Techno mit echten Instrumenten
Auftritte auf U-Bahnhöfen, öffentlichen Toiletten oder unter S-Bahn-Brücken. Spielen, bis die Polizei kommt – damit ist die Berliner Band Camera bekannt geworden. Nun legt das Trio sein drittes Album vor.
Vor zwei, drei Jahren machte in Berlin ein Gerücht die Runde, dass man eine der besten Bands der Stadt, von der man erst mal gar nicht wusste, wie die heißt, auf U-Bahnhöfen, unter S-Bahn-Brücken oder sogar öffentlichen Toiletten live erleben könnte.
Irgendwann fand jemand mal den Begriff Krautrock-Guerilla dafür. Die Band, ein Trio übrigens, heißt Camera und hatte bislang zwei Alben veröffentlicht – das dritte, "Remember I Was Carbon Dioxide", ist nun erschienen.
Bei uns im Studie waren die Camera-Musiker Michael Drummer und Timm Brockmann zu Gast. - Wie sind sie eigentlich darauf gekommen, nur an öffentlichen Orten zu spielen – bis die Polizei kommt?
"Wir hatten keine Lust, nach Auftritten zu fragen und dann zu warten, wenn man einfach sich das Zeug nehmen kann und rausgehen kann und spielen. Für uns war das so ein bisschen, den Probenraum auf die Straße verlagern. Da spielt man immer mit mehr Feuer dahinter. Man hat sozusagen gleich ein Publikum vor sich", erzählt Timm Brockmann.
Stücke, die hypnotisch wirken
Bis die Streifenwagen auftauchten, habe es "manchmal fünf Minuten, manchmal fünf Stunden" gedauert. Die Konzerte hätten immer für eine schöne Gemeinschaft im Publikum gesorgt - mit Obdachlosen, Diskogängern oder Anzugträgern.
Ihre Musik sei so eine Art "Techno mit richtigen Instrumenten gespielt", habe mal jemand gesagt – "lange Stücke, die motorisch sind und auch hypnotisch, genau so funktioniert ja auch Techno", meint Brockmann.
Der Titel der neuen Platte spiele übrigens auf ein Zitat des Schriftstellers William S. Burroughs an. "Man kann da halt was reininterpretieren – dass alles seinen Ursprung hat und dass der Mensch sozusagen einmal was ganz anderes war und durch Transformation neue Sachen entstehen."