamtraum hinein. Ränge, Wände, Decken bilden eine räumliche Einheit …"
… und auch Hamburgs damalige Kultursenatorin Barbara Kisseler war überzeugt: Die Schwierigkeiten des Projekts wurden im allgemeinen Jubel schlicht ausgeblendet:
"Das erstaunt schon in so einer nüchternen Kaufmannsstadt wie Hamburg, dass da nicht jemand mal gesagt hat: Leute! Bisschen länger mal nachdenken, bisschen länger kalkulieren! Dann müssen wir hinterher nicht draufzahlen!"
"Die Architektur des Raumes entwickelt sich dann konsequent aus der Logik aus akustischer und visueller Wahrnehmung der Musik. Und diese Logik führt zu einem neuen Ergebnis! Die Ränge reichen höher in den Gesamtraum hinein. Ränge, Wände, Decken bilden eine räumliche Einheit …"
… und auch Hamburgs damalige Kultursenatorin Barbara Kisseler war überzeugt: Die Schwierigkeiten des Projekts wurden im allgemeinen Jubel schlicht ausgeblendet:
"Das erstaunt schon in so einer nüchternen Kaufmannsstadt wie Hamburg, dass da nicht jemand mal gesagt hat: Leute! Bisschen länger mal nachdenken, bisschen länger kalkulieren! Dann müssen wir hinterher nicht draufzahlen!"
Senat vereinbart Globalpauschalfestpreis
Die Risiken bestanden vor allem in der Organisation der Unternehmung: Zu Beginn war die Stadt über ihre Realisierungsgesellschaft Auftraggeber des Projekts. Die Architekturbüros Herzog / de Meuron und Höhler + Partner waren als Planer tätig, Hochtief das ausführende Unternehmen. Über jede Verzögerung, vor allem über Kostensteigerungen stritten die drei Parteien. Am Ende musste der Auftraggeber, die Stadt Hamburg zahlen. - Nach der Neuverhandlung arbeiteten die Architekten und Hochtief unter einem Dach zusammen. Die Stadt erklärte sich bereit, ein letztes Mal Geld nachzuschießen: 200 Millionen Euro. Dafür galt danach ein sogenannter Globalpauschalfestpreis vereinbart. Zur Zufriedenheit von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz:
"Immer wieder ist für die Stadt Qualitätssicherung, Preissicherung und Garantiesicherung darin festgehalten und gleichzeitig haben wir ausreichend Möglichkeiten, zu kontrollieren, dass alles auch so geschieht."
Vereinbart wurde, dass, wenn gravierende Baumängel festgestellt werden, die Stadt den Vertrag kündigen darf. Bei Verzögerungen hätte Hochtief Strafgelder zahlen müssen, bis zu 575.000 Euro pro Tag. Sogar Norbert Hackbusch von der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft war mit dieser Konstruktion einigermaßen zufrieden:
"Wir haben ja mittlerweile eine Verzehnfachung des Preises, das ist selbst für andere öffentliche Gebäude schon äußerst außergewöhnlich. Und dementsprechend muss ja auch irgendwann mal Ende sein mit der Spirale nach oben. Aber die Konstruktion so ist eine bessere. Wenn man die von Anfang an gehabt hätte, wären etliche Preissteigerungen, die passiert sind, so nicht passiert."
Bis zum Schluss hielt die Hansestadt Zahlungen in Höhe von 100 Millionen Euro zurück. Diese Summe wurde erst nach der letzten Abnahme der Elbphilharmonie überwiesen. Und spätestens mit den ersten Konzerten im Großen Saal hat sich der Ärger über die Kostenexplosionen des Projekts gelegt.
"Immer wieder ist für die Stadt Qualitätssicherung, Preissicherung und Garantiesicherung darin festgehalten und gleichzeitig haben wir ausreichend Möglichkeiten, zu kontrollieren, dass alles auch so geschieht."
Vereinbart wurde, dass, wenn gravierende Baumängel festgestellt werden, die Stadt den Vertrag kündigen darf. Bei Verzögerungen hätte Hochtief Strafgelder zahlen müssen, bis zu 575.000 Euro pro Tag. Sogar Norbert Hackbusch von der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft war mit dieser Konstruktion einigermaßen zufrieden:
"Wir haben ja mittlerweile eine Verzehnfachung des Preises, das ist selbst für andere öffentliche Gebäude schon äußerst außergewöhnlich. Und dementsprechend muss ja auch irgendwann mal Ende sein mit der Spirale nach oben. Aber die Konstruktion so ist eine bessere. Wenn man die von Anfang an gehabt hätte, wären etliche Preissteigerungen, die passiert sind, so nicht passiert."
Bis zum Schluss hielt die Hansestadt Zahlungen in Höhe von 100 Millionen Euro zurück. Diese Summe wurde erst nach der letzten Abnahme der Elbphilharmonie überwiesen. Und spätestens mit den ersten Konzerten im Großen Saal hat sich der Ärger über die Kostenexplosionen des Projekts gelegt.