1. (3) Oliver Bottini: Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
DuMont, 414 Seiten, 22 Euro
Oliver Bottini: "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens"© DuMont / dpa / Reinhard Kaufhold
Rumänien, Mecklenburg. Globale Agrarkonzerne greifen nach Land. In "Prenzlin" und in Westrumänien. Beschiss, Bestechung, Mord allerorten. Im Strudel: zersprengte Familien, schuldig gewordene Polizisten, Männer mit Traumata. Europa heute: kein stiller Winkel ohne Tote. Episch und stark.
Hier unsere Besprechung des Buches
2. (-) Mike Nicol: Korrupt
Aus dem Englischen von Mechthild Barth
btb, 510 Seiten, 10 Euro
Buchcover Mike Nicol: "Korrupt"© btb Verlag / dpa
Kapstadt, "Bambatha". Südafrika unterm Regime von Plünderern. Killt den Oberst im Exil, handelt mit Mädchen aus Bangui - Hauptsache, der Präsident macht Reibach. Agentin Vicki Kahn und ihr Lover Fish Pescado unter Geheimdienst-Haien und Attentätern: Überleben Glückssache. Nicol ist eine Klasse für sich.
3. (2) Jan Costin Wagner: Sakari lernt, durch Wände zu gehen
Galiani, 236 Seiten, 20 Euro
Jan Costin Wagner: "Sakari lernt, durch Wände zu gehen"© Galiani / dpa / Wolfram Kastl
Turku. Kimmo Joentaa ist ein "Polizist, der keine Polizistenfragen stellt". In ihm: kondensierte Trauer, um Verirrte, untröstliche Opfer. Sakari ist nackt mit einem Messer. Er glaubt, er sei ein Engel und wird von Polizist Petri erschossen. Ein Haus brennt. Kinder sterben. Nichts wird besser, aber anders.
Hier unsere Besprechung des Buches.
4. (7) Volker Heise: Außer Kontrolle
Rowohlt Berlin, 240 Seiten, 20 Euro
Volker Heise: "Außer Kontrolle"© Rowohlt, picture-alliance / dpa / Paul Zinken
Berlin. Die Stadt als Wille, Vorstellung und Kollaps. Alles muss gut werden mit dem Jungen und dem Mädchen. Alle kollabieren: der Sternekoch, seine Fische, der alte und der junge Polizist, der Ehebrecher, der Notarzt. Rau instrumentiert, in Moll komponiert: Heises Spätsommernachts-Metropolen-Sound.
5. (-) Dror Mishani: Die schwere Hand
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Zsolnay, 288 Seiten, 22 Euro
Buchcover Dror Mishani: "Die schwere Hand"© Zsolnay
Cholon, Israel. Coby versauert ohne Arbeit; seine Frau Mali, Opfer einer Vergewaltigung, will ihre Gemeinsamkeit retten. Oberinspektor Avi Avraham leitet seine erste Mordermittlung. Auch die Ermordete wurde vergewaltigt. Meisterhaft erzählt: Wie verquickt sind männliche Eifer- und Erkenntnissucht?
6. (-) William Boyle: Gravesend
Aus dem Englischen von Andrea Stumpf
Polar, 294 Seiten, 18 Euro
Cover William Boyle: "Gravesend"© Polar Verlag / dpa / Combo: Deutschlandradio
Brooklyn. 16 Jahre hat Ray Boy für ein Hate Crime gesessen. Reuig ist er zurück in Gravesend, konfrontiert mit Losern und Träumern. Conway will den Tod seines schwulen Bruders rächen, Alessandra sucht Liebe, Krüppel Eugene will Gangster werden. Eine Generation ohne Glück, voll Schuld und Rache. Stark.
7. (-) Gerald Seymour: Vagabond
Aus dem Englischen von Zoë Beck und Andrea O’Brien
Suhrkamp, 498 Seiten, 14,95 Euro
Buchcover Gerald Seymour: "Vagabond"© Suhrkamp / dpa / Combo: Deutschlandradio
Irland, Prag. Irischer Frieden: MI 5 provoziert radikale IRA-Reste zum Waffenkauf, Ziel ist deren Auslöschung. Mittel zum Zweck ist Vagabond, ausgebrannter Spitzelführer i. R., der jetzt den Waffendeal der Jungspunde in Tschechien lenken soll. Des Friedens Preis: ungenannte Tote. Seymour is back!
8. (-) Regina Nössler: Schleierwolken
konkursbuch, 316 Seiten, 12 Euro
Buchcover Regina Nössler: "Schleierwolken"© Konkursbuch / dpa
Berlin, Wattenscheid. Korrektorin Elisabeth fühlt sich verfolgt. Die einsame Mutter nörgelt, ihr geht jemand nach, sie fällt vor einen Bus. Demütigungen überall. Schlechtes Gewissen: Hat sie alles richtig gemacht? Einmal, als sie jung war. Diese Vergangenheit kehrt wieder. Subtil: Grauen des Alltags.
9. (-) Tony Parsons: In eisiger Nacht
Aus dem Englischen von Dietmar Schmidt
Lübbe, 334 Seiten, 15 Euro
Tony Parsons: "In eisiger Nacht"© Bastei-Lübbe/ AFP/ Combo: Deutschlandradio
London, Flüchtlingslager Grande-Synthe. DC Max Wolfe ist Hundeliebhaber, alleinerziehend, Kenner der Unterwelt, aufopferungsvoll im Dienst. Ein Mann, der auch dem Schrecklichsten gewachsen ist. Zwölf illegale Immigrantinnen im LKW erfroren, Frauenhandel, Asperger, Brandstiftung, Hass.
10. (-) Antti Tuomainen: Die letzten Meter bis zum Friedhof
Aus dem Finnischen von Niina Katariina Wagner und Jan Costin Wagner
Rowohlt, 318 Seiten, 19,95 Euro
Cover Antti Tuomainen: "Die letzten Meter bis zum Friedhof"© Rowohlt / dpa / Combo: Deutschlandradio
Hamina, Finnland. "Ich muss am Leben bleiben. Bis ich sterbe." Pilzexporteur Jaako, 37, dick, verheiratet, ist vergiftet worden, keine Chance. Er ermittelt vor dem Tode. Verdächtig: Gattin Taina, alle Mitarbeiter, die Konkurrenz. Messer und Äxte fliegen. Jaako stirbt über sich hinaus. Sehr komisch.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandfunk Kultur von einer Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 20 Spezialistinnen und Spzialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Das ist die Jury der Krimibestenliste:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, Hamburger Abendblatt
Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
Gunter Blank, Rolling Stone
Thekla Dannenberg, Perlentaucher
Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Jutta Günther, Radio Bremen Zwei
Sonja Hartl, Zeilenkino
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Elmar Krekeler, Die Welt
Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur
Marcus Müntefering, Spiegel Online
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
Jochen Vogt, NRZ, WAZ