1. Zoe Beck: Die Lieferantin
Suhrkamp, 326 Seiten 14,95 Euro
© Suhrkamp / picture-alliance / dpa / Daniel Kalker
London, Edinburgh, nahe Zukunft. Die Regierung will den Druxit, Null Toleranz für Drogen. Die Lieferantin ist dagegen. Sie versendet Stoff wie aus der Apotheke, geschickt per Drohne. Doch der saubere Trip für autonome Menschen stört das althergebrachte Machtgefüge. Und schon wird die Lieferantin gejagt.
2. Antonin Varenne: Die Treibjagd
Penguin, 304 Seiten, 10 Euro
© picture-alliance / dpa / Thomnas Muncke
Limousin. Zwei Außenseiter gegen die beiden herrschenden Familien einer sterbenden Region: der verküppelte Revierjäger Rémi, und die gefallen Dorfschöne Michèle. Schlägereien, tote Förster, aufbrodelnde Gewalt. Als Western inszeniert, wilde Natur, archaische Triebe im Kern- und Hinterland Frankreichs.
3. Larry Brown: Fay
Aus dem Englischen von Thomas Gunkel
Heyne, 656 Seiten, 24 Euro
© Heyne / picture-alliance / dpa / Patrick Seeger
Oxford, Biloxi. Die 17-jährige Fay ist aus einem Loch von Elternhaus abgehauen, sucht Zuneigung, Schutz, Liebe. Und findet Männer, gute väterliche, und weniger gute. Country-Noir-Variante der Endstation Sehnsucht: Tumbe Törin lernt Südstaaten. Späte Entdeckung eines starken Autors.
4. George Pelecanos: Hard Revolution
Aus dem Englischen von Gottfried Röckelein
ars vivendi, 420 Seiten, 24 Euro
Cover: "Hard Revolution" von George Pelecanos, im Hintergrund: 5. Mai 1968 in der sogenannten "Resurrection City", einer Zeltstadt in Washington DC, die von der Initiative "Poor People’s Campaign" - u. a. geleitet von Martin Luther King - errichtet wurde.© ars vivendi / imago / ZUMA / Keystone
Washington, D.C., 1968. Als Kinder spielten sie in den Armenvierteln, Rasse hatte kaum Bedeutung. Sie schwärmten für Autos, Musik, Freiheit. Mit dem Krieg wurden sie groß. Jetzt jagt der schwarze Polizist Derek Strange den Mörder seines Bruders. Fein gezeichnetes Sozialpanorama einer rebellischen Zeit.
5. Simone Buchholz: Beton Rouge
Suhrkamp, 230 Seiten, 14,95 Euro
© Suhrkamp / imago stock&people
Hamburg, Biesendorf. Gefolterte Verlagsmanager ächzen in Käfigen vor ihrem Stammhaus. Ein Mädchen totgefahren. Chastitys Kumpel im Streit. Im siebten Riley-Fall steuert Buchholz ganz ins Dunkle. Ihr Beitrag zur Internats- und Racheliteratur. Astra, saubere Sprüche, Melancholia, und ein neuer Mann.
6. Monika Geier: Alles so hell da vorn
Ariadne im Argumentverlag, 416 Seiten, 13 Euro
Monika Geiers Krimi "Alles so hell da vorn". Im Hintergrund: ein nebliger Wald mit Sonne.© imago/Westend61
Rheinland-Pfalz. Manga, verlorene 18, Prostituierte seit sie denken kann, erschießt einen Freier in Polizeiuniform. Halbtags-Kriminalkommissarin Boll nimmt SoKos oder Vorgesetzte nur am Rande wahr, aber das, was wichtig ist. Rätselhaft, sehr straight, irre gut. Geier ist Spitze.
Hier unser Gespräch mit der Autorin.
7. Carsten Jensen: Der erste Stein
Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg
Knaus, 640 Seiten, 26 Euro
Buchcover "Der erste Stein" von Carsten Jensen und die Provinz Kandahar in Afghanistan.© Albrecht Knaus Verlag/imago/Kyodo News
Afghanistan. Zug 3, dänische Infanterie, in Friedensmission. Der Zugführer verrät sie, die Krieger schalten in Rachemodus. Und stolpern in alle Fallen: die der Taliban, die der Entmenschlichung. In fettloser Prosa, mit genauer Lagekenntnis, reißt Jensen uns in einen Malstrom aus Krieg und Kriegsverbrechen.
8. Graeme Macrae Burnet: Das Verschwinden der Adèle Bedeau
Aus dem Englischen von Claudia Feldmann
Europaverlag, 288 Seiten, 17,90 Euro
© Europaverlag / imago stock&people
St. Louis, Haut-Rhin. Adèle, Kellnerin im Restaurant La Cloche, ist weg. Aufruhr am Bridge-Tisch der Honoratioren, in der kleinen Stadt: Hatte der seltsame Herr Baumann mit ihrem Verschwinden zu tun? Baumann glaubt es manchmal selbst. Simenon ähnliche subtile Erforschung eines Einzelgängers in Krise.
9. Donato Carrisi: Der Nebelmann
Aus dem Italienischen von Karin Diemerling
Atrium, 336 Seiten, 20 Euro
© Atrium / picture-alliance / dpa / Arno Burgi
"Avechot", italienische Alpen. Ein 16-jähriges Mädchen ist verschwunden, das Dorf empört. Sonderermittler Vogel, ein Star der Kriminalistik, weiß, wie man die Medien bedient. Und wann man wie Verdächtige präsentiert. Twistreiches Spiel um Medienmacht, Dorfenge und Gewaltkitzel, mit Mastermind im Hintergrund.
10. Robert Hültner: Lazare und der tote Mann am Strand
btb, 384 Seiten, 20 Euro
© btb / imago stock&people
"St. Pierre d’Elze", Sète. Hültners neuer Ermittler Commandant Lazare aus Montpellier hat mehr als genug zu tun. Ein toter Sinto, ein renitenter Bauer im Weidezaun, ein deutscher Polizistenmörder. Und eine korrupte Polizeistation. Hültner im neuen Milieu: souverän, mit skeptischem Humor.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandradio Kultur von einer Jury aus Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Das ist die Jury der Krimibestenliste
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, Hamburger Abendblatt
Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
Gunter Blank, Sonntagszeitung
Thekla Dannenberg, Perlentaucher
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Jutta Günther, Nordwestradio
Sonja Hartl, Zeilenkino, Polar Noir
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Elmar Krekeler, Die Welt
Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur
Marcus Müntefering, Spiegel Online, Krimi-Welt
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
Jochen Vogt, NRZ, WAZ