Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.
1 (2) James Sallis: "Willnot"
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Kathrin Bielfeldt
Liebeskind, 224 Seiten, 20 Euro
Verteidigt den Platz 1 auf der Krimibestenliste: James Sallis mit "Willnot"© Unsplash / Liebeskind
"Willnot", USA. Worauf verweisen die Signale des Lebens? Dorfarzt Lamar Hale sinniert. In einer Grube liegen mehrere Leichen. Ein lange Verschollener taucht auf, wird angeschossen. Ein begabter Junge verschwindet im Wald. Sallis gibt uns Zeit, mal ernsthaft über Leben und Tod nachzudenken.
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2 (4) Heinrich Steinfest: "Der schlaflose Cheng"
Piper, 288 Seiten, 16 Euro
Heinrich Steinfest: "Der schlaflose Cheng".© Piper / Unsplash
Wien, London, Island. Nach fast einer Dekade taucht Markus Cheng, einarmiger Privatdetektiv, Wiener Chinese, aus der Abwesenheit auf, um die Unschuld von Peter Polnitz, der deutschen Stimme des weltberühmten Schauspielers Wake, zu beweisen. Herrlich! Göttlich! Steinfest!
3 (7) Sara Gran: "Das Ende der Lügen"
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Heyne, 348 Seiten, 16 Euro
Sara Gran: Das Ende der Lügen© imago / mvmediendesignx / Heyne
New York, Oakland, Los Angeles. Ein Lincoln rammt Claire de Witt. Warum will sie wer töten? Die beste Detektivin der Welt rekapituliert auf der Suche nach dem größten Rätsel der Welt ihre Fälle, ihre Verstrickungen. Und findet eine verschollene Erzählung. Krimi als "l’art pour l’art". Wie bei Poe.
4 (3) Gary Victor: "Im Namen des Katers"
Aus dem Französischen von Peter Trier
Litradukt, 168 Seiten, 12 Euro
Gary Victor: "Im Namen des Katers".© picture-alliance / dpa / Litradukt
Port-au-Prince, Haiti. In fünf Tagen wird der Dämon in seinem Arm Inspektor Azémar zwingen, eine Frau abzuschlachten. Zuvor muss er noch Kater Georges finden, hinter dem Gangster, Polizisten, Dealer her sind, und den Mörder der Katzen essenden Soro-Trinker fangen. Nur Haiti ist schlimmer dran.
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5 (1) Attica Locke: "Bluebird, Bluebird"
Aus dem Englischen von Susanna Mende
Polar, 330 Seiten, 20 Euro
Attica Locke: Bluebird, Bluebird.© Polar / Unsplash / Levi Jones
"Lark". Texas-Ranger Darren Mathews, persönlich, beruflich und ehelich vor dem Aus, kämpft im Kaff Lark wie ein Gentleman. Rassismus als Fluch, Irrsinn, paranoide Gewalt. Texas aus Sicht seiner schwarzen Mittelschicht – ein Heimatroman, wie er besser nicht sein kann. Bitter, wütend, glänzend komponiert.
6 (8) Leonorado Padura: "Die Durchlässigkeit der Zeit"
Aus dem Spanischen von Hans-Joachim Hartstein
Unionsverlag, 440 Seiten, 24 Euro
Leonardo Padura: "Die Durchlässigkeit der Zeit".© Unsplash / Unionsverlag
Havanna, Katalonien. Privatermittler Conde sucht die schwarze Madonna, die einem früheren Schulkameraden gestohlen wurde. Zeitumspannende Reise zu den Reichsten und zu den Ärmsten in Kuba, in die alte Geschichte von Glauben, Zweifel und Despotie. Padura ganz stark, ganz bei sich.
7 (-) Jonathan Robijn: "Kongo Blues"
Aus dem Flämischen von Jan-Frederik Bandel
Edition Nautilus, 176 Seiten, 16,90 Euro
Jonathan Robijn: "Kongo Blues"© Edition Nautilus / imago/Leemage
Brüssel, Kongo, 1988. Morgan, schwarzer Jazzmusiker, Adoptivkind einer belgischen Oberklassenfamilie, rettet Simona am Neujahrstag vor dem Erfrieren. Mit unberührbarer Flatterhaftigkeit irritiert sie sein Leben, verschwindet wieder. Gelähmte Melancholie, Wunden kolonialer Herkunft. Starker Sound.
8 (-) Melissa Scrivner Love: "Lola"
Aus dem Englischen von Sven Koch und Andrea Stumpf
Suhrkamp, 392 Seiten, 14,95 Euro
Melissa Scrivner Love: "Lola" © Suhrkamp / Picture Alliance / dpa / Nina Prommer
Los Angeles. Lola ist winzig, unscheinbar, im Backen eine Niete. Nur die Insider wissen, dass sie der Boss der aufstrebenden Latinogang "Crenshaw Six" ist. Um Chef zu werden, hat sie ihren Lover umgebracht. Für Pflegekind Lucy und den Sieg riskiert Lola ihr Leben. Heiter und robust: tolles Debüt.
9 (-) Don Winslow: "Jahre des Jägers"
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Droemer, 992 Seiten, 26 Euro
Don Winslow: "Jahre des Jägers"© Droemer / Imago / ZUMA Press
Mexiko, Washington, DC. Kartellboss Adán Barrera ist tot. Die verwöhnten Söhne drängeln, morden sich an die Macht. Opioide verwüsten tausende Leben. DEA-Chef Art Keller will den Geldhahn zudrehen. Damit gerät er ins Visier von Präsident Dennisons Clique. Alles über den Drogenkrieg, Teil Drei.
10 (-) Antonio Ortuño: "Die Verschwundenen"
Aus dem Spanischen von Hans-Joachim Hartstein
Kunstmann, 254 Seiten, 20 Euro
Antonio Ortuño: "Die Verschwundenen"© Kunstmann / Picture Alliance / dpa / Mario Arturo Martinez
Guadalajara. Leichter als Erfolg ist Mord. Zwei Familien, die Bauunternehmer Carlos nicht weichen wollten, sind verschwunden. Schwiegersohn Aurelio, stets zu Diensten, ging zur Beschwichtigung in den Knast. Mexikanische Version von Herr und Knecht. Tragikomisch: Porträt einer abgeschlafften Bourgeoisie.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Polar Noir"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Spiegel Online"
Ulrich Noller, "Deutsche Welle", WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ".