Kotaro Isaka: "Bullet Train"

Nächster Halt Genickbruch

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Das Cover des Krimis von Kotaro Isaka, "Bullet Train". Auf dem Cover steht der Titel in zwei Zeilen in hellblauer Schrift. Zwischen Bullet und Train schiebt sich ein Schnellzug. Das Buch ist auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur. (Bildrechte Buchcover: Hoffmann und Campe)
© Hoffmann und Campe

Kotaro Isaka

Bullet TrainHoffmann und Campe, 2022

380 Seiten

22,00 Euro

Von Katrin Doerksen |
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Eine Handvoll Killer auf kleinstem Raum: Kōtarō Isaka inszeneriert in seinem Krimi "Bullet Train" eine actionreiche Gangstergeschichte in den schmalen Gängen eines japanischen Hochgeschwindigkeitszuges.
Mit gut dreihundert Sachen fährt der Hochgeschwindigkeitszug Hayate von Tokio aus in Richtung Norden, nach Morioka an der obersten Spitze der japanischen Hauptinsel Honshu. An Bord sind fünf professionelle Killer. Das ist die Ausgangssituation in Kōtarō Isakas „Bullet Train“, der in seiner Heimat Japan schnell zum Bestseller avancierte.

Ein Prinz und ein Auftragsmörder

Kimura will einen Oberschüler zur Rede stellen, der seinen kleinen Sohn ins Koma befördert hat. Der Schüler nennt sich Prinz und empfindet größtes Vergnügen dabei, seine Mitmenschen in die Verzweiflung zu treiben. Nanao wiederum trägt den Spitznamen Marienkäfer, hält sich ironischerweise aber für den glücklosesten Auftragsmörder im ganzen Business.
Sein Job scheint einfach, schließlich soll er nur einen ominösen Koffer an sich nehmen und damit aus dem Zug steigen. Doch er hat seine Rechnung ohne die Zitrusfrüchte gemacht: Ein Gangsterduo, das auf die klangvollen Namen Lemon und Tangerine hört, hat just eben jenen Koffer mitsamt einem Teenager Geiselnehmern entwendet und soll beides zurück zum besorgten Papa eskortieren, seines Zeichens gefürchteter Boss in der japanischen Unterwelt.

Ein Krimi macht Tempo

„Bullet Train“ spielt sich fast ausschließlich in einem "Shinkansen", dem japanischen Schnellzug, ab und das Tempo ist dem Fortbewegungsmittel angemessen: Gekämpft wird in schmalen Gängen, in beengten Sitzreihen und Waschnischen.

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Den Killern bleibt nichts anderes übrig als schnell und diskret vorzugehen, um die übrigen Mitreisenden nicht in Alarmbereitschaft zu versetzen. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn wegen eines plötzlichen Ruckeln des Zuges versehentlich Genicke brechen ...

Ein tragischer Antiheld

Neben all der grellen Action nimmt sich Isaka auch Zeit für das Innenleben seiner Protagonisten. Mit jedem Kapitel wechselt er die Perspektive und passt damit auch seinen Tonfall entsprechend an: Kimura ist ein abgerissener Typ, der zu viel trinkt, sich selbst als größte Enttäuschung seiner Familie wahrnimmt.
Seine selbstgeißelnden Introspektionen geben „Bullet Train“ einen tragischen Antihelden, wohingegen die rasanten Schlagabtäusche, gespickt mit popkulturellen Referenzen der Zitrusfrüchte, eher an klassische Buddykomödien erinnern. Und wenn der manipulative Prinz allen Erwachsenen seine Lieblingsfrage stellt - warum darf man eigentlich nicht töten? - liest sich das wie ein sinistrer Psychothriller.

Die Verfilmung mit Brad Pitt ist schon angekündigt

Schon Ende Juli kommt die Verfilmung von „Bullet Train“ in die Kinos. Mit Brad Pitt und Sandra Bullock in den Hauptrollen und dem ehemaligen Stuntkoordinator David Leitch („Atomic Blonde“) auf dem Regiestuhl ist dabei mit einem klassischen Sommerblockbuster zu rechnen, mit einem überdrehten Actionspektakel.
Das Subgenre hat eine gewisse Tradition: Man denke an Bong Joon-hos „Snowpiercer“, der auf dem klaustrophobischen Raum eines überlangen Zuges einen kompletten gesellschaftlichen Mikrokosmos abbildet. Genau das ist „Bullet Train“ nicht. Entscheidend scheint für Isaka viel mehr der Spaß an der Sache, am Genre, am Experiment.

Großes Kino im Buchformat

„Es gibt keinen Gott“, lässt er den Prinzen einmal resümieren. „Und wenn, dann hat er uns bloß in einen Glaskasten geworfen und guckt, was passiert.“ Das ist schon eher die Rolle Isakas: Er ist der Auftraggeber, der all seine Killer im geschlossenen Setting, im Glaskasten platziert, das Ganze ins Rollen bringt und schaut was passiert.
Das ist sogar schon in Textform großes Kino.

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