Krimi-Boom aus Südafrika

Acht südafrikanische Krimis, die Sie gelesen haben sollten

Blick auf das Township Khayelitsha nahe dem südafrikanischen Kapstadt
Blick auf das Township Khayelitsha nahe dem südafrikanischen Kapstadt © dpa / picture alliance / Ralf Hirschberger
Thomas Wörtche im Gespräch mit Andrea Gerk |
Ob Deon Meyer, Mike Nicol oder Malla Nunn - Kriminalliteratur aus Südafrika boomt, auch international. Meist sind es politische und sozialrealistische Romane, die sich mit der Realität des Landes auseinandersetzen. Thomas Wörtche hat Tipps, welche Sie lesen sollten.
In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Boom der südafrikanischen Kriminalliteratur. Autoren und Autorinnen wie Deon Meyer, Malla Nunn, Andrew Brown oder Mike Nicol haben nicht nur in ihrem Heimatland, sondern auch weltweit großen Erfolg.
Diese Kriminalromane thematisierten die sozialen Probleme des Landes und gehörten zum Genre des politischen Kriminalromans, sagt Krimi-Experte Thomas Wörtche: "Die Apartheid und die Post-Apartheid oder auch möglicherweise eine neue Apartheid in Südafrika ist natürlich noch ein Thema".

Zum Einstieg: Mike Nicols "Rache"-Trilogie

Einsteigern empfahl Wörtche im Deutschlandradio Kultur die "Rache"-Trilogie von Mike Nicol. "Das sind drei Bände, die zusammenhängen und wirklich ein sehr großes Panorama aufmachen." Es gehe um die Folgen der Apartheid sowie des Kampfes gegen die Apartheid, die bis heute in Südafrika zu spüren seien.
"Da sieht man das sehr deutlich, wo auch die ganzen Sünden und die Schwarz-weiß-Verteilung und die Gut-Böse-Verteilung natürlich ganz neue Grauwerte bekommt, die man sozusagen in den Kampfzeiten eigentlich lieber noch nicht thematisiert hat", so Wörtche. Inzwischen sei das aber möglich. "Und das macht er [Nicol] anhand zweier Waffenhändler, die damals aber für die Anti-Apartheids-Bewegung gearbeitet haben, aber da auch nicht moralisch sauber bleiben konnten, und denen jetzt das alles wieder auf die Füße fällt, also die Sünden des Kampfes." Und das ist ein Thema, das eine Menge Autoren am Wickel haben."

Fast alle Autoren sind Weiße

Auffallend sei, dass so gut wie alle auf dem deutschen Markt vertretenen südafrikanischen Autoren, Weiße seien, meint Wörtche. Eine Ausnahme bildet Malla Nunn. Als weibliche, schwarze Stimme solle man diese lesen.
"Und dann würde ich empfehlen, in Autoren zu gucken, die keine Genreautoren sind, die aber Genresplitter verwenden." Zum Beispiel Dalmon Galgut, Imraan Coovadia oder Ivan Vladislavic. Letzterer schreibe, wie ein Deutschlandradio-Rezensentin einmal gesagt habe, "Krimis ohne Plot", so Wörtche. "Aber eben jedes Bild ein Krimi."

Lesetipps von Thomas Wörtche:

Imraan Coovadia: "Vermessenes Land"
Deutsch von Susanne Urban
Verlag Wunderhorn, Heidelberg Wunderhorn 2016
347 Seiten, 26,80 Euro

Dalmon Galgut: "Der Betrüger"
Deutsch von Thomas Mohr
Manhattan-Verlag, München 2009
304 Seiten, 19,95 Euro

Ivan Vladislavić: "Double Negative"
Deutsch von Thomas Brückner
A1-Verlag, München 2015
256 Seiten, 19,80 Euro

Mike Nicol: "Payback"
Deutsch von Mechthild Barth
Btb-Verlag, München 2011
576 Seiten, 9,99 Euro

Mike Nicol: "Killer Country"
Deutsch von Mechthild Barth.
Btb-Verlag, München 2012
508 Seiten, 14,99 Euro

Mike Nicol: "Black Heart"
Deutsch von Mechthild Barth
Btb-Verlag, München 2014
480 Seiten, 9,99 Euro

Malla Nunn: "Tal des Schweigens"
Deutsch von Laudan & Szelinski
Ariadne-Verlag, Hamburg 2016
320 Seiten, 13,00 Euro

Andrew Brown: "Trost"
Deutsch von Mechthild Barth
Btb-Verlag, München 2014
352 Seiten, 14,99 Euro

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