Krim-Krise

Auf nach Russland?

Demonstranten mit russischen Flaggen vor dem Parlamentsgebäude der Autonomen ukrainischen Republik Krim in Simferopol.
© dpa / Alexei Pavlishak
Von Florian Kellermann |
Auf den Straßen von Simferopol, der Hauptstadt der Autonomen Republik Krim, zeigen sich vor allem die Anhänger Russlands. Manche träumen schon davon, wieder mit dem russischen Rubel zu bezahlen.
In Simferopol ist alles bereit für die Siegesfeier: Eine große Bühne mit mächtigen Lautsprechern steht seit gestern Abend am Lenindenkmal. Der Sprecher kündigt für die kommenden Tage ein Fest der Völkerfreundschaft an. Aber die Anwesenden verstehen, was er wirklich meint: eine Feier für den Anschluss der Krim an Russland.
Denis Jaroschenko, 32 Jahre alt, packt die Russlandfahne aus dem Rucksack und legt sie sich über die Schultern. Er freut sich, dass auch Russland die Weichen für eine Aufnahme der Halbinsel stellt. Der Rat der Föderation sprach sich gestern dafür aus.
"Darauf warten wir seit 23 Jahren, seit die Sowjetunion zusammengebrochen ist. In Russland ist alles besser: Wirtschaft, Kultur, soziale Absicherung, Sport, einfach alles. Russland ist groß und mächtig, wir werden hier Frieden und Ordnung haben."
Bei der Volksabstimmung auf der Krim am Sonntag kommende Woche würden alle seine Freunde für Russland stimmen, sagt Denis. Der Architekt lebt seit zwei Jahren nur noch von Aufträgen aus Russland. Der Ukraine gehe es wirtschaftlich zu schlecht, sagt er. Sein Freund und Arbeitskollege Konstantin, der auch mitgekommen ist, macht sich schon Gedanken über den örtliche Fußballverein Tavria Simferopol. Der werde künftig in der reicheren russischen Liga spielen, sagt er, vielleicht finde sich dann sogar ein finanzkräftiger Sponsor.
Gerade mal ein Jahr werde es dauern, bis die Krim ein funktionierender Teil Russlands werde, heißt es in der Krim-Regierung. Davon hat auch Konstantin gehört.
"Der Übergang wird fließend. Zunächst zahlen wir mit ukrainischer Griwnja und russischem Rubel gleichzeitig, dann später nur noch mit Rubel."
Zaghafte Proteste gegen Anschluss an Russland
Allerdings scheinen viele Russland-Anhänger noch daran zu zweifeln, dass sie sich durchsetzen werden - zum Lenindenkmal kamen gestern Abend nicht mehr als 1.000 Feierlustige. Schließlich will sich die Ukraine noch nicht geschlagen geben. Die Regierung in Kiew hat der Krim verboten, das Referendum vorzubereiten. Und auch die ukrainischen Militärstützpunkte auf der Halbinsel haben sich bisher nicht ergeben.
Außerdem gibt es auch unter den Krimbewohnern erste, zaghafte Anzeichen für einen Protest gegen die Entwicklung. Bisher traten diejenigen, die bei der Ukraine bleiben wollen, kaum in Erscheinung. Gestern jedoch demonstrierten sie erstmals beim Schewtschenko-Denkmal in Simferopol. Für heute ist eine größere Veranstaltung geplant. Gleichzeitig weigerte sich der Bürgermeister einer Kleinstadt, die Volksabstimmung zu organisieren. Sie widerspreche der ukrainischen Verfassung, erklärte er. Andere Gemeinden folgten ihm bisher nicht.
Viele hätten einfach noch nicht verstanden, dass die pro-russischen Kräfte die Krim in einen geopolitischen Konflikt stürzen, sagt Alexander Awramenko, ein Design-Student aus Jalta.
"Immerhin gehen immer weniger Menschen zu diesen pro-russischen Demonstrationen. Deshalb bringen die Veranstalter immer Russen aus Russland hierher. Im Grunde sind die Menschen hier zurückhaltend. Sie wollen keine radikalen Veränderungen."
Die pro-russischen Kräfte sind trotz ihres bisherigen Siegeszuges nervös. Darauf weist auch hin, dass sie immer rücksichtsloser gegen Journalisten vorgehen. In Sewastopol wurden in der Nacht mehrere von ihnen zusammen geschlagen. Gleichzeitig schaltet die Krimregierung die ihr gegenüber kritische Presse aus: Sie stoppte die Übertragung von vier ukrainischen Fernsehsendern, auf deren Wellenlänge senden nun russische Programme.
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