Krimibestenliste August

    Riesen-Schwindel von Hightech-Nationalisten

    Die Cover der Top drei der Krimibestenliste des Augusts 2021: Susanne Saygins „Crash“, Eloísa Díaz' "1981" und Max Annas' "Der Hochsitz" (v.l.n.r.).
    Die Top drei der Krimibestenliste sind allesamt Neuzugänge: Susanne Saygins „Crash“, Eloísa Díaz' "1981" und Max Annas' "Der Hochsitz" (v.l.n.r.). © Deutschlandradio / Heyne / Hoffmann und Campe / Rowohlt
    Susanne Saygin führt die Krimibestenliste im August an: Ihre Heldin lässt sich in einer Wirtschaftskanzlei anstellen und nimmt dort die Spur auf. Eloísa Díaz und Max Annas entführen die Leser nach Argentinien und auf einen Hochsitz in einem BRD-Dorf.
    Deutschlandfunk Kultur präsentiert die besten Krimis des Monats.

    Das Cover des Buches von Susanne Saygin, "Crash", auf orange-weißem Hintergrund.
    Susanne Saygin: "Crash"© Deutschlandradio / Heyne
    Köln, Berlin. Isas Freundin ist verschwunden. Letzte Station war die Wirtschaftskanzlei, in der Torsten Wolf das Imperium des verstorbenen Unternehmers Nolden betreut. Isa heuert dort an. Mit Wolf kommt sie ungeheurem Schwindel und Hightech-Nationalisten auf die Spur. Berlin Noir grotesk.

    1 (-) Susanne Saygin: "Crash"
    Heyne, München 2021
    416 Seiten, 12,99 Euro


    Das Cover des Buches von Eloísa Díaz, "1981", auf orange-weißem Hintergrund.
    Eloísa Díaz: "1981"© Deutschlandradio / Hoffmann und Campe
    Buenos Aires, 1981, 2001. Im Müll liegt die Leiche einer Frau aus reicher Familie. Das Volk demonstriert en masse. Inspektor Alzada will: keinen Stress mit Demonstranten, Mördern, Eliten und Politikern. Das hat er 1981 in der Militärdiktatur schon mal erlebt. Schuld, Widerstand, Anpassung? Ende offen.

    2 (-) Eloísa Díaz: "1981"
    Aus dem Englischen von Mayela Gerhardt
    Hoffmann und Campe, Hamburg 2021
    321 Seiten, 23 Euro


    Das Cover des Buches von Max Annas, "Der Hochsitz", auf orange-weißem Hintergrund.
    Max Annas: "Der Hochsitz"© Deutschlandradio / Rowohlt
    Eifel 1978. Sanne und Ulrike, elf, haben vom Hochsitz die Dorfereignisse detektivisch im Blick: die Affäre des Bürgermeisters, den "Drachen", der einen Mann tötet, die Touristinnen mit fataler Ähnlichkeit zu den Fotos auf den Fahndungsplakaten. BRD-Welt-Geschichte ausm Dorf, die Rätsel bleiben gewahrt.

    3 (-) Max Annas: "Der Hochsitz"
    Rowohlt, Hamburg 2021
    272 Seiten, 22 Euro


    Das Cover des Buchs von Anne Goldmann, "Alle kleinen Tiere", auf orange-weißem Hintergrund.
    Anne Goldmann: "Alle kleinen Tiere"© Deutschlandradio / Ariadne
    Wien. "Alle kleinen Tiere werden von den großen gefressen", glaubt Tom. Sekretärin Marisa (auf der Suche nach Anerkennung ihrer männlichen Kollegen), Rita (kognitiv eingeschränkt) und die Kroatin Ela (Erbin eines Hauses) – widerlegen sie gemeinsam Toms Fatalismus? Ein Vorstadtdrama um Erbschaft, Gier und Immobilien.

    4 (5) Anne Goldmann: "Alle kleinen Tiere"
    Ariadne im Argument Verlag, Hamburg 2021
    302 Seiten, 18 Euro


    Das Cover des Buchs von Alexis Schaitkin, "Saint X", auf orange-weißem Hintergrund.
    Alexis Schaitkin: "Saint X" © Deutschlandradio / Ullstein
    New York. Der ungeklärte Tod der 18-jährigen Alison auf einer Karibikinsel lässt die jüngere Schwester Claire nicht ruhen. Obsessiv will sie die Wahrheit wissen, stalkt einen der Verdächtigten. Ein US-Panorama: Coming of Age, Klassismus, Rassismus, all die Leere der weißen Mittelschicht.

    5 (4) Alexis Schaitkin: "Saint X"
    Aus dem Englischen von Wibke Kuhn
    Ullstein, Berlin 2021
    476 Seiten, 24 Euro


    Das Cover des Buches von Garry Disher, "Barrier Highway", auf orange-weißem Grund.
    Garry Disher: "Barrier Highway"© Deutschlandradio / Unionsverlag
    "Tiverton", South Australia. Constable Hirschhausens Fälle im "Land des Ungesehenen, Ungehörten": Damenwäschediebstahl, Waldfrevel, Erbschleicherei, Immobilienschwindel, Totschlag, Vernachlässigung von Kindern, religiöser Wahn. Pointillismus pur mit einem einfühlsamen, klugen Dorfpolizisten. Meisterhaft.

    6 (-) Garry Disher: "Barrier Highway"
    Aus dem Englischen von Peter Torberg
    Unionsverlag, Zürich 2021
    346 Seiten, 22 Euro


    Das Cover des Buches von Liam McIlvanney, "Ein frommer Mörder", auf orange-weißem Grund.
    Liam McIlvanney: "Ein frommer Mörder"© Deutschlandradio / Heyne
    Glasgow 1968/69. Der Sohn des Godfathers der modernen schottischen Kriminalliteratur hat seinen großen schottischen Polizeiroman verfasst: voller Anspielungen an Serienmörderlegenden, das Werk seines Vaters und das der Kolleginnen, und doch ganz seins. Eine Ode an Glasgow, von dunklem Optimismus satt.

    7 (-) Liam McIlvanney: "Ein frommer Mörder"
    Aus dem Englischen von Susanne Lohmann
    Heyne, München 2021
    448 Seiten, 14,99 Euro


    Das Cover des Buches von Martin Cruz Smith, "Die Spur des Bösen", auf orange-weißem Grund
    Martin Cruz Smith: "Die Spur des Bösen"© Deutschlandradio / C. Bertelsmann
    Sibirien. Arkadi Renko, unverwüstlich, cooler von Buch zu Buch, soll den Privatgefangenen seines Staatsanwalts heimführen, löst auf eigene Faust seine Geliebte aus den Fängen eines Oligarchen, lernt Nahkampf mit Bären. So lässig wie der Magier Cruz Smith schreibt keiner über Putins Hinterland.

    8 (-) Martin Cruz Smith: "Die Spur des Bären"
    Aus dem Englischen von Rainer Schmidt
    C. Bertelsmann, München 2021
    268 Seiten, 16 Euro


    Das Cover des Buches von Mercedes Rosende, "Der Ursula-Effekt" auf orange-weißem Grund.
    Mercedes Rosende: "Der Ursula-Effekt"© Deutschlandradio / Unionsverlag
    Montevideo. Ursula zum Dritten. Stete Selbstzweifel (diese Pfunde, dieser Über-Ich-Vater!) bekämpft sie tough mit Kriminalität. Wie schafft man es, den Räubern während eines Überfalls abgeluchste Geldsäcke vor Polizei und überlebenden Gangstern beiseite zu schaffen? Mit Frauenpower und Tupamaro-Kniffen!
    Unsere Rezension

    9 (-) Mercedes Rosende: "Der Ursula-Effekt"
    Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
    Unionsverlag, Zürich 2021
    280 Seiten, 18 Euro


    Das Cover des Buchs von Viet Thanh Nguyen, "Die Idealisten", auf orange-weißem Hintergrund
    Viet Thanh Nguyen: "Die Idealisten" © Deutschlandradio / Blessing
    Paris, 1981. Als "Niemand, der nichts glaubt" ist der Spion aus Vietnam über die USA in die Heimat seines Priestervaters und dort unter Drogendealer geraten. Zwischen Action, Groteske und Philosophie jonglierender "Abschiedsbrief eines Selbstmörders". Sequel des hochgelobten "Der Sympathisant".

    10 (6) Viet Thanh Nguyen: "Die Idealisten"
    Aus dem Englischen von Wolfgang Müller
    Blessing, München 2021
    496 Seiten, 24 Euro


    Sie können die Krimibestenliste auch als PDF herunterladen. Alles über Mord und Totschlag gibt es auf unserem Krimiportal das über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur informiert und die wichtigsten Neuerscheinungen vorstellt. Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Krimibestenliste? Dann wenden Sie sich über krimi@deutschlandradio.de an die Jury oder die Redaktion.
    Wie funktioniert die Abstimmung?
    Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 18 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
    Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
    Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

    Die Jury:

    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
    Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
    Gunter Blank, "Rolling Stone"
    Katrin Doerksen, "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Kino-Zeit"
    Hanspeter Eggenberger, "Tagesanzeiger"
    Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
    Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
    Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
    Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
    Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
    Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
    Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
    Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
    Frank Rumpel, "SWR"
    Ingeborg Sperl, "Der Standard"
    Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
    Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"

    Mehr zum Thema