Kreuz und Bibelzitate am Berliner Stadtschloss weiter umstritten

    Die Kuppel mit Kreuz der Westfassade des Humboldtforums in Berlin
    Die Kuppel mit Kreuz der Westfassade des Humboldtforums in Berlin © imago images / Schöning
    Das Kuppelkreuz und das darunter angebrachte Schriftband mit Bibelzitaten auf dem Berliner Stadtschloss werden weiter kontrovers bewertet. Wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth der Katholischen Nachrichten-Agenur am Montag sagte, hält sie daran fest, das Schriftband mit einem besonderen Projekt geschichtlich einzuordnen. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bezeichnete die Kritik an Kuppelkreuz und Inschrift dagegen als "Unfähigkeit und Unwillen, religiösen Text und religiöses Zeichen noch zu verstehen und historisch angemessen zu lesen". Der vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) aus Bibelversen zusammengesetzte und beim Wiederaufbau des Schlosses rekonstruierte Schriftzug lautet: "Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Nach Auffassung Roths steht die Inschrift für ein Königtum, "das seinen Machtanspruch allein auf Gott begründete und eben nicht auf die Macht und Selbstbestimmung des Volkes". Sie betonte, der historische Kontext des Schriftzugs solle auf jeden Fall durch ein besonderes Projekt deutlich werden. Die auf 400.000 Euro angesetzten Kosten für eine nächtliche Überblendung mit erläuternden Texten sei jedoch "viel teurer als angenommen". Deshalb solle ein Alternativvorschlag entwickelt werden. Thierse erklärte in der in Ostfildern erscheinenden theologischen Zeitschrift "Communio" (Mai/Juni 2023), der preußische König sei "gewiss kein Demokrat" gewesen. "Aber Kreuz und Bibelzitat belegen eher nicht seinen absoluten Herrschaftsanspruch oder den des Christentums".