Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.
Deutschland in 100 Jahren. Der Norden unter Wasser, Gesundheits-App KOS wacht, fast alle sind zufrieden. Nur Liina und Kollegen widerstehen, sie arbeiten für die "Wahrheitspresse". Erst recht, als eine Kollegin ermordet wird. Gesund sein oder frei sein? Brennende Fragen, zum Mitfiebern.
Zoë Beck: "Paradise City" © Suhrkamp / Deutschlandradio
1 (4) Zoë Beck: "Paradise City"
Suhrkamp, Berlin 2020
280 Seiten, 16 Euro
Lee Child: "Der Bluthund"© Blanvalet / Deutschlandradio
Wyoming. Beim Umsteigen ersteht Reacher antiquarisch einen Westpoint-Ring, ahnt Schlimmes für die Besitzerin. Im entlegensten Bergtal stößt der Einzelkämpfer, mit Kumpels diesmal, auf reine Opioide, Fluch und für manche auch Segen. Reacher ist zarter als sonst, jedenfalls zu den Guten. Echt stark.
2 (-) Lee Child: "Der Bluthund"
Aus dem Englischen von Wulf Bergner
Blanvalet, München 2020
448 Seiten, 22 Euro
Guillermo Martínez: "Der Fall Alice im Wunderland"© Eichborn / Deutschlandradio
Oxford 1994. Aufruhr in der Lewis-Carroll-Bruderschaft: Doktorandin Kristen hat einen Hinweis auf die verschwundene Tagebuchseite vom Juni 1863, die Aufschluss über Carrolls wahres Verhältnis zu Alice geben könnte. Ganz heißes Thema. Mordanschläge häufen sich. Mitreißender Metakrimi, großer Gehirnspaß.
3 (1) Guillermo Martínez: "Der Fall Alice im Wunderland"
Aus dem Spanischen von Angelica Ammar
Eichborn, Köln 2020
320 Seiten, 16 Euro
William Boyle: "Eine wahre Freundin"© Polar / Deutschlandradio
Brooklyn, Bronx, Monroe. Drei starke Frauen: Rena, fromme Mafioso-Witwe, verteidigt ihre Ehre mit einem Aschenbecher. Lacy, einst berühmte Pornodarstellerin, nimmt, was sie kriegen kann. Und Renas Enkelin Lucia testet aus, was geht. Superbe Mischung aus Frauensolidarität, Gewalt und Komik.
4 (-) William Boyle: "Eine wahre Freundin"
Aus dem Englischen von Andrea Stumpf
Polar, Stuttgart 2020
368 Seiten, 22 Euro
Japan, "Präfektur W". Der angesehene Polizist Kaji hat seine an Alzheimer erkrankte Frau auf ihre Bitte getötet und stellt sich zwei Tage später. Polizei, Justiz und Presse wollen den Geständigen knacken: Was hat er nach dem Mord in Tokios Rotlichtviertel getan? Ergreifendes Drama um Regeln, Anstand, Scham.
Hideo Yokoyama: "50"© Atrium / Deutschlandradio
5 (2) Hideo Yokoyama: "50"
Aus dem Japanischen von Nora Bartels
Atrium, Zürich 2020
368 Seiten, 22 Euro
Max Annas: "Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit"© Rowohlt / Deutschlandradio
Gera, Jena 1985. Melchior war Bassist einer Punk-Band. Jetzt liegt der 19-Jährige tot im Schuppen. Die Ermittler stöbern in unsozialistischem Familiendreck: Kriegsverbrechen, Diebstahl, Prügel. Freundin Julia erzählt von Aufbruch, Musik, Liebe und Verrat. Hommage an Punk, die Sehnsucht frei zu sein.
6 (-) Max Annas: "Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit"
Rowohlt, Hamburg 2020
336 Seiten, 20 Euro
James Lee Burke: "Blues in New Iberia"© Pendragon / Deutschlandradio
New Iberia. Detective Robicheaux liebt Louisiana "wie eine Religion". Und die wird beschmutzt von einem Serienmörder aus der Mythenfabrik Hollywood: Frauen treiben ans Kreuz genagelt auf dem Meer. Stellen kann das Böse nur, wer den Tod hinter sich gelassen hat. Eine Naturgewalt von einem Roman.
7 (-) James Lee Burke: "Blues in New Iberia"
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Pendragon, Bielefeld 2020
592 Seiten, 22 Euro
Joseph Incardona: "One Way Ticket ins Paradies"© Lenos / Deutschlandradio
"Nomad Island" im Indischen Ozean. Eine Schweizer Mittelklassefamilie, gestresst wie alle, hat den großen Traumurlaub gebucht. All inclusive beginnt mit leisem Horror, aus Glück wird vollversorgter Gutfühlknast, ganz sanft und unnachgiebig. Club Med noir. Horrorfiction für Sesselreisende.
8 (-) Joseph Incardona: "One-Way-Ticket ins Paradies"
Aus dem Französischen von Lydia Dimitrow
Lenos, Basel 2020
310 Seiten, 22 Euro
Lauren Wilkinson: "American Spy"© Tropen / Deutschlandradio
USA, Burkina Faso. Ein überlebter Mordanschlag zwingt Marie Mitchell, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die CIA engagierte die ehrgeizige Afroamerikanerin als Honigfalle für den charismatischen Präsidenten von Burkina Faso. Nicht eingeplant im Kalten Krieg: die Liebe. Obama hat es gern gelesen.
9 (-) Lauren Wilkinson: "American Spy"
Aus dem Englischen von Jenny Merling, Antje Althans, Anne Emmert und Katrin Harlaß
Tropen, Stuttgart 2020
352 Seiten, 16 Euro
Tommie Goerz: "Meier"© ars vivendi / Deutschlandradio
Franken. Zehn Jahre hat Meier unschuldig gesessen für Mord. Jetzt ist er raus, repariert Autos und hebt abgesunkene Scheunen. Schön ist das Leben, schöner die Rache. Im Knast hat er gelernt, wie man Täuscher und Betrüger aufs Kreuz legt. Knochentrocken serviert, die Ballade vom zufriedenen Knacki.
10 (-) Tommie Goerz: "Meier"
ars vivendi, Cadolzburg 2020
164 Seiten, 12,99 Euro
Alles über Mord und Totschlag: Unser Krimiportal informiert über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur und stellt die wichtigsten Neuerscheinungen vor.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
Frank Rumpel, "SWR"
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"