Kriegerinnen gegen das Patriachat
Kriegerin Sarka und ihre Frauen wollen sich nicht dem neuen Fürsten ergeben. Mitten im Kampf verliebt Sarka sich aber in einen Krieger - mit tragischem Ende. Das Braunschweiger Ensemble bringt die Geschichte stimmsicher, aber ohne einfallsreiche Regie auf die Bühne.
Richard Wagner hat es allen Opernkomponisten nach ihm extrem schwer gemacht. Wer auf seinem Weg des deklamatorischen Singens weitergehen wollte, handelte sich schnell den Ruf eines Epigonen ein, wer zurück wollte zur romantischen Oper, galt als hoffnungslos rückwärtsgewandt. Zdenĕk Fibich kämpfte zudem noch mit der Erwartungshaltung, die tschechische Nationalmusik nach Smetana fortführen zu wollen. Also wählte er den mythologischen Stoff der Matriarchatskriegerin Šárka, die sich und ihre Frauen nicht einfach dem neu errichteten Patriarchat des Fürsten Přemisl ergeben will.
Mitten im Kampf verliebt sie sich jedoch in den Krieger Ctirad und er sich auch in sie. Erfahrene Operngänger ahnen schon: Diese Liebe hat keine Zukunft, und ganz folgerichtig führt sie die Titelheldin zunächst in den Wahnsinn, schließlich in den Tod, während Ctirad zu seinem Leidwesen weiterleben muss. Zur musikalischen Gestaltung der ausufernden Handlung bedient sich Fibich vor allem bei Wagner. Die Schlachtenberichte der Kriegerinnen sind ein böhmisch-gemütlicher Walkürenritt, wenn sie die Männer verführen sollen, bedient er sich bei Parsifals Blumenmädchen und die frisch erblühende Liebe der noch Sekunden vorher erbittert verfeindeten erinnert nicht nur in den heldischen Ansprüchen an Brünnhildes Erwachen im dritten Aufzug von "Siegfried".
Zwar klingen immer wieder jene volkstümlichen Harmonien auf, die Dvořáks Kompositionen unverwechselbar machen, auch benutzt Fibich gelegentlich jene Ostinati, die später bei Janáček stilprägend werden. Einen eigenen Personalstil oder auch nur einen organisch entwickelten Zugriff auf die Handlung entwickelt er jedoch nicht. Der Dirigent Sebastian Beckedorf betont mit seinem kraftvollen Zugriff die Parallelen zu Wagner und führt das Sängerensemble zu dramatischen Höchstleistungen. Die Sopranistin Rena Harms stattet die Titelheldin mit strahlenden Töne beeindruckender Expansionskraft aus, Julia Rutigliano steht ihr da nicht nach.
Der Tenor Arthur Shen ist ein höhensicherer und unermüdlicher Krieger der schönen Töne, auch das restliche Ensemble setzt sich stilsicher und engagiert für dieses spätromantische Großformat ein. Sie hätten allerdings ebenso wie das Werk die Hilfe einer einfallsreichen und originellen Regisseurin gebraucht, die sie in Konstanze Lauterbach nicht hatten. Das heitere Matriarchat als fröhliche Hippie-Kommune wird von Herren in schwarzen Anzügen niedergemacht, wogegen die Mädels sich mit verknoteten Handtüchern wehren – das kann nicht gut gehen, und zwar auf mehreren Ebenen.
Wenn die Liebe ausbricht, werden ekstatisch die Arme gereckt, in Momenten größter Verzweiflung gehen die Sänger zu Boden, vergraben das Gesicht in den Händen oder boxen sich selber. Die kobaltblauen Baumstäbe des Bühnenbildners Andreas Jander wiegen dazu hin und her oder schwingen vehement, wenn eine wütende Kriegerin dagegen tritt. 115 Jahre musste Zdenĕk Fibichs Oper "Šárka" auf die deutsche Erstaufführung warten. Wer sie verpasst hat, muss nicht traurig sein.
Mitten im Kampf verliebt sie sich jedoch in den Krieger Ctirad und er sich auch in sie. Erfahrene Operngänger ahnen schon: Diese Liebe hat keine Zukunft, und ganz folgerichtig führt sie die Titelheldin zunächst in den Wahnsinn, schließlich in den Tod, während Ctirad zu seinem Leidwesen weiterleben muss. Zur musikalischen Gestaltung der ausufernden Handlung bedient sich Fibich vor allem bei Wagner. Die Schlachtenberichte der Kriegerinnen sind ein böhmisch-gemütlicher Walkürenritt, wenn sie die Männer verführen sollen, bedient er sich bei Parsifals Blumenmädchen und die frisch erblühende Liebe der noch Sekunden vorher erbittert verfeindeten erinnert nicht nur in den heldischen Ansprüchen an Brünnhildes Erwachen im dritten Aufzug von "Siegfried".
Zwar klingen immer wieder jene volkstümlichen Harmonien auf, die Dvořáks Kompositionen unverwechselbar machen, auch benutzt Fibich gelegentlich jene Ostinati, die später bei Janáček stilprägend werden. Einen eigenen Personalstil oder auch nur einen organisch entwickelten Zugriff auf die Handlung entwickelt er jedoch nicht. Der Dirigent Sebastian Beckedorf betont mit seinem kraftvollen Zugriff die Parallelen zu Wagner und führt das Sängerensemble zu dramatischen Höchstleistungen. Die Sopranistin Rena Harms stattet die Titelheldin mit strahlenden Töne beeindruckender Expansionskraft aus, Julia Rutigliano steht ihr da nicht nach.
Der Tenor Arthur Shen ist ein höhensicherer und unermüdlicher Krieger der schönen Töne, auch das restliche Ensemble setzt sich stilsicher und engagiert für dieses spätromantische Großformat ein. Sie hätten allerdings ebenso wie das Werk die Hilfe einer einfallsreichen und originellen Regisseurin gebraucht, die sie in Konstanze Lauterbach nicht hatten. Das heitere Matriarchat als fröhliche Hippie-Kommune wird von Herren in schwarzen Anzügen niedergemacht, wogegen die Mädels sich mit verknoteten Handtüchern wehren – das kann nicht gut gehen, und zwar auf mehreren Ebenen.
Wenn die Liebe ausbricht, werden ekstatisch die Arme gereckt, in Momenten größter Verzweiflung gehen die Sänger zu Boden, vergraben das Gesicht in den Händen oder boxen sich selber. Die kobaltblauen Baumstäbe des Bühnenbildners Andreas Jander wiegen dazu hin und her oder schwingen vehement, wenn eine wütende Kriegerin dagegen tritt. 115 Jahre musste Zdenĕk Fibichs Oper "Šárka" auf die deutsche Erstaufführung warten. Wer sie verpasst hat, muss nicht traurig sein.