1 (-) Johannes Groschupf: "Berlin Prepper"
Suhrkamp, Berlin
236 Seiten, 14,95 Euro
Berlin. 30.000 Hasskommentare löscht Onlineredakteur Walter Noack pro Schicht, vorbereitet auf jede Katastrophe. Unvorbereitet wird er fast totgeschlagen, gegen die reale Hasswelt braucht es mehr als die Delete-Taste. Der Ernstfall ist jetzt. Neues Subgenre: Berlin braun.
Berlin ist ein heißes Pflaster und bietet genügend Stoff für einen Thriller wie "Berlin Prepper".© Suhrkamp/picture alliance/dpa/Paul Zinken
2 (-) Liza Cody: "Ballade einer vergessenen Toten"
Aus dem Englischen von Martin Grundmann
Ariadne im Argument-Verlag, Hamburg 2019
416 Seiten, 22 Euro
Tatort Las Vegas: Eine begabte Komponistin wird ermordet.© Ariadne Verlag / Imago / Barry Sweet
London, Las Vegas, 80er-Jahre, heute. Elly, absolutes Gehör, Komponistin für die halbe Popwelt, mit 15 bestialisch ermordet. Amy rekonstruiert ihre Geschichte: kindliches Genie in wahnwitziger Musikindustrie. Egoistische Schwestern, bizarre Mütter, scheinmächtige Kerle. Faszinierend.
3 (-) Kate Atkinson: "Deckname Flamingo"
Aus dem Englischen von Anette Grube
Droemer, München 2019
336 Seiten, 19,99 Euro
Hotspots für Spione: Die britische Hauptstadt London war in den 50er-Jahren ein Tummelplatz für Agenten.© Droemer Verlag / Imago / United Archives International
London 1940, 1950, 1981. Der Flamingo ist ein Tscheche, der Fuchs ein Mr. Smith. Julia Armstrong von den Kindersendungen der BBC hat eine Vergangenheit in den schattigen und blutigen Falten von Welt- und Kaltem Krieg. Kunstvolles Pastiche der großen Spionageliteratur aus weiblicher Perspektive.
4 (6) Christine Lehmann: "Die zweite Welt"
Ariadne Argument, Hamburg 2019
255 Seiten, 13 Euro
Schauplatz der Ermittlungen: In Stuttgart kündigt ein Unbekannter einen Anschlag auf die Frauentagsdemo an.© Ariadne / Picture Alliance / dpa / Benjamin Beytekin
Stuttgart, 8. März. Tumbe Kerle drohen, die Demo am Frauentag in ein Blutbad zu verwandeln. Lisa Nerz und die superschlaue, muslimische Nachbarstochter Tuana jagen die Attentäter in den Hassdünsten des Netzes und auf Stuttgarts Straßen. Furioses Paradebeispiel für einen feministischen Diskurskrimi.
5 (-) Ivy Pochoda: "Wonder Valley"
Aus dem Englischen von Sabine Roth und Rudolf Hermstein
ars vivendi, Cadolzburg 2019
400 Seiten, 18 Euro
Wo alles begann: Die Spur führt bis in die kalifornische Wüste.© ars vivendi Verlag / Picture Alliance / dpa / imageBROKER / Christian Reister
Los Angeles, Südkalifornien. Im Beifußdunst wurde auf der Aussteigerranch im Wonder Valley vergessen und verdrängt. Vier Jahre später: Ein nackter Mann joggt durch den Morgenverkehr. Und wird zum Objekt von Erinnerungen, Vergeltungs- und Erlösungsphantasien. LA: Sehnsuchtsort im Kaleidoskop.
6 (7) Harry Bingham: "Fiona – Wo die Toten leben"
Aus dem Englischen von Andrea O´Brien und Kristof Kurz
Rowohlt, Hamburg 2019
526 Seiten, 10 Euro
Cover: "Harry Bingham: "Fiona - Wo die Toten leben"© Rowohlt / imago / Winfried Rothermel
Wales. Im Totenhaus liegt eine weibliche Leiche, super gepflegt, nur ihre Beine sind nicht rasiert. Das weckt Fionas Spürsinn. Der führt sie in ein Höhlensystem, eine Folterscheune und ein Kloster. Sehr fiese Erfahrungen. Aber Fiona ist die taffste Frau im Krimikosmos. Beste Unterhaltung. Unwiderstehlich.
7 (-) Graham Moore: "Der Mann, der Sherlock Holmes tötete"
Aus dem Englischen von Kirsten Riesselmann
Eichborn, Frankfurt (Main) 2019
480 Seiten, 22 Euro
Was steckt hinter dem Mord an einem Sherlock-Holmes-Fan? Die Spurensuche beginnt.© Eichborn Verlag / Imago / Luis Carballo
London, 1900, 2010. Wer das verschwundene Tagebuch Conan Doyles von 1900 findet, wird Star der Sherlock-Kennergemeinde. Harold, jüngstes Mitglied des Clubs, wird nach dem Mord am renommiertesten Sherlockian zum Detektiv und stößt auf Doyles verborgenes Verbrechen. Raffinierter Leckerbissen.
8 (-) Andrew Cartmel: "Murder Swing"
Aus dem Englischen von Susanna Mende
Suhrkamp, Berlin 2019
526 Seiten, 9,95 Euro
Auf der Jagd nach dem warmen Klang auf Vinyl: Für manche Jazz-Platte würde so mancher über Leichen gehen.© Suhrkamp Verlag / Imago / Müller-Stauffenberg
London. Ungeheure Summen, etliche Morde – das ist der Sammlerkonkurrenz eine seltene Jazz-Platte von Easy Geary wert. Der Vinyldetektiv, mittellos mit Katzen, aber Kenner, spürt ihr nach, an seiner Seite die rätselhafte Nevada Warren. Super Mix aus Comic, Krimi und Groteske, heiter bis jazzig.
9 (4) Joseph Incardona: "Asphaltdschungel"
Aus dem Französischen von Lydia Dimitrow
Lenos Polar, Basel 2019
340 Seiten, 22 Euro
Autoroutes de France. August, Schweiß, Angst, Ferien. Pierre jagt den Serienmörder, dem seine kleine Lucie zum Opfer fiel. Ein weiteres Mädchen verschwindet. Pascal ist taub und unsichtbar: Einen Raststättenkoch nimmt niemand wahr. Blut, Gewalt und Wut – unerhört dicht und plastisch beschrieben.
Joseph Incardona erschafft ein filmreifes Panoptikum von schicksalhaften Begegnungen.© Deutschlandradio / Lenos Polar / Unsplash / Vlad Calin
10 (10) Tess Sharpe: "River of Violence"
Aus dem Englischen von Beate Schäfer
bold, München 2019
524 Seiten, 14,90 Euro
Von ihrem Vater, dem Drogenboss, hat Harley gelernt, wie man Widersacher kalt macht. © dtv Verlagsgesellschaft / imago / Duedo
Nordkalifornien. Abgerichtet wie ein Kampfhund ist Harley aufgewachsen, Tochter von Gewaltherrscher und Drogenboss Duke McKenna, Mordzeugin mit acht Jahren. Der Herrscher ist siech, und Harley hetzt die, die nach der Macht geifern, aufeinander. Niemals mehr Opfer! Von jetzt an geht die Gewalt von Frauen aus.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Polar Noir"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Spiegel Online"
Ulrich Noller, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk, SWR, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"