"Mit weiteren Maßnahmen verknüpfen"
Hilft kostenloser Nahverkehr, um die Zahl der Autos in Städten zu verringern? Ganz so einfach sei das nicht, meint Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher.
Kostenloser öffentlicher Nahverkehr - davon hält der Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher von der Technischen Universität Wien nichts. Zumindest dann, wenn es vor allem darum geht, dadurch den privaten Autoverkehr zu verringern.
Nur sehr wenig Wirkung sei bisher mit Versuchen erzielt worden, wenn nur die Kosten weggestrichen worden seien, sagt er. "Hingegen sind Preisveränderungen immer mit Verhaltensänderungen verbunden, allerdings nur dann in der Richtung, die erwünscht wird, wenn man entsprechende Maßnahmen im Autoverkehr ergreift. Das heißt: Kein kostenloses Parken mehr im gesamten Stadtgebiet, Verringerung der Angebote an Parkraum, eine Einführung von 'Verkehrserreger-Abgaben' bei Shopping-Center oder großen Garagen - dann beginnt der Autofahrer, sich nach Alternativen umzusehen", sagt er.
Ohne diese Maßnahmen komme der Zuwachs an Fahrgästen oftmals aus anderen Gruppen - wie zum Beispiel Fahrradfahrern.
Reichsgaragenordnung gehöre abgeschafft
Wenn die Bundesregierung wirklich etwas tun wolle, müsse sie die Reichsgaragenordnung aus dem Jahr 1939 abschaffen, die bedinge, dass zu jeder Wohnung ein Parkplatz gebaut werden müsse. "Das Parken im öffentlichen Raum muss den Marktpreis bezahlen!", fordert er. "Das sind einige hundert Euro im Monat!" Man müsse den Autofahrern die Parkplätze, "die sie sich sozusagen als Besatzungsmacht angeeignet haben", wieder wegnehmen. "Und dann funktioniert das! Dann weichen die Leute wieder aus", meint Knoflacher.
In Wien koste ein Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr einen Euro pro Tag. "Der Erfolg ist enorm!", sagt Knoflacher. Die Anzahl der Jahresticketnutzer habe sich durch die geringeren Kosten verdoppelt, "aber das auch nur, weil nahezu gleichzeitig in allen Bezirken kostenloses Parken im öffentlichen Raum abgeschafft wurde."