Peter Strutynski (Hg.): Töten per Fernbedienung. Kampfdrohnen im weltweiten Schattenkrieg
Promedia Verlag, Wien 2013
240 Seiten, 17,90 Euro
Kurz und kritisch
Eine Artikelsammlung zum Einsatz von Kampf- und Überwachungsdrohnen sowie zwei Fotobände - mit Porträts von schwerverletzten Soldaten und historischen Dokumenten aus dem Österreichischen Staatsarchiv - zeigen Kriegsgefahren auf.
Kampfdrohnen senken die Hemmschwelle für künftige Kriege, sie hebeln rechtsstaatliche Grundsätze aus und entziehen sich bislang bestehenden Rüstungskontroll- oder Abrüstungsvereinbarungen. Sie dienen dem Töten von Menschen und tragen zur weiteren Automatisierung des Krieges bei. So sieht es der Politikwissenschaftler Peter Strutynski, Herausgeber dieses Bandes.
In 13 fundierten Artikeln wird die Kampf- und Überwachungsdrohne eingekreist und ausgeforscht: als Problem des Völkerrechts, als angewandte Waffe von Afghanistan bis Somalia, als technologische Neuerung zur Automatisierung von Krieg und ziviler Überwachung, als Objekt des Begehrens für die Polizei in Deutschland und Europa.
Zur Effektivierung von Kriegseinsätzen
Und wozu? Für sogenannte "Urban Operations", für Straßenschlachten, für Häuser-, Stadtkämpfe, wie der Autor Lühr Henken schreibt, für die Sicherung europäischer Wirtschaftsinteressen an den Küsten Afrikas oder für die innereuropäische Grenzkontrolle. Für sein Resümee sammelt der Autor etliche Indizien, und es lautet:
"Zusammengefasst handelt es sich somit um Szenarien jenseits der deutschen Landesgrenzen. Mit Landesverteidigung hat das nichts mehr zu tun, sondern mit der Effektivierung von Kriegseinsätzen in allen möglichen Gegenden der Welt."
Der englische Fotograf Bryan Adams porträtiert seit 2008 schwerverletzte Soldaten aus den Kriegen in Afghanistan und Irak. Er versammelt sie jetzt in einem Buch.
Was wir in nüchternen Großaufnahmen zu sehen bekommen, ist schwer zu ertragen: Formal gesehen sind es Akte und Porträts in Close-up Format und fotografischer Perfektion. Aber diesen Modellen fehlen Beine, Arme, Nasen, Hände, wir sehen verbrannte Haut, erblindete Augen, üble Risse in Beinen, synthetische Hautgeflechte oder gar tierische Hautfetzen als Transplantat.
Vom Krieg beherrschte Augen
In kurzen Texten berichten die Verwundeten von ihrer traumatischen Erfahrung, tapfer bemüht um Haltung und die Rückkehr in ein normales Leben. Aber die High-Tech-Prothesen berichten von Zerstörung. Und die Kamera hält in den Augen einen Ausdruck fest, der noch immer vom Krieg beherrscht ist.
In England gibt es die Vereinbarung zwischen Medien und Regierung gibt, derartige Bilder nicht zu zeigen – die Kriegslust wäre schnell dahin. Das Fotobuch von Bryan Adams ist eine klare und eindeutige Stellungnahme gegen diese Zensur und gegen den Krieg.
Bryan Adams: Wounded. The Legacy of War
Steidl Verlag, Göttingen 2013
304 Seiten, 58,00 Euro
"Krieg dem Kriege!" So heißt ein historischer Fotoband zum Ersten Weltkrieg, bekannt durch das berühmte Profilporträt eines Kriegsversehrten ohne Gesicht.
In dieser pazifistischen Tradition steht auch ein neues Fotobuch aus Österreich. Auf einer der ersten Doppelseiten findet sich links die Aufnahme einer Schachthofhalle voller ausgeweideter Tierkörper, rechts daneben im gleichen Format eine zerfetzte Soldatenleiche auf dem Schlachtfeld des Krieges.
Leistungen, ins rechte Licht gerückt
Das Buch versammelt historische Fotodokumente aus dem Österreichischen Staatsarchiv. Diese reichen von Frontbildern bis zu Bildern von Übergriffen gegen Zivilisten und von der Waffenproduktion. Dazu lesen wir Begleittexte von Karl Kraus, Eugen Roth, Egon Erwin Kisch oder Jaroslav Hašek mit seinem subversiven Soldaten Schweijk.
Zitiert wird auch die "Vorschrift für die Bildliche Kriegsberichterstattung im Kriege" von 1915. Sie lautet wörtlich: "Die bildliche Berichterstattung im Kriege bezweckt für die Gegenwart eine wirksame Propaganda, um die Leistungen unserer Wehrmacht in das rechte Licht zu rücken, für die Zukunft aber die Beschaffung jenes Materials, dessen die Geschichtsschreibung und die nachträgliche Verherrlichung kriegerischer Großtaten durch die Kunst zur Ergänzung der schriftlichen Überlieferung dringend bedürfen."
Ende der Vorschrift, die dieser Band mit Bildern gründlich durchkreuzt.
Wolfang Maderthaner und Michael Hochedlinger: Untergang einer Welt. Der Große Krieg 1914-1918 in Photographien und Texten
Christian Brandstätter Verlag, Wien 2013
320 Seiten, 39,90 Euro