Krimibestenliste

Die 10 besten Krimis im Januar

Eine Handfeuerwaffe
"Feuer frei" für die Lesetipps der 19-köpfigen Jury der KrimiBestenliste © imago/blickwinkel
An jedem ersten Wochenende des Monats geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Sie suchen Bücher, die thematisch ausgefallen, literarisch aufregend und ästhetisch reflektiert sind.

1. Patrick McGinley: Bogmail
Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser
Steidl, 344 Seiten, 24 Euro

Glenkeel, Donegal. Von Sinn und Nutzen des Mordens handelt dieser Roman von 1978. Roarty hat seinen Barkeeper erschlagen und im Moor versenkt. Jetzt drohen anonyme Briefe mit Enthüllung. Vergnüglich: Whiskey-gestärkte Männer im englisch-irischen Gesprächskampf. Sex und Feinsinn: eine Wonne.

2. Liza Cody: Miss Terry
Aus dem Englischen von Grundmann & Laudan
Ariadne im Argumentverlag, 284 Seiten, 17 Euro

London. Als im Müllcontainer die Leiche eines farbigen Neugeborenen gefunden wird, bekommt Lehrerin Nita Tehri den weißen britischen Überlegenheitsdünkel zu spüren: Sie hat dunkle Haut und muss die Mörderin sein. Nitas Glaube an Integration durch Anpassung bröselt. Sie lernt, sich zu wehren. Famos.

3. Franz Dobler: Ein Schlag ins Gesicht
Tropen, 366 Seiten, 19,95 Euro

München. Fallner ist Ex-Bulle, Ex-Ehemann, Ex-Bahnfahrer. Bruder Hansen schickt ihn als Privatdetektiv zu einer Schmuddelfilm-Darstellerin, die einen Stalker an der Backe hat. DJ Dobler hat tarantinomäßig gemixt: Filmzitate, Blondie-Tracks, Alltagssprache. Viel Prügel, wenig Blut. Spezial-Dobler-Sound

4. Tana French: Gefrorener Schrei
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Fischer Scherz, 656 S., 16,99 Euro

Dublin. Steve Moran und Antoinette Conway, Ich-Erzählerin dieses Dialog-Wunderwerks, sollen nur noch schnell den Fall der erschlagenen Aislinn aufklären, ein Verdächtiger ist ratzfatz gefunden. Doch Conway, Außenseiterinnen-skeptisch, traut den Kollegen nicht, die vorgeben, alles im Griff zu haben.

5. Malla Nunn: Zeit der Finsternis
Aus dem Englischen von Laudan & Szelinski
Ariadne bei Argument, 304 Seiten, 13 Euro

Johannesburg 1953. Ein Lehrerpaar, das schwarze Jugendliche gefördert hat, wird überfallen, eine Prostituierte gekidnappt. Drei Polizisten-Väter – weiß, schwarz, "als weiß durchgehend" – kämpfen für ihre Familien: voller List und Gewalt. Band 4 der Emmanuel-Cooper-Reihe. Ungelogen großartig.

6. Joe Ide: IQ
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp, 387 Seiten, 14,95 Euro

Los Angeles. Isaiah Quintabe ist ein Genie, aber ein Guter. Als privater Detektiv schlichtet er Nachbarschaftsstreitigkeiten. Manchmal übernimmt er große Fälle. Dann wird es bizarr und wild: Rapper Black Knife sieht sein Leben bedroht - von Weibern, Agenten, Gangsta-Rappern. Herrlich schlanker Spaß.

7. Peter Temple: Die Schuld vergangener Tage
Aus dem Englischen von Hans M. Herzog
Penguin, 336 Seiten, 10 Euro

Melbourne und Umgebung. Der alte Ned wurde erhängt. Mac Faraday, nach einem Undercover-Leben als Drogenfahnder Schmied und Gartengestalter, bohrt nach, wühlt Schmutz auf: Verbrecher verankert unter Politikern, Polizisten, den oberen Zehntausend. Anständige gegen fiese Kerle, mitreißend erzählt. Australiens Meister.

8. Rosamund Lupton: Lautlose Nacht
Aus dem Englischen von Christine Blum
dtv, 384 Seiten, 14,90 Euro

Alaska. Bei Schneesturm und bis zu 50 Grad minus übernimmt eine Mutter samt gehörloser Tochter einen 40-Tonner mit Holzhausladung, um den nach einem Brand verschollenen und für tot erklärten Mann und Vater zu finden. Tragischer Triumph der Liebe über Fracking, Inuit-Diskriminierung und Gier.

9. Nicola Lagioia: Eiskalter Süden
Aus dem Italienischen von Monika Lustig
Secession, 526 Seiten, 28 Euro

Bari, Apulien. Ein Psychiater würde die Familie dysfunktional nennen, aber die Salveminis funktionieren passgenau im patriarchalen Kosmos ihres Bauimperiums. Bis Tochter Clara, der schöne glühende Stern, nackt und blutbesudelt von einem LKW angefahren wird. Eine Naturkunde des Verbrechens.

10. Volker Kutscher: Lunapark
Kiepenheuer & Witsch, 558 Seiten, 22,99 Euro

Berlin 1934. In den Wochen vor dem "Röhm-Putsch" prügelt jemand SA-Schläger tot. Kommunistischer Widerstand, Rache oder verkappte Gangsterfehde? Kommissar Gereon Rath und Familie in den moralischen Fallen des erstarkenden NS-Staats: Anständig bleibt nicht einer, unschuldig schon gar nicht.

Wie funktioniert die Abstimmung?

Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandradio Kultur von einer Jury aus Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

Das ist die Jury der KrimiBestenliste

Tobias Gohlis, Kolumnist der ZEIT, Sprecher der Jury
Volker Albers, Hamburger Abendblatt
Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
Gunter Blank, Sonntagszeitung
Thekla Dannenberg, Perlentaucher
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Jutta Günther, Nordwestradio
Sonja Hartl, Zeilenkino, Polar Noir
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Elmar Krekeler, Die Welt
Kolja Mensing, Deutschlandradio Kultur
Marcus Müntefering, Spiegel Online, Krimi-Welt
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
Jochen Vogt, NRZ, WAZ

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