Streumunition

Eine Waffe, die lange gefährlich bleibt

06:13 Minuten
Zwei Männer laufen in Charkiw über Trümmerteile auf der Straße nach dem Beschuss durch russische Truppen.
Straßenszene aus der Millionenstadt Charkiw, die von Russland beschossen wird. Die Ukraine wirft dem Angreifer vor, dort Streumunition eingesetzt zu haben. © picture alliance / TASS / Lyaxander
Simone Wisotzki im Gespräch mit Julius Stucke |
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Auch wenn es gar keinen "sauberen" Krieg gibt - manche Waffen sind international geächtet, weil sie unterschiedslos auch die Bevölkerung treffen. Streumunition zum Beispiel: Was sie so gefährlich macht, erklärt die Konfliktforscherin Simone Wisotzki.
Es gibt verschiedene internationale Konventionen, die den Einsatz von Streumunition ächten. Russland hat diese Vereinbarung aber nicht unterschrieben und steht jetzt im Verdacht, Streumunition in der Ukraine eingesetzt zu haben.
"Wir haben wiederholt Bilder gesehen, auch von Überwachungskameras, die zeigen, dass diese Munition flächendeckend eingesetzt worden ist", sagt die Friedens- und Konfliktforscherin Simone Wisotzki. "Es gibt einfach ein bestimmtes Bild, das sich dann zeigt: ein Container, der sich öffnet und kleine Submunition auslässt, die dann auf einer größeren Fläche explodiert."
Das Problem an Streumunition sei auch, dass nicht alle Bomblets explodierten, sondern "ganz ähnlich wie Antipersonenminen auch nach Beendigung der eigentlichen Kampfhandlungen vor Ort gefährlich sind, dass sie eben noch explodieren". Streumunition sei keine Präzisionswaffe, sondern es ginge darum, ein großes Areal zu bombardieren, sagt Wisotzki. Diese Waffen sollten in Städten möglichst großen Schaden einrichten, wie man zum Beispiel in Syrien gesehen habe.

Angst vor der Vakuumbombe

Jetzt ist auch viel von Vakuumbomben die Rede – das seien so genannte Unterdruckbomben, die in zwei Phasen explodieren und für eine gewaltige Zerstörungswelle sorgten, erklärt Wisotzki: "Man sagt, dass im Umkreis von 600 Metern wirklich alles stirbt." Menschen würden ersticken. Es sei eine "besonders grausame und perfide Waffe", die auch in Syrien eingesetzt worden sei.
Die ukrainische UN-Botschafterin hat den russischen Streitkräften vorgeworfen, die Vakuumbombe bereits in diesem Krieg eingesetzt zu haben: "Das ist viel schwieriger zu verifizieren anhand der Bilder, die wir bisher gesehen haben", sagt Wisotzki. Diese Waffe sei nichtsdestotrotz an der Grenze zur Ukraine schon gesichtet worden: "Es ist, denke ich, nur eine Frage der Zeit, bis sie dann tatsächlich auch eingesetzt wird."
Wie in allen Kriegen der jüngsten Vergangenheit, ob in Syrien oder im Jemen, werde auch in der Ukraine gezielt die Zivilbevölkerung angegriffen, sagt Simone Wisotzki: "Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, es gebe einen sauberen Krieg."

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