1 (1) James Sallis: "Willnot"
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Kathrin Bielfeldt
Liebeskind Verlag, München 2019
224 Seiten, 20 Euro
"Willnot", USA. Worauf verweisen die Signale des Lebens? Dorfarzt Lamar Hale sinniert. In einer Grube liegen mehrere Leichen. Ein lange Verschollener taucht auf, wird angeschossen. Ein begabter Junge verschwindet im Wald. Sallis gibt uns "Zeit, mal ernsthaft über Leben und Tod nachzudenken".
Verteidigt immer noch den Platz 1 auf der Krimibestenliste: James Sallis mit „Willnot“.© Unsplash / Liebeskind
2 (8) Melissa Scrivner Love: "Lola"
Aus dem Englischen von Sven Koch und Andrea Stumpf
Suhrkamp, 392 Seiten, 14,95 Euro
Um Karriere in der Unterwelt zu machen, geht Lola über Leichen.© Suhrkamp / Picture Alliance / dpa / Nina Prommer
Los Angeles. Lola ist winzig, unscheinbar, im Backen eine Niete. Nur die Insider wissen, dass sie der Boss der aufstrebenden Latinogang "Crenshaw Six" ist. Um Chef zu werden, hat sie ihren Lover umgebracht. Für Pflegekind Lucy und den Sieg riskiert Lola ihr Leben. Heiter und robust: tolles Debüt.
3 (2) Heinrich Steinfest: "Der schlaflose Cheng"
Piper, 288 Seiten, 16 Euro
Wien, London, Island. Nach fast einer Dekade taucht Markus Cheng, einarmiger Privatdetektiv, Wiener Chinese, aus der Abwesenheit auf, um die Unschuld von Peter Polnitz, der deutschen Stimme des weltberühmten Schauspielers Wake, zu beweisen. Herrlich! Göttlich! Steinfest!
Ein Weltstar soll von seinem Synchronsprecher ermordet worden sein. Cheng ermittelt.© Piper / Unsplash
4 (-) Joseph Incardona: "Asphaltdschungel"
Aus dem Französischen von Lydia Dimitrow
Lenos polar, 340 Seiten, 22 Euro
Joseph Incardona erschafft ein filmreifes Panoptikum von schicksalhaften Begegnungen.© Deutschlandradio / Lenos Polar / Unsplash / Vlad Calin
Autoroutes de France. August, Schweiß, Angst, Ferien. Pierre jagt den Serienmörder, dem seine kleine Lucie zum Opfer fiel. Ein weiteres Mädchen verschwindet. Pascal ist taub und unsichtbar: Einen Raststätten-Koch nimmt niemand wahr. Blut, Gewalt und Wut – unerhört dicht und plastisch beschrieben.
5 (9) Don Winslow: "Jahre des Jägers"
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Droemer, 992 Seiten, 26 Euro
Mexiko, Washington, DC. Kartellboss Adán Barrera ist tot. Die verwöhnten Söhne drängeln, morden sich an die Macht. Opioide verwüsten tausende Leben. DEA-Chef Art Keller will den Geldhahn zudrehen. Damit gerät er ins Visier von Präsident Dennisons Clique. Alles über den Drogenkrieg, Teil drei.
"Jahre des Jägers" ist der dritte und letzte Teil von Don Winslows Thrillerserie.© Droemer / Imago / ZUMA Press
6 (-) Christine Lehmann: "Die zweite Welt"
Argument Verlag mit Ariadne
256 Seiten, 13 Euro
Christine Lehmanns Krimi spielt an einem einzigen Tag.© Argument Verlag mit Ariadne / dpa / picture alliance / Manuel Romano
Stuttgart, 8. März. Tumbe Kerle drohen, die Demo am Frauentag in ein Blutbad zu verwandeln. Lisa Nerz und die superschlaue, muslimische Nachbarstochter Tuana jagen die Attentäter in den Hassdünsten des Netzes und auf Stuttgarts Straßen. Furioses Paradebeispiel eines feministischem Diskurs-Krimis.
7 (-) Harry Bingham: "Fiona - Wo die Toten leben"
Aus dem Englischen von Kristof Kurz und Andrea O’Brien
Rowohlt, 544 Seiten, 10 Euro
Wer ist die tote, junge Frau, die auf einem verlassenen Friedhof liegt und die niemand vermisst?© Rowohlt / imago / Winfried Rothermel
Wales. Im Totenhaus liegt eine weibliche Leiche, super gepflegt, nur ihre Beine sind nicht rasiert. Das weckt Fionas Spürsinn. Der führt sie in ein Höhlensystem, eine Folterscheune und ein Kloster. Sehr fiese Erfahrungen. Aber Fiona ist die taffste Frau im Krimikosmos. Beste Unterhaltung. Unwiderstehlich.
8 (7) Jonathan Robijn: "Kongo Blues"
Aus dem Flämischen von Jan-Frederik Bandel
Edition Nautilus, 176 Seiten, 16,90 Euro
Morgan ist Jazzpianist in Brüssel. An seine Kindheit in den Tropen kann er sich kaum erinnern.© Edition Nautilus / imago/Leemage
Brüssel, Kongo, 1988. Morgan, schwarzer Jazzmusiker, Adoptivkind einer belgischen Oberklassenfamilie, rettet Simona am Neujahrstag vor dem Erfrieren. Mit unberührbarer Flatterhaftigkeit irritiert sie sein Leben, verschwindet wieder. Gelähmte Melancholie, Wunden kolonialer Herkunft. Starker Sound.
Lesen Sie hier eine ausführliche
Besprechung.
9 (3) Sara Gran: "Das Ende der Lügen"
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Heyne, 348 Seiten, 16 Euro
New York, Oakland, Los Angeles. Ein Lincoln rammt Claire de Witt. Warum will sie wer töten? Die beste Detektivin der Welt rekapituliert auf der Suche nach dem größten Rätsel der Welt ihre Fälle, ihre Verstrickungen. Und findet eine verschollene Erzählung. Krimi als "l’art pour l’art". Wie bei Poe.
In ihrem neuen Fall entgeht Claire DeWitt knapp einem Anschlag.© imago / mvmediendesignx / Heyne
10 (-) Tess Sharpe: "River of Violence"
Aus dem Englischen von Beate Schäfer
bold, 524 Seiten, 14,90 Euro
Von ihrem Vater, dem Drogenboss, hat Harley gelernt, wie man Widersacher kalt macht. © dtv Verlagsgesellschaft / imago / Duedo
Nordkalifornien. Abgerichtet wie ein Kampfhund ist Harley aufgewachsen, Tochter von Gewaltherrscher und Drogenboss Duke McKenna, Mordzeugin mit acht Jahren. Der Herrscher ist siech, und Harley hetzt die, die nach der Macht geifern, aufeinander. Niemals mehr Opfer! Von jetzt an geht die Gewalt von Frauen aus.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Polar Noir"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Spiegel Online"
Ulrich Noller, "Deutsche Welle", WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ".