1 (10) Lisa McInerney: Glorreiche Ketzereien
Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence.
Liebeskind, 448 Seiten, 24 Euro
Cover von "Glorreiche Ketzereien" von Lisa McInerney, im Hintergrund hält eine Frau schützend ihre Hand vor ihrem Gesicht. © Liebeskind Verlag / imago / Pixsell
Cork, Irland. Seniorin Maureen erschlägt einen Einbrecher mit einem Heiligen Stein. Die Leiche muss weg. Wie überhaupt alles, was den Anschein von Wohlanständigkeit stören konnte. Poetisch, direkt, kalt servierter schwarzer Humor: endlos die Spirale von gekränkter Ehre, Demütigung und Gewalt.
2 (-) Joe Ide: Stille Feinde
Aus dem Englischen von Conny Lösch.
Suhrkamp, 398 Seiten, 14,95 Euro
Neu auf der Krimibestenliste August: Joe Ides "Stille Feinde"© Cover-Abbildung: Suhrkamp-Verlag, Foto:
Los Angeles, Las Vegas. Privatermittler IQ, der Spitzname sagt alles, jagt den Mörder seines Bruders, rettet die spielsüchtige Schwester seiner Angebeteten und deren dämlichen Lover, trickst die Triaden und die Locos Surenos aus und lehrt sogar seinen Pitbull zu gehorchen. Schneller Witz, schlauer Spaß.
3 (4) Joyce Carol Oates: Pik-Bube
Aus dem Englischen von Frauke Czwikla.
Droemer, 208 Seiten, 19,99 Euro
Joyce Carol Oates: "Pik-Bube"© dpa / Jan Woitas / Droemer
Harbourton, New Jersey. Andy Rush sonnt sich: Schönes Haus, engagierte Frau, dickes Auto, Millionen. Bis der "Stephen King für Bildungsbürger" des Plagiats beschuldigt wird und sich sein garstiges Zweit-Ich, der Pik-Bube, daranmacht, den braven Andy zu übernehmen. Spießer-Ego auf Rasierklinge.
4 (2) Dominique Manotti: Kesseltreiben
Aus dem Französischen von Iris Konopik.
Ariadne im Argument-Verlag, 400 Seiten, 20 Euro
Wirtschaftskrimi aus Frankreich: Dominique Manottis "Kesseltreiben"© Cover: Ariadne-Verlag, Foto: dpa/Maurizio Gaumbarini
Paris, New York, Montreal. Schlaue, ohnmächtige Ermittler. Dumm oder inkompetent: die Regierung in Paris. Der US-Konzern PE will die französische Orstam übernehmen. Die unfairen Mittel des Giganten: Erpressung, Bestechung, Mord. Assistiert von CIA und Justiz. Böses Lehrstück, mit langer Halbwertzeit.
5 (-) Melanie Raabe: Der Schatten
btb, 416 Seiten, 16 Euro
Melanie Raabe: "Der Schatten"© Willfried Gredler-Oxenbauer, Cover btb
Wien. Journalistin Norah fühlt sich umstellt, verfolgt, gestalkt. Eine Bettlerin prophezeit, sie werde im Prater den ihr unbekannten Arthur Grimm töten. Hat der Unbekannte mit dem Tod von Norahs Jugendfreundin zu tun? Wird Norah zur Mörderin werden, wird sie manipuliert? Wenn ja, warum?
6 (-) Claudia Piñeiro: Der Privatsekretär
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen.
Unionsverlag, 320 Seiten, 22 Euro
Claudia Pineiro: "Der Privatsekretär"© imago/robertharding / Cover Unionsverlag
Buenos Aires, La Plata. Politiker Rovira will die Provinz Buenos Aires teilen, um dem Alsina-Fluch zu entkommen. Denn nur so kann er Präsident werden. Diesem Ziel wird alles geopfert: Frau, Freundschaft, Moral. Der Fluch Argentiniens: skrupellose Machtgier. Die frisst sogar Kinder. Ausgeklügelt böse.
7 (1) Denise Mina: Blut Salz Wasser
Aus dem Englischen von Zoë Beck.
Ariadne im Argument-Verlag, 368 Seiten, 19 Euro
Buchcover Denise Mina: "Blut Salz Wasser"© Ariadne / picture alliance
Glasgow, Helensburgh. Wer nimmt den Drogenhändlern ihre Millionen ab - Police Scotland Police oder Metropolitan Police? Das ist der Grund, warum DI Alex Morrow die verschwundene Roxanne sucht. Und auf Frauenleichen stößt. Alex lässt sich nicht beirren, nicht von Bossen, nicht von Gangstern.
8 (-) Gianrico Carofiglio: Kalter Sommer
Aus dem Italienischen von Verena von Koskull.
Goldmann, 352 Seiten, 20 Euro
Gianrico Carofiglio: "Kalter Sommer"© Cover: Goldmann / Hintergrund dpa / picture alliance
Bari, 1992. Während eines Bandenkriegs wird der Sohn von Mafiaboss Dreizylinder entführt und stirbt. Ein Mafioso wird Kronzeuge, die Cosa Nostra ermordet in Sizilien Borsellino und Falcone, die Polizei von Bari tappt durch Grauzonen. Zufall, Schicksal? Roman und Reflexion einiger Geschehnisse.
9 (6) Tom Bouman: Im Morgengrauen
Aus dem Englischen von Ann-Christin Kramer und Anke Caroline Burger.
ars vivendi, 350 Seiten, 22 Euro
"Wild Thyme", Pennsylvania. Ortspolizist Henry Farrell würde am liebsten nur fiedeln und jagen. Aber Penny ist verschwunden, ein Dealer liegt erschossen im Fluss. Die Lage: sumpfig, opak, verworren. Sie ähnelt dem Haufen Balken, aus dem eine Scheune entstehen soll, an der Henry mitbaut.
Cover: "Tom Bouman: Im Morgengrauen"© ars vivendi verlag / imago / blickwinkel
10 (-) Max Annas: Finsterwalde
Rowohlt, 400 Seiten, 22 Euro
Max Annas: "Finsterwalde"© R. Schlepphorst / dpa / picture alliance
Berlin, Finsterwalde. Wer nicht weiß ist, wurde vertrieben oder kaserniert, deutscher Pass hilft gar nichts. Um Kindern das Leben zu retten, flieht Ärztin Marie aus dem Lager Finsterwalde, riskiert das eigene Leben in einem Deutschland, in dem Schwarze Freiwild sind. Schöne neue Zukunft mit "Politik für Euch!"
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandfunk Kultur von einer Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Das ist die Jury der Krimibestenliste:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, Hamburger Abendblatt
Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
Gunter Blank, Rolling Stone
Thekla Dannenberg, Perlentaucher
Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Jutta Günther, Radio Bremen Zwei
Sonja Hartl, Zeilenkino
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur
Marcus Müntefering, Spiegel Online
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
Jochen Vogt, NRZ, WAZ