Kriegführen war sein Handwerk
Der Prinz war nur einen Meter fünfzig groß, seine Mutter war die Mätresse von König Ludwig XIV. Trotzdem stieg Eugen binnen 14 Jahren zum Oberbefehlshaber der Armee Kaiser Leopolds I. auf, wurde gar zum Vorbild für Napoleon. Später benannten die Nazis eine SS-Division nach dem Feldherrn.
Lied:
"Prinz Eugen, der edle Ritter
Wollt‘ dem Kaiser wied’rum kriegen
Stadt und Festung Belgerad.
Er ließ schlagen eine Brucken,
dass man kunnt‘ hinüberrucken.
Mit d’r Armee wohl vor die Stadt."
Es ist ein echtes Volkslied, das die dankbaren Wiener ihrem Feldherrn da gedichtet haben. Der Autor ist unbekannt. Erstmals gehört und aufgezeichnet wurden die Strophen mit dem etwas holpernden Versmaß nur zwei Jahre, nachdem der hier besungene Prinz Eugen tatsächlich eine "Brucken" über die Donau hatte schlagen lassen, um dann anderntags den Osmanen im dichten Nebel ihre strategisch wichtigste Festung abzujagen.
Für einen Starkult war Eugen nicht das geeignete Objekt. Er war nur einen Meter fünfzig groß, kleidete sich nachlässig bis schmuddelig und fiel mit einer ungewöhnlich langen Nase auf. Zwar gehörte die Familie zu Savoyencarignan, in die er am 18. Oktober 1663 geboren wurde, zum europäischen Hochadel. Trotzdem wuchsen Eugen und seine Brüder in Verwahrlosung auf. Mutter Olympia, die aus Italien kam, war Mätresse König Ludwigs XIV. und galt als Zentralfigur im Intrigenspiel am Hof zu Versailles. Als Ludwig XIV. dem herangewachsenen Savoyerprinzen - wohl wegen der prekären Stellung seiner Mutter - eine Laufbahn in der Armee verwehrte, flüchtete der erst Neunzehnjährige aus Paris an den Hof von Kaiser Leopold, der gerade wegen der Belagerung seiner Residenzstadt durch die Türken von Wien nach Passau geflüchtet war. Tapferkeit, taktisches Geschick, Einsatzfreude und nicht zuletzt seine unbedingte Loyalität ließen den jungen Prinzen binnen 14 Jahren zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee aufsteigen.
Schlacht von Zenta
Die Schlacht von Zenta im heutigen Serbien war es 1697, die dem Prinzen seinen dauernden Ruhm als Türkenbezwinger eintrug; die Eroberung von Belgrad zwanzig Jahre später bestätigte ihn nur. Es waren gewaltige, blutige, grausame Schlachten, die Eugen schlug – allein bei Zenta kamen um die 36.000 Soldaten um. Türkenhass und Antiislamismus, die Triebfedern mancher seiner späteren Verehrer im 20. und 21. Jahrhundert, waren dem Feldherrn allerdings fremd, meint Biografin Hanne Egghardt:
"Er hat das Kriegführen als sein Handwerk betrachtet, und er wollte in diesem Handwerk gut sein. Er hat auch am Gegner geschätzt, wenn der sein Handwerk gut gekonnt hat. Sarajewo hat er drei Monate lang belagert, und die Türken haben sich wirklich perfekt verteidigt, und zum Schluss, wie Prinz Eugen die Stadt eingenommen hat, hat er dem türkischen Feldherrn ein Pferd geschenkt und hat ihm sozusagen auf gleicher Augenhöhe seinen Respekt ausgedrückt."
Genauso gern wie mit den muslimischen Türken schlug sich der Prinz mit den katholischen Franzosen, seinen eigenen Landsleuten also. Populär aber wurde er schon zu Lebzeiten als der Türkenbezwinger, nicht als Franzosenbekämpfer. Mit der zeitgenössischen Propaganda vom ewigen Gegensatz von Abendland und Morgenland oder mit der Hingabe der Mitteleuropäer zur christlichen Religion hatte das eher wenig zu tun. Die Menschen verehrten den Prinzen vielmehr aus einem sehr praktischen Grund als Befreier.
"Das kann man sich heute schlecht vorstellen, aber es war ja früher so, dass auch Wien eigentlich eine sehr kleine Stadt war und umgeben mit sehr festen Befestigungsmauern. Und innerhalb dieser Mauern war das Leben ja eigentlich sehr unangenehm. Es waren enge Gassen, es hat gestunken, man hat kaum Licht gehabt, es war immer ein fürchterliches Gedränge. Und mit Prinz Eugen ist die Notwendigkeit weggefallen, dass man alle Städte so wie in ein Korsett zwingt. Und nach den Türkenkriegen sind dann auch die Städte aufgebrochen, und man hat außerhalb der Mauern Palais und Wohngebiete errichten können."
Symbol für die neue Freiheit: Schloss Belvedere
Symbol für die neue Freiheit war das riesige Schloss Belvedere, das Prinz Eugen, der sich auch als Kunstmäzen hervortat nach dem endgültigen Sieg über die Türken errichten ließ - und zwar demonstrativ außerhalb der Stadtmauern, was kurz zuvor noch als viel zu gefährlich gegolten hätte. Und schon bald nach seinem Tode 1736 ergoss sich ein Strom von Kolonisten, viele davon aus Deutschland, in die nunmehr befriedeten Gebiete im Osten und Südosten Europas. Im Zweiten Weltkrieg dienten viele Nachfahren der Kolonisten von damals in einer berüchtigten SS-Division, die den Namen des Prinzen Eugen trug. Von Ritterlichkeit war da keine Rede mehr.
"Prinz Eugen, der edle Ritter
Wollt‘ dem Kaiser wied’rum kriegen
Stadt und Festung Belgerad.
Er ließ schlagen eine Brucken,
dass man kunnt‘ hinüberrucken.
Mit d’r Armee wohl vor die Stadt."
Es ist ein echtes Volkslied, das die dankbaren Wiener ihrem Feldherrn da gedichtet haben. Der Autor ist unbekannt. Erstmals gehört und aufgezeichnet wurden die Strophen mit dem etwas holpernden Versmaß nur zwei Jahre, nachdem der hier besungene Prinz Eugen tatsächlich eine "Brucken" über die Donau hatte schlagen lassen, um dann anderntags den Osmanen im dichten Nebel ihre strategisch wichtigste Festung abzujagen.
Für einen Starkult war Eugen nicht das geeignete Objekt. Er war nur einen Meter fünfzig groß, kleidete sich nachlässig bis schmuddelig und fiel mit einer ungewöhnlich langen Nase auf. Zwar gehörte die Familie zu Savoyencarignan, in die er am 18. Oktober 1663 geboren wurde, zum europäischen Hochadel. Trotzdem wuchsen Eugen und seine Brüder in Verwahrlosung auf. Mutter Olympia, die aus Italien kam, war Mätresse König Ludwigs XIV. und galt als Zentralfigur im Intrigenspiel am Hof zu Versailles. Als Ludwig XIV. dem herangewachsenen Savoyerprinzen - wohl wegen der prekären Stellung seiner Mutter - eine Laufbahn in der Armee verwehrte, flüchtete der erst Neunzehnjährige aus Paris an den Hof von Kaiser Leopold, der gerade wegen der Belagerung seiner Residenzstadt durch die Türken von Wien nach Passau geflüchtet war. Tapferkeit, taktisches Geschick, Einsatzfreude und nicht zuletzt seine unbedingte Loyalität ließen den jungen Prinzen binnen 14 Jahren zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee aufsteigen.
Schlacht von Zenta
Die Schlacht von Zenta im heutigen Serbien war es 1697, die dem Prinzen seinen dauernden Ruhm als Türkenbezwinger eintrug; die Eroberung von Belgrad zwanzig Jahre später bestätigte ihn nur. Es waren gewaltige, blutige, grausame Schlachten, die Eugen schlug – allein bei Zenta kamen um die 36.000 Soldaten um. Türkenhass und Antiislamismus, die Triebfedern mancher seiner späteren Verehrer im 20. und 21. Jahrhundert, waren dem Feldherrn allerdings fremd, meint Biografin Hanne Egghardt:
"Er hat das Kriegführen als sein Handwerk betrachtet, und er wollte in diesem Handwerk gut sein. Er hat auch am Gegner geschätzt, wenn der sein Handwerk gut gekonnt hat. Sarajewo hat er drei Monate lang belagert, und die Türken haben sich wirklich perfekt verteidigt, und zum Schluss, wie Prinz Eugen die Stadt eingenommen hat, hat er dem türkischen Feldherrn ein Pferd geschenkt und hat ihm sozusagen auf gleicher Augenhöhe seinen Respekt ausgedrückt."
Genauso gern wie mit den muslimischen Türken schlug sich der Prinz mit den katholischen Franzosen, seinen eigenen Landsleuten also. Populär aber wurde er schon zu Lebzeiten als der Türkenbezwinger, nicht als Franzosenbekämpfer. Mit der zeitgenössischen Propaganda vom ewigen Gegensatz von Abendland und Morgenland oder mit der Hingabe der Mitteleuropäer zur christlichen Religion hatte das eher wenig zu tun. Die Menschen verehrten den Prinzen vielmehr aus einem sehr praktischen Grund als Befreier.
"Das kann man sich heute schlecht vorstellen, aber es war ja früher so, dass auch Wien eigentlich eine sehr kleine Stadt war und umgeben mit sehr festen Befestigungsmauern. Und innerhalb dieser Mauern war das Leben ja eigentlich sehr unangenehm. Es waren enge Gassen, es hat gestunken, man hat kaum Licht gehabt, es war immer ein fürchterliches Gedränge. Und mit Prinz Eugen ist die Notwendigkeit weggefallen, dass man alle Städte so wie in ein Korsett zwingt. Und nach den Türkenkriegen sind dann auch die Städte aufgebrochen, und man hat außerhalb der Mauern Palais und Wohngebiete errichten können."
Symbol für die neue Freiheit: Schloss Belvedere
Symbol für die neue Freiheit war das riesige Schloss Belvedere, das Prinz Eugen, der sich auch als Kunstmäzen hervortat nach dem endgültigen Sieg über die Türken errichten ließ - und zwar demonstrativ außerhalb der Stadtmauern, was kurz zuvor noch als viel zu gefährlich gegolten hätte. Und schon bald nach seinem Tode 1736 ergoss sich ein Strom von Kolonisten, viele davon aus Deutschland, in die nunmehr befriedeten Gebiete im Osten und Südosten Europas. Im Zweiten Weltkrieg dienten viele Nachfahren der Kolonisten von damals in einer berüchtigten SS-Division, die den Namen des Prinzen Eugen trug. Von Ritterlichkeit war da keine Rede mehr.