Krimibestenliste Februar

Eine bessere Welt wäre möglich

Die Cover von "Totstück", "Unter Raubtieren" und "Das Schlupfloch"
Colin Niel ist mit seinem neuen Werk schon zum zweiten Mal auf der Krimibestenliste vertreten. © Deutschlandradio / Bianca Schaalburg / ariadne / Lenos / btb
Denise Mina erobert die Spitze der Krimibestenliste: In "Totstück" macht sie bekannt mit der Glasgower Unterwelt von Frauen, die keiner sieht, und mit sehr üblen Kerlen. Der Top-Neueinsteiger spielt in Südafrika – auch dort gibt es Luft nach oben.
Deutschlandfunk Kultur präsentiert die besten Krimis des Monats.
Das Cover des Krimis von Denise Mina, "Totstück", auf orange-weißem Hintergrund. Das Buch ist auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur.
Denise Mina: "Totstück"© Deutschlandradio / Ariadne im Argument Verlag
Glasgow. Margo Dunlop, Ärztin, Mittelschicht, schwanger, in der Krise. Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter forscht sie nach ihrer leiblichen: Susan, süchtig, Prostituierte, mit 19 ermordet. Über Tante Nikki wird Margo bekannt mit der realen Unterwelt von Frauen, die keiner sieht und mit sehr üblen Kerlen.

1 (9) Denise Mina: "Totstück"
Aus dem Englischen von Karen Gerwig
Ariadne im Argument Verlag, Hamburg 2021
317 Seiten, 23 Euro

Das Cover des Krimis von Colin Niel, "Unter Raubtieren", auf orange-weißem Grund.
Colin Niel: "Unter Raubtieren" © Deutschlandradio / Lenos
Béarn, Pyrenäen – Kaokoveld, Namibia. Nationalparkranger Martin bewahrt die Natur. Daher hasst er Jäger. Das Facebook-Foto von Apolline, die in Namibia einen gewaltigen Löwen erschossen hat, macht ihn wild: Sie soll spüren, wie man sich als Gejagte fühlt. Ökothriller, der an die Grenzen geht.

2 (1) Colin Niel: „Unter Raubtieren“
Aus dem Französischen von Anne Thomas
Lenos, Basel 2021
404 Seiten, 24 Euro

Das Cover des Krimis von Mike Nicol, "Das Schlupfloch", auf orange-weißem Hintergrund. Auf dem dunklen Cover ist eine helle Stelle, ein Fotograf hat durch einen langen Gang nach draußen fotografiert, wo ein gehender Mann in Umrissen zu erkennen ist. Das Buch ist auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur.
Mike Nicol: "Das Schlupfloch"© Deutschlandradio / btb
Kapstadt. Privatdetektiv Fish Pescado soll den Mord eines Mannes aufklären, zwei Jahre später recherchiert er den Background von Leuten, die dessen Witwe in Big Deals verwickeln wollen. Mit Vicki Kahn, geliebter Anwältin, stochert er im Kaninchenbau südafrikanischer Korruption. Hot wie die wildesten Wellen, die er surft.

3 (-) Mike Nicol: "Das Schlupfloch"
Aus dem Englischen von Mechthild Barth
btb, München 2021
524 Seiten, 11 Euro

Das Cover des Krimis von Omar Shahid Hamid, "Verrat", auf orange-weißem Hintergrund. Das Cover ist bis auf ein Bildelement und Autorenamen sowie Titel schwarz. Auf dem Bild sind ein Gewehr und zwei hochhackige Schuhe zu erkennen. Das Buch ist auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur.
Omar Shahid Hamid: "Verrat"© Deutschlandradio / Draupadi
Islamabad, Karatschi, Paris. „Deaf Leopard“ ist der Code für den Maulwurf, den Indiens Geheimdienst in der Regierung Pakistans installiert hat. Den soll Samir Ali Khan, Sicherheitsberater des Präsidenten, schnappen. Statt Frieden zwischen den Atommächten: Machtspiele. Bezahlt von den Anständigen und den Liebsten.

4 (-) Omar Shahid Hamid: "Verrat"
Aus dem Englischen von Almuth Degener
Draupadi, Heidelberg 2021
328 Seiten, 19,80 Euro

Das Cover des Krimis von Zhou Haohui, "18/4 - Der Hauptmann und der Mörder", auf orange.weißem Grund. Das Cover hat einen schwarzen Grund, in großen Lettern steht darauf in Rot "18/4", in kleineren Lettern der Name des Autors und der weitere Titel. Zudem sind ornamentartig Drachen abgebildet.
Zhou Haohui: "18/4 - Der Hauptmann und der Mörder"© Deutschlandradio / Heyne
Chengdu. Vor 18 Jahren hat „Eumenides“, selbsternannter Rachegott, zwei Polizisten getötet, jetzt tötet er wieder auf Zuruf mit Vorankündigung straflos ausgegangene Bösewichter, treibt dabei sein Spiel mit der Polizeieinheit 18/4. Superspannend, leider durch chinesische Zensur und amerikanische Verleger auf „Weltmarkt“ geglättet.

5 (-) Zhou Haohui: "18/4 - Der Hauptmann und der Mörder"
Aus dem Englischen von Julian Haefs
Heyne, München 2022
398 Seiten, 13 Euro

Das Cover des Krimis von Doug Johnstone, "Eingeäschert", auf orange-weißem Grund. Autorenname und Titel stehen auf dem Cover ganz oben auf weißem Grund, darunter ist ein Schwarz-Weiß-Foto zu sehen, auf dem mehrere SUV schräg versetzt nebeneinander geparkt sind.
Doug Johnstone: "Eingeäschert"© Deutschlandradio / Polar
Edinburgh. Chef Skelf ist verbrannt, jetzt übernehmen Witwe, Tochter und Enkelin das Bestattungsunternehmen samt Privatdetektei. Ihre Fälle: primär Folgen toxischer Männlichkeit schottischer Ausprägung. Im Original „A Dark Matter“: einfühlsam konstruiertes Geflecht, Beginn einer Serie, auf die wir gespannt sein können.

6 (-) Doug Johnstone: "Eingeäschert"
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Polar, Stuttgart 2022
423 Seiten, 25 Euro

Das Cover des Krimis von Liz Nugent, "Kleine Grausamkeiten", auf orange-weißem Hintergrund. Das Buch steht auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur.
Liz Nugent: "Kleine Grausamkeiten" © Deutschlandradio / Steidl

Dublin. Die drei Brüder Drumm sind bei der Beerdigung, einer davon im Sarg. Statt „Wer wars?“ ist die Frage „Wer wird das Opfer sein?“ Drei Brüder – drei Ich-Erzähler beklagen ihr Leid unter einer toxischen Familienkonstellation, eine Mixtur aus Narzissmus, Gier und Kampf um Anerkennung. Da ist Mord fast die Erlösung.

7 (5) Liz Nugent: „Kleine Grausamkeiten“
Aus dem Englischen von Kathrin Razum
Steidl, Göttingen 2021
400 Seiten, 24 Euro

Das Buchcover des Krimis "Wir sind dieser Staub" von Elizabeth Wetmore vor einem orange-weißem Hintergrund
Elizabeth Wetmore: "Wir sind dieser Staub"© Deutschlandradio / Eichborn
Odessa, Westtexas, 1976. Halb zu Tode vergewaltigt kann die 14-jährige Mexikanerin Gloria ihrem Peiniger entkommen. Flucht und anschließender Prozess sind Zentrum vielperspektivischen Erzählens: Die Frauen des Ortes begehren auf, reißen sprachgewaltig Löcher in die Machowelt, in die sie verstrickt waren.

8 (4) Elizabeth Wetmore: „Wir sind dieser Staub“
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Eichborn, Köln 2021
320 Seiten, 22 Euro

Das Cover des Krimis von Candas Jane Dorsey, "Drag Cop", zeigt den Schattenriss eines Menschen mit Polizeimütze und zwei am Gürtel befestigten Pistolen. Der Hintergrund ist in Regenbogenfarben gehalten.
Candas Jane Dorsey: "Drag Cop"© Deutschlandradio / Suhrkamp
Großstadt in Kanada. Die namenlose, herzlich ambisexuelle Ich-Erzählerin war Sozialarbeiterin. Gefeuert und ohne Geld setzt sie Unverfrorenheit, soziale Kompetenz und Kontakte ein, um die Mörder einer jungen Prostituierten zu schnappen. Witzig geschriebene und übersetzte frohe Jagd auf Betrüger, Mörder und Vorurteile.

9 (-) Candas Jane Dorsey: "Drag Cop"
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp, Berlin 2021
361 Seiten, 11 Euro

Das Bild auf dem Cover zeigt eine rennende Person auf einer Straße, die auf eine Gebirgskette zurennt, die gesamte Landschaft ist orange. Im Hintergrund befinden sich viele weitere Personen, darüber erstreckt sich blauer Himmel mit einigen verwischten Wolken.
Das Buchcover ist auf einen wolkig-orangen Hintergrund gesetzt.
Cover-Collage zu Candice Fox - 606© Deutschlandradio / Suhrkamp
„Pronghorn“, Hochsicherheitsknast in Nevada. Wenn die Wachleute die Tore nicht öffnen, werden ihre Kinder und Frauen liquidiert. 606 Mörder, Terroristen und Psychopathen hauen ab in die Wüste, gejagt von zwei Dirty Women. Krachend komisch, ultraschnell. Beim Pageturnen kullern Lach- und Mitleidstränen.

Unsere Rezension

10 (7) Candice Fox: „606“
Aus dem Englischen von Andrea O’Brien
Suhrkamp, Berlin 2021
467 Seiten, 16,95 Euro


Sie können die Krimibestenliste als PDF herunterladen. Alles über Mord und Totschlag gibt es auf unserem Krimiportal, das über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur informiert und die wichtigsten Neuerscheinungen vorstellt.
Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Krimibestenliste? Dann wenden Sie sich über krimi@deutschlandradio.de an die Jury oder die Redaktion.
Wie funktioniert die Abstimmung?Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt. Es sind 18 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet. Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht. Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Die Jury:

Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Katrin Doerksen, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Kino-Zeit“
Hanspeter Eggenberger, „Tagesanzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“
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