Deutschlandfunk Kultur präsentiert die besten Krimis des Monats.
Susanne Saygin: "Crash"© Deutschlandradio / Heyne
Köln, Berlin. Isas Freundin ist verschwunden. Letzte Station war die Wirtschaftskanzlei, in der Torsten Wolf das Imperium des verstorbenen Unternehmers Nolden betreut. Isa heuert dort an. Mit Wolf kommt sie ungeheurem Schwindel und Hightech-Nationalisten auf die Spur. Berlin Noir grotesk.
1 (-) Susanne Saygin: "Crash"
Heyne, München 2021
416 Seiten, 12,99 Euro
Eloísa Díaz: "1981"© Deutschlandradio / Hoffmann und Campe
Buenos Aires, 1981, 2001. Im Müll liegt die Leiche einer Frau aus reicher Familie. Das Volk demonstriert en masse. Inspektor Alzada will: keinen Stress mit Demonstranten, Mördern, Eliten und Politikern. Das hat er 1981 in der Militärdiktatur schon mal erlebt. Schuld, Widerstand, Anpassung? Ende offen.
2 (-) Eloísa Díaz: "1981"
Aus dem Englischen von Mayela Gerhardt
Hoffmann und Campe, Hamburg 2021
321 Seiten, 23 Euro
Max Annas: "Der Hochsitz"© Deutschlandradio / Rowohlt
Eifel 1978. Sanne und Ulrike, elf, haben vom Hochsitz die Dorfereignisse detektivisch im Blick: die Affäre des Bürgermeisters, den "Drachen", der einen Mann tötet, die Touristinnen mit fataler Ähnlichkeit zu den Fotos auf den Fahndungsplakaten. BRD-Welt-Geschichte ausm Dorf, die Rätsel bleiben gewahrt.
3 (-) Max Annas: "Der Hochsitz"
Rowohlt, Hamburg 2021
272 Seiten, 22 Euro
Anne Goldmann: "Alle kleinen Tiere"© Deutschlandradio / Ariadne
Wien. "Alle kleinen Tiere werden von den großen gefressen", glaubt Tom. Sekretärin Marisa (auf der Suche nach Anerkennung ihrer männlichen Kollegen), Rita (kognitiv eingeschränkt) und die Kroatin Ela (Erbin eines Hauses) – widerlegen sie gemeinsam Toms Fatalismus? Ein Vorstadtdrama um Erbschaft, Gier und Immobilien.
4 (5) Anne Goldmann: "Alle kleinen Tiere"
Ariadne im Argument Verlag, Hamburg 2021
302 Seiten, 18 Euro
Alexis Schaitkin: "Saint X" © Deutschlandradio / Ullstein
New York. Der ungeklärte Tod der 18-jährigen Alison auf einer Karibikinsel lässt die jüngere Schwester Claire nicht ruhen. Obsessiv will sie die Wahrheit wissen, stalkt einen der Verdächtigten. Ein US-Panorama: Coming of Age, Klassismus, Rassismus, all die Leere der weißen Mittelschicht.
5 (4) Alexis Schaitkin: "Saint X"
Aus dem Englischen von Wibke Kuhn
Ullstein, Berlin 2021
476 Seiten, 24 Euro
Garry Disher: "Barrier Highway"© Deutschlandradio / Unionsverlag
"Tiverton", South Australia. Constable Hirschhausens Fälle im "Land des Ungesehenen, Ungehörten": Damenwäschediebstahl, Waldfrevel, Erbschleicherei, Immobilienschwindel, Totschlag, Vernachlässigung von Kindern, religiöser Wahn. Pointillismus pur mit einem einfühlsamen, klugen Dorfpolizisten. Meisterhaft.
6 (-) Garry Disher: "Barrier Highway"
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Unionsverlag, Zürich 2021
346 Seiten, 22 Euro
Liam McIlvanney: "Ein frommer Mörder"© Deutschlandradio / Heyne
Glasgow 1968/69. Der Sohn des Godfathers der modernen schottischen Kriminalliteratur hat seinen großen schottischen Polizeiroman verfasst: voller Anspielungen an Serienmörderlegenden, das Werk seines Vaters und das der Kolleginnen, und doch ganz seins. Eine Ode an Glasgow, von dunklem Optimismus satt.
7 (-) Liam McIlvanney: "Ein frommer Mörder"
Aus dem Englischen von Susanne Lohmann
Heyne, München 2021
448 Seiten, 14,99 Euro
Martin Cruz Smith: "Die Spur des Bösen"© Deutschlandradio / C. Bertelsmann
Sibirien. Arkadi Renko, unverwüstlich, cooler von Buch zu Buch, soll den Privatgefangenen seines Staatsanwalts heimführen, löst auf eigene Faust seine Geliebte aus den Fängen eines Oligarchen, lernt Nahkampf mit Bären. So lässig wie der Magier Cruz Smith schreibt keiner über Putins Hinterland.
8 (-) Martin Cruz Smith: "Die Spur des Bären"
Aus dem Englischen von Rainer Schmidt
C. Bertelsmann, München 2021
268 Seiten, 16 Euro
Mercedes Rosende: "Der Ursula-Effekt"© Deutschlandradio / Unionsverlag
Montevideo. Ursula zum Dritten. Stete Selbstzweifel (diese Pfunde, dieser Über-Ich-Vater!) bekämpft sie tough mit Kriminalität. Wie schafft man es, den Räubern während eines Überfalls abgeluchste Geldsäcke vor Polizei und überlebenden Gangstern beiseite zu schaffen? Mit Frauenpower und Tupamaro-Kniffen!
9 (-) Mercedes Rosende: "Der Ursula-Effekt"
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
Unionsverlag, Zürich 2021
280 Seiten, 18 Euro
Viet Thanh Nguyen: "Die Idealisten" © Deutschlandradio / Blessing
Paris, 1981. Als "Niemand, der nichts glaubt" ist der Spion aus Vietnam über die USA in die Heimat seines Priestervaters und dort unter Drogendealer geraten. Zwischen Action, Groteske und Philosophie jonglierender "Abschiedsbrief eines Selbstmörders". Sequel des hochgelobten
"Der Sympathisant".
10 (6) Viet Thanh Nguyen: "Die Idealisten"
Aus dem Englischen von Wolfgang Müller
Blessing, München 2021
496 Seiten, 24 Euro
Sie können die
Krimibestenliste auch als PDF herunterladen. Alles über Mord und Totschlag gibt es auf unserem
Krimiportal das über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur informiert und die wichtigsten Neuerscheinungen vorstellt. Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Krimibestenliste? Dann wenden Sie sich über
krimi@deutschlandradio.de an die Jury oder die Redaktion.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 18 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Katrin Doerksen, "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Kino-Zeit"
Hanspeter Eggenberger, "Tagesanzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
Frank Rumpel, "SWR"
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"