Krebsforschung mit Ecken und Kanten
Viren verursachen Schnupfen und Warzen, ebenso wie Grippe oder Aids. Dass einige dieser winzigen Erreger auch als Ursache für Krebs in Frage kommen, war lange Zeit unbekannt. In jahrzehntelanger Forschung hat der spätere Nobelpreisträger Harald zur Hausen nachweisen können, dass Warzenviren (Papillomviren) der wichtigste Auslöser für Gebärmutterhalskrebs sind.
Seinen zum Teil hindernisreichen Weg als Wissenschaftler beschreibt er jetzt gemeinsam mit der Journalistin Katja Reuter in seinem Buch "Gegen Krebs".
Harald zur Hausen ist ein Mann der klaren Gedanken. Zielstrebig und ohne Umschweife erzählt er die Geschichte seines Lebens als Wissenschaftler. Private Angelegenheiten bleiben außen vor. Gemeinsam mit seiner ehemaligen Mitarbeiterin Katja Reuter findet er in seinem Buch einen verständlichen Sprachstil ohne Schnörkel. Die wissenschaftlichen Fakten werden nur insoweit erklärt, wie es zum Verständnis dieser Autobiografie notwendig ist. Das Buch ist eine aufschlussreiche Innenansicht des Wissenschaftsbetriebs von den 60er-Jahren bis heute.
Der Streit um wissenschaftliche Theorien spielt ebenso eine Rolle wie das Ringen um Ruhm und Forschungsmittel. Auch in den Kampf um Patente wird der spätere Nobelpreisträger wider Willen hineingezogen. Der letzte Teil des Buches beschäftigt sich mit dem öffentlichen Streit um einen Impfstoff, den zur Hausen mitentwickelt hat. Er kämpft gegen Falschinformationen der Impfstoffgegner und gerät dabei in ein Minenfeld aus Gesundheitspolitik und wirtschaftlichen Interessen der Pharmaindustrie.
Seine wichtigsten Leistungen hat Harald zur Hausen im Labor vollbracht. Schon während eines Forschungsaufenthaltes in den USA (1966-1969) interessierte er sich für die Rolle von Viren bei der Krebsentstehung. In den 70er-Jahren erkannte er vor allen anderen, welche Gefahr von einfachen Warzenviren ausgeht. In sorgfältiger Kleinarbeit lieferte er die Ergebnisse, die seine zahlreichen Kritiker überzeugen sollten. Heute ist unbestritten, dass sie die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs sind. Nach und nach wurde der Außenseiter zu einem der angesehensten Wissenschaftler Deutschlands.
Mit einem Augenzwinkern blickt er jetzt auf diese Schlachten zurück. Besonders lesenswert: die kurzen Einschübe, die einige seiner Weggefährten - Freunde, Kollegen und Konkurrenten - für dieses Buch geschrieben haben, sie erzählen ein wenig über den Menschen Harald zur Hausen. So erfährt man, wie sorgfältig oder penibel, hartnäckig bis dickköpfig dieser Wissenschaftler sein kann.
Bis heute ist Harald zur Hausen ein Mann, der weiß was er will. Wenn sein analytischer Verstand zu einem Ergebnis gekommen ist, lässt er sich nicht beirren. Für eine ziellos umher diskutierende Gesellschaft zeigt er wenig Verständnis, und so tut er sich immer wieder schwer im Umgang mit der Öffentlichkeit. Er ist durch und durch Wissenschaftler. Klare Information und Ordnung geht vor Unterhaltung, auch in diesem Sachbuch. Das liest sich gelegentlich spröde. Aber wer sich für die Wissenschaft hinter den Kulissen interessiert, findet hier viele spannende Insideransichten aus erster Hand.
Besprochen von Michael Lange
Harald zur Hausen, Katja Reuter: Gegen Krebs – die Geschichte einer provokativen Idee
Rowohlt 2010
346 Seiten, 19,95 Euro
Harald zur Hausen ist ein Mann der klaren Gedanken. Zielstrebig und ohne Umschweife erzählt er die Geschichte seines Lebens als Wissenschaftler. Private Angelegenheiten bleiben außen vor. Gemeinsam mit seiner ehemaligen Mitarbeiterin Katja Reuter findet er in seinem Buch einen verständlichen Sprachstil ohne Schnörkel. Die wissenschaftlichen Fakten werden nur insoweit erklärt, wie es zum Verständnis dieser Autobiografie notwendig ist. Das Buch ist eine aufschlussreiche Innenansicht des Wissenschaftsbetriebs von den 60er-Jahren bis heute.
Der Streit um wissenschaftliche Theorien spielt ebenso eine Rolle wie das Ringen um Ruhm und Forschungsmittel. Auch in den Kampf um Patente wird der spätere Nobelpreisträger wider Willen hineingezogen. Der letzte Teil des Buches beschäftigt sich mit dem öffentlichen Streit um einen Impfstoff, den zur Hausen mitentwickelt hat. Er kämpft gegen Falschinformationen der Impfstoffgegner und gerät dabei in ein Minenfeld aus Gesundheitspolitik und wirtschaftlichen Interessen der Pharmaindustrie.
Seine wichtigsten Leistungen hat Harald zur Hausen im Labor vollbracht. Schon während eines Forschungsaufenthaltes in den USA (1966-1969) interessierte er sich für die Rolle von Viren bei der Krebsentstehung. In den 70er-Jahren erkannte er vor allen anderen, welche Gefahr von einfachen Warzenviren ausgeht. In sorgfältiger Kleinarbeit lieferte er die Ergebnisse, die seine zahlreichen Kritiker überzeugen sollten. Heute ist unbestritten, dass sie die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs sind. Nach und nach wurde der Außenseiter zu einem der angesehensten Wissenschaftler Deutschlands.
Mit einem Augenzwinkern blickt er jetzt auf diese Schlachten zurück. Besonders lesenswert: die kurzen Einschübe, die einige seiner Weggefährten - Freunde, Kollegen und Konkurrenten - für dieses Buch geschrieben haben, sie erzählen ein wenig über den Menschen Harald zur Hausen. So erfährt man, wie sorgfältig oder penibel, hartnäckig bis dickköpfig dieser Wissenschaftler sein kann.
Bis heute ist Harald zur Hausen ein Mann, der weiß was er will. Wenn sein analytischer Verstand zu einem Ergebnis gekommen ist, lässt er sich nicht beirren. Für eine ziellos umher diskutierende Gesellschaft zeigt er wenig Verständnis, und so tut er sich immer wieder schwer im Umgang mit der Öffentlichkeit. Er ist durch und durch Wissenschaftler. Klare Information und Ordnung geht vor Unterhaltung, auch in diesem Sachbuch. Das liest sich gelegentlich spröde. Aber wer sich für die Wissenschaft hinter den Kulissen interessiert, findet hier viele spannende Insideransichten aus erster Hand.
Besprochen von Michael Lange
Harald zur Hausen, Katja Reuter: Gegen Krebs – die Geschichte einer provokativen Idee
Rowohlt 2010
346 Seiten, 19,95 Euro