Kranke Rituale narzisstisch Gestörter
Was als harmloses Treffen von bislang sich unbekannten Nachbarn beginnt, endet als quälende Kette von Bosheiten und Demütigungen. Thomas Ostermeier zeigt mit Lars Noréns "Dämonen" ein Paar, das in seiner eigenen Beziehungshölle gefangen ist und ein anderes Paar mit zu verstricken sucht.
Es ist wieder ein schicker, gestylter Innenraum, in dem Thomas Ostermeier seine Paar-trifft-Paar-Orgie einrichtet. Ein Spielpodest auf einer Drehbühne, die videounterstützt in zauberhaft melancholischen Vexierbildern eine Vielzahl zersplitterter Bilder vorführt. Hier wütet Frank, der, emotional von seiner Mutter nie losgekommen, zu einer wirklichen Beziehung mit Katarina nicht in der Lage ist. Gelegentlich sehen wir Lars Eidingers irgendwie unheilverheißenden Blick, der aus dem Geschehen in eine abgründige Leere führt.
Vor allem Brigitte Hobmeier als Katarina gelingt es immer wieder, hinter den längst langweilig gewordenen Verletzungsritualen ein wirkliches Leiden, eine leise Verzweiflung anzudeuten. Sie ist, nach Anne Tismer als Nora und Katharina Schüttler als Hedda Gabler die dritte große weibliche Leidensfigur in Ostermeiers Theater der privaten Höllenqualen: Nachdem sich Katharina einen Indianerkopfschmuck angelegt hatte und damit auf dem sexuellen Kriegspfad Jagd auf den Nachbarn Thomas gemacht hatte, nachdem Frank ihr die Asche seiner Mutter über das lange rotblonde Haar geschüttet hatte, quält sie sich in einem hoffnungslosen Beischlafversuch mit dem mittlerweile völlig betrunkenen Thomas herum.
Wo der Autor mit einer Kreuzigung des Muttersöhnchens Frank ein krasses symbolistisches Ende vorgesehen hatte, öffnet Ostermeier das Stück für eine weitaus realistischere Unendlichkeit in der Beziehungshölle. Neben Brigitte Hobmeier und Lars Eidinger, die das kinderlose Yuppiepärchen spielen, treten Eva Meckbach und Tilman Strauß als gestresste Eltern vom Stockwerk darunter auf – ein vorzügliches Quartett in diesem Schauspielertheater um die krank machenden Rituale von narzisstisch Gestörten.
"Dämonen"
von Lars Norén
Regie: Thomas Ostermeier
Premiere am 2. März 2010 an der Schaubühne Berlin
Vor allem Brigitte Hobmeier als Katarina gelingt es immer wieder, hinter den längst langweilig gewordenen Verletzungsritualen ein wirkliches Leiden, eine leise Verzweiflung anzudeuten. Sie ist, nach Anne Tismer als Nora und Katharina Schüttler als Hedda Gabler die dritte große weibliche Leidensfigur in Ostermeiers Theater der privaten Höllenqualen: Nachdem sich Katharina einen Indianerkopfschmuck angelegt hatte und damit auf dem sexuellen Kriegspfad Jagd auf den Nachbarn Thomas gemacht hatte, nachdem Frank ihr die Asche seiner Mutter über das lange rotblonde Haar geschüttet hatte, quält sie sich in einem hoffnungslosen Beischlafversuch mit dem mittlerweile völlig betrunkenen Thomas herum.
Wo der Autor mit einer Kreuzigung des Muttersöhnchens Frank ein krasses symbolistisches Ende vorgesehen hatte, öffnet Ostermeier das Stück für eine weitaus realistischere Unendlichkeit in der Beziehungshölle. Neben Brigitte Hobmeier und Lars Eidinger, die das kinderlose Yuppiepärchen spielen, treten Eva Meckbach und Tilman Strauß als gestresste Eltern vom Stockwerk darunter auf – ein vorzügliches Quartett in diesem Schauspielertheater um die krank machenden Rituale von narzisstisch Gestörten.
"Dämonen"
von Lars Norén
Regie: Thomas Ostermeier
Premiere am 2. März 2010 an der Schaubühne Berlin