Krieg als Kulturkampf
Der Spanische Bürgerkrieg war zugleich ein internationaler Krieg, denn zahlreiche Freiwillige kämpften auf Seiten der Republik bei den Internationalen Brigaden mit. Der Krieg wurde jedoch nicht nur militärisch, sondern vor auch kulturell durch Künstler und Schriftsteller geführt. Die Ausstellung "Der spanische Bürgerkrieg: Medien und kulturelles Gedächtnis" in Berlin zeigt Bücher, Plakate, Tarnschriften, Flugblätter, Fotos sowie Gedichte und Bücher.
Jorge Semprún hob in seiner Eröffnungsrede hervor, wie sehr der Spanische Bürgerkrieg die wesentlichen Probleme des 20. Jahrhunderts deutlich gemacht habe. So könne man an diesem Beispiel studieren, wie das System der kollektiven Sicherheit zerfiel, das der Völkerbund damals mit Hilfe der Sowjetunion aktivieren wollte. Die sowjetische Außenpolitik habe sich angesichts der faschistischen Bedrohung vor allem auf das Bündnis mit den westlichen Demokratien ausrichtet. Die Ausstellung zum Spanischen Bürgerkrieg wurde von Wolfgang Asholt, Literaturwissenschaftler an der Universität Osnabrück, mit vorbereitet:
"Die Republik hat ganz bewusst auf Kunst und Literatur gesetzt, das prominenteste Beispiel ist der Weltausstellungspavillon mit 'Guernica' von Picasso, das dort ausgestellt wurde, es hat aber auch in Fortsetzung eines Pariser 'Kongresses zur Verteidigung der Kultur' 1937 einen 'Kongress zur Verteidigung der Kultur' in Barcelona, Valencia und Madrid gegeben, einer der Schirmherren war Thomas Mann, was auch relativ unbekannt ist, das heißt also, die Republik hat versucht, sich als Verteidigerin der Kultur der Weltöffentlichkeit zu präsentieren."
In den republikanisch orientierten Zeitungen erschienen tagesaktuelle Gedichte:
"Wir haben einen kleinen Teil, der auf die so genannten Romanceros hinweist. Das heißt also Gedichte, die Tag für Tag in den Zeitungen erschienen, und das erste Gedicht, was auf den Putsch eingeht, erscheint an dem Tag danach in einer Zeitung. Es kommt aber auch sehr schnell dazu, dass aus anderen europäischen Ländern berichtet wird, also erste französische Journalisten sind acht Tage nach dem Putsch in Madrid und in Barcelona. Das ist ein Krieg, der von den Medien intensiv wahrgenommen und intensiv bearbeitet wird."
Eine erste Reportage in Buchform kam schon Ende 1936 in Frankreich heraus. In den folgenden Jahren erschienen Reportagen in der Schweiz, England, in den USA, aber bald auch schon literarische Werke, zum Beispiel "Begegnung am Ebro" von Willi Bredel oder "Torquemadas Schatten" von Karl Otten. Und Bertolt Brecht schrieb an seinem Theaterstück "Die Gewehre der Frau Carrar", während die Kämpfe noch im Gange waren.
Eine Abteilung der Ausstellung ist der Aufarbeitung des Spanischen Kriegs in der DDR gewidmet. Viele der deutschen Spanienkämpfer gingen nach 1945 bewusst in die DDR. Gezeigt werden Bücher von Willi Bredel, Alfred Kantorowicz, Ludwig Renn und Anna Siemsen. Sehr viele Publikationen gab es zum 20. Jahrestag des Putsches im Jahr 1956.
Die Ausstellung erinnert auch an bereits kurz nach der Niederlage der Spanischen Republik beginnende Verwicklungen. Gezeigt wird das Protokoll einer KPD-Kommissionssitzung, bei der Walter Ulbricht und Herbert Wehner zugegen waren. Überprüft wurde im Juli 1939 die Parteiarbeit der Journalistin Maria Osten.
Wolfgang Asholt: "Wir weisen im Katalog auf die inzwischen ja nicht mehr so unbekannte Maria Osten hin, die 1942 in der Sowjetunion hingerichtet worden ist, weil sie mit einem der prominenten sowjetischen Journalisten, die aus Madrid berichteten, zusammengelebt hatte, der in Ungnade gefallen war. Und die DDR hat die Bürgerkriegs-Erinnerungskultur und -literatur insofern auch kontrolliert, als alles, was abweichende Positionen vertrat - und seien es auch nur persönlich abweichende Positionen - schon einer gewissen Zensur unterlegen hat."
Der "Barrikaden-Tauber" Ernst Busch wurde vom KPD-Genossen Gustav Szinda, der nach 1945 persönlicher Referent von Ulbricht und schließlich Generalmajor des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR wurde, angeschwärzt:
"Ernst Busch hat einen solchen Bericht bekommen, in dem ihm bestätigt wurde, dass er in Spanien angeblich nur an seiner eigenen Karriere gearbeitet hätte. Wir zeigen eine Schallplatte, die in Barcelona produziert worden ist, auf der vermerkt ist, Aufnahmeprobleme sind auf Bombardements zurückzuführen, dann weiß man, wie das Arbeiten an der Karriere wirklich ausgesehen hat."
In der Ausstellung werden vor allem Bücher, Plakate, Tarnschriften und Flugblätter gezeigt. Auch Fotos sind zu sehen. Das berühmte Bild vom fallenden Spanienkämpfer von Robert Capa darf nicht fehlen. Wolfgang Asholt zu dem kürzlich bekannt gewordenen Fund des Negativ-Archivs von Capa in Mexiko:
"Das wichtige ist, dass in der Breite Fotos bekannt werden dürften, die wir so gar nicht mehr kennen, und das ist dann natürlich der eigentliche Schatz, der damit gehoben worden ist."
Jorge Semprún sagte in seiner Eröffnungsrede, jahrzehntelang sei ausschließlich die Sicht der Sieger verbreitet worden. Jetzt sei die Stunde gekommen, dass Spanien sein globales Gedächtnis zurückgewinne.
Service:
Die Ausstellung "Der spanische Bürgerkrieg: Medien und kulturelles Gedächtnis" ist bis zum 25.3. im Lesesaal des Ibero-Amerikanischen Institus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sehen.
"Die Republik hat ganz bewusst auf Kunst und Literatur gesetzt, das prominenteste Beispiel ist der Weltausstellungspavillon mit 'Guernica' von Picasso, das dort ausgestellt wurde, es hat aber auch in Fortsetzung eines Pariser 'Kongresses zur Verteidigung der Kultur' 1937 einen 'Kongress zur Verteidigung der Kultur' in Barcelona, Valencia und Madrid gegeben, einer der Schirmherren war Thomas Mann, was auch relativ unbekannt ist, das heißt also, die Republik hat versucht, sich als Verteidigerin der Kultur der Weltöffentlichkeit zu präsentieren."
In den republikanisch orientierten Zeitungen erschienen tagesaktuelle Gedichte:
"Wir haben einen kleinen Teil, der auf die so genannten Romanceros hinweist. Das heißt also Gedichte, die Tag für Tag in den Zeitungen erschienen, und das erste Gedicht, was auf den Putsch eingeht, erscheint an dem Tag danach in einer Zeitung. Es kommt aber auch sehr schnell dazu, dass aus anderen europäischen Ländern berichtet wird, also erste französische Journalisten sind acht Tage nach dem Putsch in Madrid und in Barcelona. Das ist ein Krieg, der von den Medien intensiv wahrgenommen und intensiv bearbeitet wird."
Eine erste Reportage in Buchform kam schon Ende 1936 in Frankreich heraus. In den folgenden Jahren erschienen Reportagen in der Schweiz, England, in den USA, aber bald auch schon literarische Werke, zum Beispiel "Begegnung am Ebro" von Willi Bredel oder "Torquemadas Schatten" von Karl Otten. Und Bertolt Brecht schrieb an seinem Theaterstück "Die Gewehre der Frau Carrar", während die Kämpfe noch im Gange waren.
Eine Abteilung der Ausstellung ist der Aufarbeitung des Spanischen Kriegs in der DDR gewidmet. Viele der deutschen Spanienkämpfer gingen nach 1945 bewusst in die DDR. Gezeigt werden Bücher von Willi Bredel, Alfred Kantorowicz, Ludwig Renn und Anna Siemsen. Sehr viele Publikationen gab es zum 20. Jahrestag des Putsches im Jahr 1956.
Die Ausstellung erinnert auch an bereits kurz nach der Niederlage der Spanischen Republik beginnende Verwicklungen. Gezeigt wird das Protokoll einer KPD-Kommissionssitzung, bei der Walter Ulbricht und Herbert Wehner zugegen waren. Überprüft wurde im Juli 1939 die Parteiarbeit der Journalistin Maria Osten.
Wolfgang Asholt: "Wir weisen im Katalog auf die inzwischen ja nicht mehr so unbekannte Maria Osten hin, die 1942 in der Sowjetunion hingerichtet worden ist, weil sie mit einem der prominenten sowjetischen Journalisten, die aus Madrid berichteten, zusammengelebt hatte, der in Ungnade gefallen war. Und die DDR hat die Bürgerkriegs-Erinnerungskultur und -literatur insofern auch kontrolliert, als alles, was abweichende Positionen vertrat - und seien es auch nur persönlich abweichende Positionen - schon einer gewissen Zensur unterlegen hat."
Der "Barrikaden-Tauber" Ernst Busch wurde vom KPD-Genossen Gustav Szinda, der nach 1945 persönlicher Referent von Ulbricht und schließlich Generalmajor des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR wurde, angeschwärzt:
"Ernst Busch hat einen solchen Bericht bekommen, in dem ihm bestätigt wurde, dass er in Spanien angeblich nur an seiner eigenen Karriere gearbeitet hätte. Wir zeigen eine Schallplatte, die in Barcelona produziert worden ist, auf der vermerkt ist, Aufnahmeprobleme sind auf Bombardements zurückzuführen, dann weiß man, wie das Arbeiten an der Karriere wirklich ausgesehen hat."
In der Ausstellung werden vor allem Bücher, Plakate, Tarnschriften und Flugblätter gezeigt. Auch Fotos sind zu sehen. Das berühmte Bild vom fallenden Spanienkämpfer von Robert Capa darf nicht fehlen. Wolfgang Asholt zu dem kürzlich bekannt gewordenen Fund des Negativ-Archivs von Capa in Mexiko:
"Das wichtige ist, dass in der Breite Fotos bekannt werden dürften, die wir so gar nicht mehr kennen, und das ist dann natürlich der eigentliche Schatz, der damit gehoben worden ist."
Jorge Semprún sagte in seiner Eröffnungsrede, jahrzehntelang sei ausschließlich die Sicht der Sieger verbreitet worden. Jetzt sei die Stunde gekommen, dass Spanien sein globales Gedächtnis zurückgewinne.
Service:
Die Ausstellung "Der spanische Bürgerkrieg: Medien und kulturelles Gedächtnis" ist bis zum 25.3. im Lesesaal des Ibero-Amerikanischen Institus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sehen.