Krieg als surreales Filmereignis

Von Christiane Gerischer |
In dem Animationsfilm "Waltz with Bashir" hat der israelische Regisseur Ari Folman seine aus der Verdrängung geborgenen Bilder über den Libanonkrieg 1982 dokumentiert. Die Bildsequenzen erscheinen wie Szenen aus einem Action-Trickfilm oder einem Computerspiel.
Bashir Gemayel war nur drei Wochen lang libanesischer Präsident. Am 14. September 1982 wurde er ermordet. Am 15. September rückte die israelische Armee in Westbeirut ein und umstellte die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Shatila. In den folgenden drei Tagen durchkämmten christliche Falangisten Sabra und Shatila und ermordeten im Scheinwerferlicht der israelischen Armee Tausende Frauen, Kinder und alte Menschen.

"Waltz with Bashir" dokumentiert die Ereignisse als reiner Animationsfilm. Er beginnt mit dem wiederkehrenden Albtraum von Aris Freund Boas, 26 heulende Hunde verfolgen ihn, 26 Hunde, die er im Libanon erschossen hat – am Anfang des Filmes nur ein kleiner Fetzen völlig verdrängter Bilder. Ari sucht Kriegskameraden und Psychologen auf und erinnert sich. Die Bildsequenzen, die aus der Verdrängung auftauchen, erscheinen wie Szenen aus einem Action-Trickfilm oder einem Computerspiel, oft unterlegt von 80er-Jahre-Popmusik – Krieg als surreales Filmereignis.

Das Gespräch zum Thema mit Ari Folman können Sie mindestens bis zum 6.4.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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