1 (1) Johannes Groschupf: "Berlin Prepper"
Suhrkamp, Berlin
236 Seiten, 14,95 Euro
Berlin. 30.000 Hasskommentare löscht Onlineredakteur Walter Noack pro Schicht, vorbereitet auf jede Katastrophe. Unvorbereitet wird er fast totgeschlagen, gegen die reale Hasswelt braucht es mehr als die Delete-Taste. Der Ernstfall ist jetzt. Neues Subgenre: Berlin braun.
Cover: Johannes Groschupf "Berlin Prepper" © Suhrkamp Verlag
2 (-) Friedrich Ani: "All die unbewohnten Zimmer"
Suhrkamp, Berlin 2019
495 Seiten, 22 Euro
Cover: Friedrich Ani "All die unbewohnten Zimmer"© Suhrkamp Verlag
München. Die Augenzeugen stumm, die Täter glauben sich im Recht, die besorgten Rassisten bereiten den nächsten Schritt vor. Zwei tote Polizisten, verdächtigte Flüchtlingskinder, da braucht es alle Ermittler: Tabor Süden, Polonius Fischer, Jakob Franck, neu Fariza Nasri. Der Irrsinn nimmt zu, Ani hält dagegen.
3 (2) Liza Cody: "Ballade einer vergessenen Toten"
Aus dem Englischen von Martin Grundmann
Ariadne im Argument-Verlag, Hamburg 2019
416 Seiten, 22 Euro
Cover: Liza Cody "Ballade einer vergessenen Toten"© Ariadne im Argument Verlag
London, Las Vegas, 80er-Jahre, heute. Elly, absolutes Gehör, Komponistin für die halbe Popwelt, mit 15 bestialisch ermordet. Amy rekonstruiert ihre Geschichte: kindliches Genie in wahnwitziger Musikindustrie. Egoistische Schwestern, bizarre Mütter, scheinmächtige Kerle. Faszinierend.
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Besprechung.
4 (3) Kate Atkinson: "Deckname Flamingo"
Aus dem Englischen von Anette Grube
Droemer, München 2019
336 Seiten, 19,99 Euro
Cover Kate Atkinson "Deckname Flamingo"© Verlag Droemer
London 1940, 1950, 1981. Der Flamingo ist ein Tscheche, der Fuchs ein Mr. Smith. Julia Armstrong von den Kindersendungen der BBC hat eine Vergangenheit in den schattigen und blutigen Falten von Welt- und Kaltem Krieg. Kunstvolles Pastiche der großen Spionageliteratur aus weiblicher Perspektive.
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Besprechung.
5 (-) Mike Nicol: "Sleeper"
Aus dem Englischen von Mechthild Barth.
btb, München 2019
512 Seiten, 10 Euro
Cover Mike Nicol "Sleeper"© Verlag btb
Kapstadt. HEU, waffenfähiges Uran, ist es, was ISIS, die Iraner, die Amerikaner, die Chinesen, die Russen wollen. Und die Südafrikaner verkaufen es gerne, illegal. Glimmender Hintergrund, vor dem all die schlafenden Geheimdiensthunde erwachen und Fish Pescado und Vicky Kahn um ihr Leben kämpfen.
6 (-) Alan Carter: "Marlborough Man"
Aus dem Englischen von Karen Witthuhn.
Suhrkamp, Berlin 2019
383 Seiten, 14,95 Euro
Cover: Alan Carter "Marlborough Man"© Suhrkamp Verlag
Marlborough Sounds. Vor den Gangstern, die er im heimatlichen England als Undercover-Cop auffliegen ließ, versteckt sich Nick Chester samt Familie als Landpolizist in Neuseeland. Nick erwartet den endgültigen Showdown, da stößt er auf einen Kindermörder. Bröcklige Maskulinität vor großer Kulisse.
7 (-) Georges Simenon: "Maigret im Haus der Unruhe"
Aus dem Französischen von Thomas Bodmer
Kampa, Zürich 2019
220 Seiten, 16,90 Euro
Cover: Georges Simenon "Maigret im Haus der Unruhe" © Kampa
Paris. Kommissar Maigrets allererster Fall, noch von einem "Georges Sim" verfasst, erstmals auf Deutsch. Nächtens gesteht eine junge Frau einen Mord, als Maigret sich umdreht, ist sie verschwunden. Bebend vor Geduld belagert Maigret eine Familie in ihrem Wahn, bis die Wahrheit aufbricht.
8 (5) Ivy Pochoda: "Wonder Valley"
Aus dem Englischen von Sabine Roth und Rudolf Hermstein
ars vivendi, Cadolzburg 2019
400 Seiten, 18 Euro
Cover: Ivy Pochoda "Wonder Valley"© Verlag ars vivendi
Los Angeles, Südkalifornien. Im Beifußdunst wurde auf der Aussteigerranch im Wonder Valley vergessen und verdrängt. Vier Jahre später: Ein nackter Mann joggt durch den Morgenverkehr. Und wird zum Objekt von Erinnerungen, Vergeltungs- und Erlösungsphantasien. LA: Sehnsuchtsort im Kaleidoskop.
9 (6) Harry Bingham: "Fiona – Wo die Toten leben"
Aus dem Englischen von Andrea O´Brien und Kristof Kurz
Rowohlt, Hamburg 2019
544 Seiten, 10 Euro
Buchcover: Harry Bingham "Fiona: Wo die Toten leben"© Verlag Rowohlt
Wales. Im Totenhaus liegt eine weibliche Leiche, super gepflegt, nur ihre Beine sind nicht rasiert. Das weckt Fionas Spürsinn. Der führt sie in ein Höhlensystem, eine Folterscheune und ein Kloster. Sehr fiese Erfahrungen. Aber Fiona ist die taffste Frau im Krimikosmos. Beste Unterhaltung. Unwiderstehlich.
10 (-) Jim Nisbet: "Welt ohne Skrupel"
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller.
Pulp Master, Berlin 2019
233 Seiten, 14,80 Euro
Cover von John Nisbet: "Welt ohne Skrupel"© Verlag Pulp Master
San Francisco. Klingers Vorsatz, sich langsam mit doppelten Jamesons zu suizidieren, scheitert an allzu spontanen Versuchen, sich kriminell mit Trinkgeld zu versorgen und an der Hinterlist einer Femme Fatale aus dem Universum der Apps und Bytes. Thekenphilosophisch noir. Dauerregen.
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Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Polar Noir"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Spiegel Online"
Ulrich Noller, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk, SWR, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"