Kreative Arbeit gegen Unterkunft
Je unperfekter eine Umgebung, desto kreativer sind die Menschen. Dieser Überzeugung ist der Essener IT-Unternehmer und Erfinder Reinhard Wiesemann und hat aus dieser Idee heraus das so genannte Unperfekthaus gegründet. Alle Menschen, die in irgendeiner Weise kreativ sind, finden hier für ihre Arbeit kostenlos Unterschlupf.
Christoph Berloger: "Jetzt befinden wir uns in dem ehemaligen Beichtraum."
Christoph Berloger, ehemaliger Chef-Koch, ist Mitarbeiter im Essener Unperfekthaus.
Christoph Berloger: "Einen Beichtstuhl haben wir hier erhalten. (...) Da wird noch gebeichtet (..). Da gibt's einen Künstler, der Beichten abnimmt. Das ist der Stadtgeist (...). Der macht so Kuscheltiersegnungen, der hat auch den Terrortempel (…), der macht so eher provokante Kunst."
Um die Beichtstühle herum stehen, liegen und hängen Kunstwerke. Bilder baumeln an Schnüren quer im Raum. Im ganzen Haus hängen Fotografien, Montagen, Ölgemälde. Plastiken stehen herum und Graffitti schmücken Flure und Treppenhäuser. Von hier und dort erschallt ein wildes Durcheinander von probenden Musikern. 30 Bands haben hier ihren kostenlosen Proberaum gefunden.
Nichts scheint geordnet und organisiert und genau das ist Teil des Konzepts.
Wiesemann: "Der Begriff Unperfekthaus bezieht sich nicht darauf, dass irgendetwas nicht so gut klappt. Sondern er bezieht sich auf die Umgebung."
Reinhard Wiesemann, Chef vom Unperfekthaus, ist mittlerweile rund um die Uhr aus vollem Herzen mit seinem ungewöhnlichen Haus beschäftigt.
Wiesemann: "(...) Ich glaube, dass eine Umgebung, die von vornherein auf Unperfektion angesetzt ist, viel, viel besser ist für die Arbeit und letztlich sogar perfektere Arbeitsergebnisse erzeugt."
Wiesemann: "Weil, wenn ich in einem schick designten Büro bin, da kann ich nicht irgendwelche Nägel in die Wand hauen, die machen die Seidentapeten kaputt. (...) Das heißt die schick designte Umgebung, die engt meine Arbeitsmöglichkeiten ein. Wenn auch nur unterbewusst."
Insgesamt stehen in dem einstigen Franziskaner-Kloster 70 Räume zur Verfügung. Für insgesamt 300 verschiedene Projekte. Und es werden immer mehr, erklärt Christoph Berloger.
Christoph Berloger: "Leute, die hier (...) ein Projekt anmelden, müssen nur drei Kriterien erfüllen. Es muss interessant sein, es muss legal sein und es muss kreativ sein."
Zauberkünstler, Mittelalter-Märchenerzähler, Naturheiler, Dokumentarfilmer. Sogar ein Kaffeeröster oder ein Molekolarbiologe können hier basteln, Versuche durchführen oder eine Existenz aufbauen.
"Ihr seid hier im Didgeridoo-Bauraum. Ich biete hier zum Selbstbauen Digeridoos aus Bambus an, biete an Unterricht und habe einen Klangzirkel, wo man dann zusammen Musik machen kann."
Lutz Gießner hat das Unperfekthaus als Sprungbrett für seine Selbständigkeit als Didgeridoo-Bauer geholfen. Neben Computern und Kopierern werden ihm auch Werbemittel zur Verfügung gestellt. Noch nicht einmal Stromkosten braucht er zu bezahlen. Nur putzen muss er selbst.
Als Besucher zahlt man sieben Euro für eine Wochenkarte im Unperfekthaus. Dafür darf man zuschauen und vieles auch gleich ausprobieren.
"Das ist ein so genanntes Energie-Ei. Da kann man sich reinsetzen und das soll dann die Erdstrahlung abhalten. Da muss man dann aber auch 'ne halbe Stunde drin sitzen."
Lebensberatung, Kochkurse, Computer-Programmierung oder Zeichenkunst. Wer genug Input hat, kann sich auch einfach verwöhnen lassen. Mit Reiki- oder Klangschalen-Massagen:
"Was ihr hört, sind Klangschalen. Sie erzeugen einen undifferenzierten Klang. Viele Obertöne, viele Untertöne, Klänge, die schweben, und mit diesen Klangschalen kann man eine Massage machen."
Die Spielwerkstatt Rhinozeros – am früheren Kreuzgang des Klosters - ist für Kinder reserviert. Jeden Samstag wird vorgelesen. Ansonsten wird unter Anleitung von Wolfgang Bort gebastelt, getobt und ganz viel experimentiert.
" ...das ist Essigessenz. (...) So, und das kommt da rein (...). Jetzt muss man sehr zügig und bestimmt den Deckel draufmachen und rumdrehen. Das ist eine so genannte Indoor-Rakete…
...und dann kriegt der schlichte Wicht, also auch die Wichtin, also auch die weiblichen Kleinen, kriegen immer so'n zittern. Die wollen immer noch mal..."
Weitere Zuckerstücke für die Besucher: Kostenlose Parties, zu denen dann aber auch nicht geladene Gäste kommen können. Eine so genannte Angezogenen-Sauna – zur Vorbeugung von Erkältungen gedacht.
Ein separater Schlafraum für den Mittagsschlaf. Alles zusammen ein riesiges Angebot. Und das ist zurzeit auch das Problem, bilanziert Reinhard Wiesemann nach dem ersten Jahr:
"Wir haben so viele Aktivitäten im Haus und so viele Leute, die teilweise auch sehr unübliche Dinge tun. Das ist für einen Besucher (...) einfach völlig unübersichtlich. (...) Manche sagen: Sie sind erschlagen. Es ist einfach zu viel."
Das ist der nächste Schritt: Das unperfekte Haus soll übersichtlicher werden. Damit künftig noch mehr Besucher kommen. Zurzeit sind es etwa 50 pro Tag. Es sollen aber mindestens doppelt so viele werden, damit sich das Haus rechnet.
"Wir haben noch keinen Zustand erreicht, wo man jetzt sagen könnte "So muss man ein Unperfekthaus betreiben", sondern wir müssen noch eine ganze Menge ausprobieren. Es ist noch lange nicht fertig."
Christoph Berloger, ehemaliger Chef-Koch, ist Mitarbeiter im Essener Unperfekthaus.
Christoph Berloger: "Einen Beichtstuhl haben wir hier erhalten. (...) Da wird noch gebeichtet (..). Da gibt's einen Künstler, der Beichten abnimmt. Das ist der Stadtgeist (...). Der macht so Kuscheltiersegnungen, der hat auch den Terrortempel (…), der macht so eher provokante Kunst."
Um die Beichtstühle herum stehen, liegen und hängen Kunstwerke. Bilder baumeln an Schnüren quer im Raum. Im ganzen Haus hängen Fotografien, Montagen, Ölgemälde. Plastiken stehen herum und Graffitti schmücken Flure und Treppenhäuser. Von hier und dort erschallt ein wildes Durcheinander von probenden Musikern. 30 Bands haben hier ihren kostenlosen Proberaum gefunden.
Nichts scheint geordnet und organisiert und genau das ist Teil des Konzepts.
Wiesemann: "Der Begriff Unperfekthaus bezieht sich nicht darauf, dass irgendetwas nicht so gut klappt. Sondern er bezieht sich auf die Umgebung."
Reinhard Wiesemann, Chef vom Unperfekthaus, ist mittlerweile rund um die Uhr aus vollem Herzen mit seinem ungewöhnlichen Haus beschäftigt.
Wiesemann: "(...) Ich glaube, dass eine Umgebung, die von vornherein auf Unperfektion angesetzt ist, viel, viel besser ist für die Arbeit und letztlich sogar perfektere Arbeitsergebnisse erzeugt."
Wiesemann: "Weil, wenn ich in einem schick designten Büro bin, da kann ich nicht irgendwelche Nägel in die Wand hauen, die machen die Seidentapeten kaputt. (...) Das heißt die schick designte Umgebung, die engt meine Arbeitsmöglichkeiten ein. Wenn auch nur unterbewusst."
Insgesamt stehen in dem einstigen Franziskaner-Kloster 70 Räume zur Verfügung. Für insgesamt 300 verschiedene Projekte. Und es werden immer mehr, erklärt Christoph Berloger.
Christoph Berloger: "Leute, die hier (...) ein Projekt anmelden, müssen nur drei Kriterien erfüllen. Es muss interessant sein, es muss legal sein und es muss kreativ sein."
Zauberkünstler, Mittelalter-Märchenerzähler, Naturheiler, Dokumentarfilmer. Sogar ein Kaffeeröster oder ein Molekolarbiologe können hier basteln, Versuche durchführen oder eine Existenz aufbauen.
"Ihr seid hier im Didgeridoo-Bauraum. Ich biete hier zum Selbstbauen Digeridoos aus Bambus an, biete an Unterricht und habe einen Klangzirkel, wo man dann zusammen Musik machen kann."
Lutz Gießner hat das Unperfekthaus als Sprungbrett für seine Selbständigkeit als Didgeridoo-Bauer geholfen. Neben Computern und Kopierern werden ihm auch Werbemittel zur Verfügung gestellt. Noch nicht einmal Stromkosten braucht er zu bezahlen. Nur putzen muss er selbst.
Als Besucher zahlt man sieben Euro für eine Wochenkarte im Unperfekthaus. Dafür darf man zuschauen und vieles auch gleich ausprobieren.
"Das ist ein so genanntes Energie-Ei. Da kann man sich reinsetzen und das soll dann die Erdstrahlung abhalten. Da muss man dann aber auch 'ne halbe Stunde drin sitzen."
Lebensberatung, Kochkurse, Computer-Programmierung oder Zeichenkunst. Wer genug Input hat, kann sich auch einfach verwöhnen lassen. Mit Reiki- oder Klangschalen-Massagen:
"Was ihr hört, sind Klangschalen. Sie erzeugen einen undifferenzierten Klang. Viele Obertöne, viele Untertöne, Klänge, die schweben, und mit diesen Klangschalen kann man eine Massage machen."
Die Spielwerkstatt Rhinozeros – am früheren Kreuzgang des Klosters - ist für Kinder reserviert. Jeden Samstag wird vorgelesen. Ansonsten wird unter Anleitung von Wolfgang Bort gebastelt, getobt und ganz viel experimentiert.
" ...das ist Essigessenz. (...) So, und das kommt da rein (...). Jetzt muss man sehr zügig und bestimmt den Deckel draufmachen und rumdrehen. Das ist eine so genannte Indoor-Rakete…
...und dann kriegt der schlichte Wicht, also auch die Wichtin, also auch die weiblichen Kleinen, kriegen immer so'n zittern. Die wollen immer noch mal..."
Weitere Zuckerstücke für die Besucher: Kostenlose Parties, zu denen dann aber auch nicht geladene Gäste kommen können. Eine so genannte Angezogenen-Sauna – zur Vorbeugung von Erkältungen gedacht.
Ein separater Schlafraum für den Mittagsschlaf. Alles zusammen ein riesiges Angebot. Und das ist zurzeit auch das Problem, bilanziert Reinhard Wiesemann nach dem ersten Jahr:
"Wir haben so viele Aktivitäten im Haus und so viele Leute, die teilweise auch sehr unübliche Dinge tun. Das ist für einen Besucher (...) einfach völlig unübersichtlich. (...) Manche sagen: Sie sind erschlagen. Es ist einfach zu viel."
Das ist der nächste Schritt: Das unperfekte Haus soll übersichtlicher werden. Damit künftig noch mehr Besucher kommen. Zurzeit sind es etwa 50 pro Tag. Es sollen aber mindestens doppelt so viele werden, damit sich das Haus rechnet.
"Wir haben noch keinen Zustand erreicht, wo man jetzt sagen könnte "So muss man ein Unperfekthaus betreiben", sondern wir müssen noch eine ganze Menge ausprobieren. Es ist noch lange nicht fertig."