Krebs statt Karriere

"Die Krankheit macht einen einsam"

36:24 Minuten
Ärzte sitzen an einem Bildschirm und werten Bilder einer Kernspintomographie aus. Im Hintergrund liegt ein Patient auf dem Tisch beim MRT.
Sandra hatte plötzlich Rückenschmerzen und Husten. Sie ahnte nicht, dass dies Symptome einer Krebserkrankung waren. © imago images / Addictive Stock
Moderation: Sonja Koppitz · 01.05.2022
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Krankheiten sind kein Tabuthema, findet Sandra und spricht ganz offen über ihre Krebserkrankung. Als Ärztin wurde sie selbst zur Patientin. Seit ihrer Erkrankung lebt sie achtsamer und blickt heute anders auf ihren Beruf, die Medizin und das Leben.
Sandra arbeitet als Psychiaterin in Heidelberg. Einige Zeit lang hatte sie einen leichten Husten, schenkte diesem aber keine weitere Bedeutung. Als Ärztin gehöre es zu ihrem Rollenverständnis, dass sie die eigenen gesundheitlichen Befindlichkeiten zurückstellt und ihrem Beruf trotzdem nachgeht, erzählt sie.
Eines Tages habe sie starke Rückenschmerzen verspürt und bei der Diagnose wurde in ihrem Brustkorb ein Tumor festgestellt. Ihr Mann ist ebenfalls Arzt und arbeitet im Krankenhaus als Onkologe. An seinem Blick habe sie sofort gesehen, dass etwas nicht stimmt.

"Die Krankheit macht einen einsam"

Ihr erster Gedanke galt ihren Kindern, die zu dem Zeitpunkt fünf und zwei Jahre alt waren. "Ich hatte Angst, dass die Kinder ohne ihre Mutter aufwachsen müssen", erzählt Sandra.
Der Verlust dessen, was man als normal betrachtet, sei am schlimmsten gewesen. "Die Krankheit macht einen einsam", sagt sie. Man sei abgetrennt von der Welt der Gesunden. Sie habe sich immer stark über die Arbeit definiert, nun standen ihre Karriereziele plötzlich in Frage.

Ich wünsche mir nichts sehnlicher als Heilung. Der Tumor soll weg. Ich will wieder so sein wie vorher.

Sandra Apondo, Psychiaterin

Geholfen habe ihr, dass sie in dem Krankenhaus behandelt wurde, in dem sie selbst arbeitet. Die vertraute Umgebung und die Menschen seien ihr sehr wichtig gewesen. "Heilung passiert nicht nur, indem die Chemotherapie in sie hineintröpfelt, sonderm auch, wenn Ärzte signalisieren, dass du mehr bist als deine Krankheit." Deshalb sei die Beziehung zwischen Arzt und Patient so wichtig, sagt sie.

Vor jeder Nachsorge kommt die Angst

Neun Monate nach ihrer Diagnose geht es Sandra heute besser. "Ich bin frei vom Tumor, aber nicht frei von Symptomen. Ich habe immer noch Schmerzen, wo der Tumor entfernt wurde. Ich würde mich aber trotzdem als gesund bezeichnen."
Vor jeder Nachsorge kommen trotzdem die Ängste wieder hoch. "Es ist ein Leben in Unsicherheit", sagt Sandra.
Seit ihrer Erkrankung lebt sie achtsamer. "Ich bin meinem Körper unglaublich dankbar und versuche ihn zu hegen und pflegen, wo ich kann."

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