Nach einem Hubschrauberabsturz zurück ins Leben
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Seine Themen sind Identitätssuche und Grenzerfahrungen. In seinem Debütroman hat er den eigenen Hubschrauber-Absturz verarbeitet. Jetzt hat er einen rasanten Thriller geschrieben, der mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde.
Schreiben, das gehört für Johannes Groschupf schon immer zu seinem Leben. Erst Tagebücher, als Teenager Gedichte, später war er als Reisejournalist unterwegs. 2019 erhielt Groschupf den Deutschen Krimipreis für seinen Thriller "Berlin Prepper".
"Prepper" ein merkwürdiges Wort, im Duden findet man es nicht.
Johannes Groschupf kann da helfen, schließlich ist er für die Recherche zu seinem Buch so etwas wie ein "Prepper-Experte" geworden.
"Das kommt aus dem englischen, 'to be prepared', vorbereitet sein. Es gibt eine wachsende Zahl, auch hier in Deutschland, die sich auf die kommenden Krisen, Katastrophen, vorbereiten. Indem sie Lebensmittel bunkern. Die laminieren auch ihre Dokumente, Ausweise, Führerscheine. Es wird auch ein Notfallrucksack an die Tür gestellt, wenn es losgeht. Was immer das sein mag."
"Prepper sind ein bisschen wie meine Großmutter"
Das meiste über die so genannten Prepper hat der Autor im Internet recherchiert, zwei hat er persönlich getroffen. Die Buschbrände in Australien, die Kriegsgefahr im Iran, oder das Sturmtief "Sabine", das so Johannes Groschupf, "ist die Nahrung die Prepper aufnehmen". Was der gebürtige Braunschweiger zuvor nicht für möglich hielt: "Je mehr ich mich mit denen beschäftige, umso mehr Begeisterung entfacht das in mir. Das ist schon eine eigene Weltsicht, die der meinen eigentlich entgegengesetzt ist. Prepper sind ein bisschen wie meine Großmutter die sagte: `Der beste Rat ist der Vorrat`".
Den Schritt vom Journalisten zum Autor machte Groschupf eher unfreiwillig. "Früher wollte ich mehr den Ansprüchen der anderen genügen. Jetzt, so wie ich bin, schaue ich einfach mehr, was kann ich tun, was will ich tun. Seitdem habe ich einige Sache ausprobiert, die ich aus Schüchternheit oder mangelndem Vertrauen gar nicht erst probiert habe, das Bücher schreiben zum Beispiel, oder das Tanzen."
Durch eine Katastrophe zum Buchautor
Das, was Groschupf zum Buchautor werden ließ, war eine Katastrophe. 1994, noch als Reisejournalist, stürzte er in der Sahara in einem Hubschrauber ab. Während alle anderen Insassen den Tod fanden, überlebte er den Absturz schwer verletzt. 80 Prozent seiner Hautoberfläche waren verbrannt. Johannes Groschupf hat dabei erlebt, was man als Nahtoderfahrung bezeichnet.
"Ich war überzeugt, dass es aus dem Hubschrauber kein Entkommen gibt. Hatte nur gehofft, dass es jetzt schnell geht. Aber dann fielen mir meine Kinder ein, damals zwei und drei Jahre alt. Ich hatte schon das Gefühl, dass ich mich aus dem eigenen Körper entferne, das war eine totale Erlösung. Aber dieser Gedanke, ich werde meine Kinder nie wiedersehen, hat mich dazu gebracht, einen Weg nach draußen zu finden. Seitdem habe ich auch die Angst vor dem Tod verloren."
Über ein Jahr lang wurde Groschupf im Krankenhaus behandelt. "Mein gutes Aussehen war nachhaltig ruiniert."
Durch die Kinder zurück ins Leben
Vor allem seine Kinder halfen ihm, wieder in einen normalen Alltag zurückzukehren. Nur mit ihnen traute sich Johannes Groschupf, trotz aller Verbrennungen, einkaufen zu gehen, die Kinder auf einen Spielplatz zu begleiten." Um den Unfall, begann er erneut Tagebuch zu schreiben. Später wurde aus seinen Erfahrungen ein Radio-Feature, dann ein Buch.
Die Arbeit als Reisejournalist war endgültig vorbei. "Als ich im Krankenhaus lag, da hatte ich gemerkt, das hatte ein natürliches Ende gefunden, dieses ständige Unterwegssein."
Die Freude an Jugendbüchern
Neben Büchern wie "Berlin Prepper", hat Johannes Groschupf in den letzten Jahren viele Jugendromane geschrieben.
"Ich finde die Jugend bis heute eine tolle Zeit. Ich weiß, das ist eine sehr, sehr anstrengende Zeit. Man ist ständig verliebt, hat Begehrlichkeiten, die man so noch nie hatte. Darüber kann man sehr, sehr schön erzählen."
Momentan allerdings, schreibt Groschupf wieder an einem Krimi. Die Hauptstadt, das darf man verraten, wird erneut im Mittelpunkt stehen, ganz besonders der Berliner Straßenverkehr.