Als das Kriegsrecht verhängt wurde
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In der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1981 verhängte die polnische Regierung das Kriegsrecht. Ein Ereignis, das damals weltweit Aufsehen erregte und welthistorische Folgen hatte - ein Rückblick anhand historischer Radiobeiträge.
Polen war das Land im Ostblock, in dem mit beispiellosem Mut die Fahne der Freiheit gehisst wurde. Dass der polnische Ministerpräsident Wojciech Jaruzelski in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1981 zum Mittel des Kriegsrechts griff, war ein Versuch, die Solidarność auszuschalten. Die unabhängige Gewerkschaft war die erste demokratische Massenorganisation im Ostblock, eine Organisation, in der Arbeiter und Intellektuelle gemeinsam wirkten.
Die Folge? Panzer rollten durch die winterlichen Straßen in Polen, die Sperrstunde wird eingeführt. Telefone funktionieren nicht, Radio und TV senden in Endlosschlaufe die Ansprache von Wojciech Jaruzelski, dem Staatsoberhaupt des Landes. Es herrscht eine Atmosphäre von Angst und Terror.
Angespannte Atmosphäre
Ein halbes Jahr zuvor, im Sommer 1981, reist die RIAS-Autorin Anneliese Holzschuh durch Polen und beschreibt anschaulich, was sie sieht und hört: die langen Schlangen vor Geschäften und Tankstellen, öffentliche Debatten über heikle Themen wie Devisen und Armut, Konzerte und Abende mit politisch aufmüpfigen Autoren wie dem Schauspieler und Kabarettisten Jacek Fedorowicz.
Die gespannte Atmosphäre, die zwischen Lethargie und Empörung schwankt, wird spürbar. Und doch: Dass so etwas wie Kriegsrecht verhängt werden könnte, glaubt niemand.