Programmtipp
Die Sendung "Ortzeit" berichtet ab 17.07 Uhr weiter über den Tod der Kriegsreporterin Anja Niedringhaus. Darüber hinaus geht es um die Frage, wie demokratisch es bei den Wahlen in Afghanistan tatsächlich zu geht und wie weit der Arm der Macht eines zukünftigen Präsidenten reichen kann. Im Interview ist Afghanistan-Experte Thomas Ruttig.
Deutsche Fotojournalistin in Afghanistan erschossen
Einen Tag vor der Präsidentschaftswahl ist die Fotografin Anja Niedringhaus im Osten Afghanistans getötet worden. Eine kanadische Kollegin wurde schwer verletzt. Beide Reporterinnen arbeiteten für die Nachrichtenagentur AP.
Einen Tag vor der Präsidentenwahl in Afghanistan ist die deutsche Fotojournalistin Anja Niedringhaus Medienberichten zufolge im Osten des Landes getötet worden, wie der Sprecher des Gouverneurs der Provinz Khost "Spiegel Online" berichtete. Sie war in Begleitung der kanadischen Journalistin Kathy Gannon, die schwer verletzt worden sei. Beide Reporterinnen arbeiteten für die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP). In der Gegend sind die Taliban sehr aktiv, berichtet Jürgen Webermann im Deutschlandradio Kultur.
Die 48-jährige Fotografin Niedringhaus hatte mit Kriegsreportagen aus vielen Krisengebieten berichtet. Sie interessiere sich für die Anliegen der leidenden Menschen in diesen Ländern, so beschrieb die Pulitzer-Preisträgerin 2011 ihre Motivation in einem Interview im Deutschlandradio Kultur. "Natürlich hat jeder Krieg eine militärische Seite, und die fotografiere ich auch und mache öfters Embeds, aber was mich schon mehr interessiert, sind die Zivilisten, die in dem Krieg leiden und die sich in diesem Krieg zurechtfinden müssen."
20 Angriffe auf Journalisten seit Wahlkampfbeginn
Nach afghanischen Medienberichten war der Täter laut Behörden ein unbekannter Mann in Polizeiuniform. Ein anwesender freier Mitarbeiter von "AP Television" habe mitgeteilt, so die "dpa", die Journalistinnen hätten in einem Wagen in einem Wahlkonvoi gesessen, als ein Polizist mit den Worten "Allahu Akbar" (Gott ist Groß) das Feuer auf sie eröffnet habe. Er sei danach widerstandslos festgenommen worden.
An diesem Samstag wählen die Afghanen einen Nachfolger für Präsident Hamid Karsai. Das Ergebnis wird für Dienstag erwartet. Karsai durfte nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren. Nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" wurden seit Beginn des Wahlkampfes am 15. Februar mindestens 20 Mal Journalisten angegriffen oder bedroht worden. Vor gut zwei Wochen wurde ein schwedisch-britischer Reporter auf offener Straße erschossen.
Hoffnungsvoll sind nur wenige Afghanen - nicht zuletzt wegen der Taliban, die Wahlen als Zeitverschwendung bezeichnen und die Bevölkerung durch Sprengsätze und Attentate tyrannisieren. Von der angespannten Stimmung in Kabul berichteten Jürgen Webermann und Sandra Petermann in ihrem "Weltzeit"-Beitrag im Deutschlandradio Kultur.
cwu