Krim-Krise

    "Eingeschlagen wie eine Bombe"

    Einen Tag nach Putins Rede zur Krise in der Ukraine bleibt die Lage kritisch. Auf der Krim fühlt man sich bedroht, in Russland wird der Schachzug gefeiert. Die OSZE entsendet zudem Beobachter in die Ukraine. US-Außenminister Kerry und Russlands Außenminister Lawrow werden am Rande einer Tagung in Paris nun auch persönlich aufeinandertreffen.
    Die Lage auf der Krim bleibt auch am Mittwoch kritisch. Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wollen sich ab heute ein Bild von der Situation im Land machen und die Grundlage für eine Entschärfung des Konflikts legen. Die nicht bewaffneten Beobachter sollen sich Klarheit über den umstrittenen Militäreinsatz Moskau-treuer Truppen auf der ukrainischen Halbinsel verschaffen. An der Mission beteiligen sich laut "FAZ" auch zwei Bundeswehrsoldaten.
    Russlands Präsident Putin hatte am Vortag in einer Pressekonferenz erklärt: "Russland hat keine Absicht, Krieg gegen das ukrainische Volk zu führen." Diese Botschaft sei mit sehr großer Besorgnis in Kiew aufgenommen worden, sagt Deutschlandradio-Osteuropa-Korrespondentin Sabine Adler in Kiew. "Das war der Satz, der hier eingeschlagen hat - im übertragenen Sinne - wie eine Bombe." Sie bezeichnet die Aussage als "unverhohlene Drohung" und weist auf Lügen Putins hin: Das russische Militär sei sehr wohl anwesend auf der Krim.
    Russischer Professor soll wegen Kritik entlassen werden
    In Russland hingegen wird Putins Wortmeldung als Schachzug wahrgenommen, berichtet Russland-Korrespondentin Gesine Dornblüth. Putin habe nichts Neues gesagt bei der Pressekonferenz, habe fast mechanisch gewirkt. Sie habe nicht den Eindruck, dass Putin die Situation stabilisieren wolle.
    "Es gibt schon kritische Stimmungen, aber wenige," so Dornblüth. Einer der prominentesten Kritiker ist der Philosophie-Professor Andrej Zubov. Er hatte in einem Kommentar das russische Verhalten in der Ukraine mit dem der Nationalsozialisten verglichen. Seiner Meinung nach ist die Besetzung der Krim ähnlich mit dem Einmarsch der Deutschen in Österreich 1938. Wie die russische Nachrichtenseite "Slon" schreibt, hatte man dem Professor nahe gelegt, sein Abschiedsgesuch einzureichen.
    Deutschland als Mittler
    Der ehemalige Botschafter in Moskau und Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums hat sich dafür ausgesprochen, dass Deutschland als Vermittler in der Ukraine-Krise auftreten soll. „Wir Deutschen finden in Russland eher Gehör als die Amerikaner“, sagte von Studnitz im Deutschlandradio Kultur. Die USA würden in Moskau immer als weltpolitischer Gegner aufgefasst, der letztlich darauf abziele, einen Regimewechsel in Russland herbeizuführen.
    Der ehemalige UN-Botschafter Deutschlands, Gunter Pleuger, widersprach im Deutschlandradio Kultur Forderungen nach einem Ausschluss Russlands aus den G8. Das Gremium sei bestens geeignet, um mit Russland über die Krise in der Ukraine zu verhandeln.
    Gespräche in Paris am Rand der Libanon-Konferenz
    US-Außenminister John Kerry und der russische Außenminister Sergej Lawrow
    US-Außenminister John Kerry und der russische Außenminister Sergej Lawrow© picture alliance / dpa / Sergei Ilnitsky
    Die Außenminister der USA und Russlands, John Kerry und Sergej Lawrow, werden am Mittwoch an einer Konferenz der EU-Außenminister in Paris teilnehmen. Diese war bereits vor längerer Zeit zur Unterstützung des Libanons einberufen worden. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wird nach Paris reisen. Der ukrainische Außenminister Andrej Deschtschiza hat sich am Vormittag mit seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius getroffen. Er setzt auf eine Verhandlungslösung im Konflikt mit Russland. "Wir wollen die Situation friedlich lösen", sagte Deschtschiza.
    Hintergrund: Zankapfel zwischen Moskau und Kiew - Die wichtigsten Stationen in der Geschichte der Krim
    Die Lage in der Ukraine im Live-Ticker!

    Programmtipp: Über die weiteren Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim berichtet die Ortszeit. Zusammenfassungen können Sie in der Sendung von 12:07 Uhr bis 13:00 Uhr hören und von 17:07 Uhr bis bis 18:00 Uhr.

    mel
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