Krim

Freie Betten, günstige Preise

Im Juni 2014 baden Touristen auf der Krim im Schwarzen Meer.
Im Juni 2014 baden Touristen auf der Krim im Schwarzen Meer. © picture alliance / dpa / Pochuyev Mikhail
Von Thomas Franke |
Seit die Krim zum russischen Staatsgebiet gehört, bleiben die Touristen aus der Ukraine weg. Die russischen Gäste fühlen sich dafür umso wohler. In den Hotels möchte aber keiner über Politik sprechen.
Steil laufen die Wellen auf das Ufer zu, brechen auf den grauen steinigen Strand von Jalta. Das Wasser ist warm, 25 Grad und mehr. Es ist früh morgens, halb sieben. Maria ist Anästhesistin aus St. Petersburg. Sie liegt in einem roten Bikini am Strand und weiß nicht, ob sie schwimmen gehen soll oder nicht.
"Ich bin zum fünften Mal auf der Krim und es ist alles ganz normal. Ich wohne in einem Sanatorium, mache aber keine Exkursionen mit. Die Leute sind nett, alles ist okay."
Die Sonne steht kurz über dem Horizont, der Tag wird heiß. Am Strand liegen ein paar junge Leute und schlafen ihren Rausch aus. Flaschen und Zigarettenpackungen zeugen von der Steinstrandparty der letzten Nacht. Tauben picken an angegessenen Maiskolben.
Alles sieht aus, wie immer, ist es aber nicht. Maria, die Russin, hat sich kurzfristig für die Reise auf die Krim entschieden, das Angebot war billig. Seit Russland die Krim annektiert hat, bleiben die Gäste aus der Ukraine weg.
Die Russen kommen - und sind zufrieden
Kurzfristig haben sich auch Elmira und ihre Freundin entschieden. Die heißt ebenfalls Elmira. Ein Ferienheim nicht weit von Jalta. Mittagszeit.
"Wenn die Krim nicht uns gehörte, dann hätten wir hundert Mal überlegt, ob wir fahren sollen oder nicht. Zuallererst hatten wir ja Reisepässe beantragt, weil wir ins Ausland wollten, nach Europa, irgendwo an den Strand. Als dann aber die Krim unsere wurde, haben wir beschlossen, auf die Krim zu fahren.
"Solange man sich das noch leisten kann. Denn in der Sowjetunion, als das hier sozusagen allen gehörte, da gab es keine freien Plätze, da war immer alles ausgebucht."
Weißer Sauerrahm durchzieht die rote Suppe. Elmira und Elmira haben Vollpension gebucht. Der Borschtsch ist die zweite Vorspeise. Sie kommen aus Moskau und sind sehr zufrieden auf der Krim.
Nur 14 der 200 Betten im Ferienheim sind belegt. Dabei ist es billig. 35 Euro kostet die Nacht mit Vollverpflegung.
"Meine Mutter sieht fern, während ich bei der Arbeit bin. Da zeigen sie den Südosten. Und der ist ja um die Ecke. Wir haben dann aber die Berichte der Leute gelesen, die vor uns auf die Krim gefahren sind und dass alles ruhig ist. Und dann haben wir beschlossen zu fahren."
Putin auf den T-Shirts
Urlaub auf der Krim ist in diesem Jahr eine hochpolitische Angelegenheit. Nicht nur, weil überall russische Fahnen wehen. Viele Urlauber tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Krim nasch", "Die Krim gehört uns". Und Putin T-Shirts, mal mit Sonnenbrille, mal in Uniform.
Im Hotel Oreanda möchten die Manager auf keinen Fall über Politik reden. Der Barkeeper poliert Gläser, dezentes Licht und Marmorfliesen, in Ledersofas hängen Männer mit freiem Oberkörper, Badeschlappen und dickem Goldkreuz auf der dicken Brust. Oreanda ist das erste Hotel am Platz. Und das teuerste.
An der Rezeption steht eine Tafel mit Zimmerpreisen. Krumme Summen. Das günstigste Zimmer kostet 6.327 Rubel die Nacht, etwa 130 Euro. Das teuerste 52.782 Rubel, das sind fast 1.100 Euro die Nacht. Inna Belous, Chefrezeptionistin, wird ein bisschen rot, schaut ihre Chefin an, ob das schon eine politische Frage ist. Die schüttelt den Kopf, die Rezeptionistin antwortet.
"Unsere Preise waren erst in Grivna angegeben. Dann haben wir alles nach Tageskurs umgerechnet. Deshalb die krummen Ziffern. Wir haben sie noch nicht gerundet."
Ein Viertel des Personals entlassen
Die gesamte Verwaltung wird vom ukrainischen auf russisches Recht umgestellt.
"Die Visapflicht für Ausländer ist natürlich ein Problem. Wir hatten aber schon Gäste, die mit einem Visum eingereist sind, und die es interessant fanden, was sich in der kurzen Zeit geändert hat, seit die Krim russisch ist. Sie haben ein Visum bekommen, sind hergekommen und waren sehr zufrieden."
Zwar hat Russland den Staatsbetrieben nahegelegt, ihren Mitarbeitern den Urlaub auf der Krim zu empfehlen, genützt hat das aber nur bedingt. Sie hätten ein Viertel des Personals entlassen müssen, klagt die Managerin des Ferienheims nicht weit von Jalta.
"Die Leute haben Angst vor der Anreise."
"Das ist das Standardzimmer."
Die Tapete ist beige, die Möbel braun. Furnier. Drei Betten, ein einzelnes für das Kind, ein Doppelbett. Bretter umfassen die Matratzen: am Kopfende, am Fußende und auch in der Mitte des Doppelbettes trennt ein Brett die Schlafenden.
"Damit man im nächsten Jahr kein Vierbettzimmer braucht."
"Wir hatten Verträge mit ukrainischen Betrieben. Sie haben uns ihre Mitarbeiter zur Erholung geschickt. Das ist vorbei. Was soll’s. Jetzt haben wir weder russische Gäste noch ukrainische. Alle haben Angst. Ich glaube aber, dass wir das überleben."
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