Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.
1 (3) Sarah Schulman: "Trüb"
Aus dem Englischen von Else Laudan
Ariadne im Argument-Verlag, 270 Seiten, 20 Euro
Sarah Schulman: "Trüb"© Ariadne
New York 2017. Suchtkranke verstehen was von Sucht. Maggie Terry nutzt ihre zweite Chance. Als Privatermittlerin eines Anwalts quält sich die Ex-Polizistin, nach dem Entzug geschüttelt von Flashbacks und Versuchungen, ermittelnd zurück ins Soziale. Vereinsamt, verraten, in einer kranken Stadt.
2 (-) Attica Locke: "Heaven, My Home"
Aus dem Englischen von Susanna Mende.
Polar, 322 Seiten, 22 Euro
Buchcover zu Attica Lockes "Heaven, My Home"© Polar Verlag
"Hopetown", Ost-Texas. Ein neunjähriger Bengel ist verschwunden, Blacks und Native Americans verteidigen ihre Heimat am Lake Caddo, Trump ist gewählt. Darren, schwarz, Texas Ranger, konstruiert Beweise gegen die "Arische Bruderschaft", will seinen Leuten helfen, seinen Job behalten, das Richtige tun.
3 (-) Nicci French: "Was sie nicht wusste"
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller
C. Bertelsmann, 446 Seiten, 16 Euro
Buchcover zu Nicci Frenchs "Was sie nicht wusste"© C. Bertelsmann
London. Neve hat mit Künstlermann ohne Job, Kindern und Beruf genug am Hut, da kommt ihr die Affäre mit dem Chef wie die große Freiheit vor. Bis sie ihn tot im Stelldichein findet, die Spuren von Mord und Affäre beseitigt und abhaut. Gut gemachtes Hohelied auf die toughe Durchschnittsfrau.
4 (-) Ahmed Saadawi: "Frankenstein in Bagdad"
Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich
Assoziation A, 296 Seiten, 22 Euro
Buchcover zu Ahmed Saadawis "Frankenstein in Bagdad"© Assoziation A / Deutschlandradio
Bagdad 2005. Aus den versprengten Resten von Anschlagsopfern bastelt Geschichtenerzähler und Trödler Hadi den "Soundso", ein Monster, beseelt von den Vergeltungswünschen und Sehnsüchten einer Stadt in Angst und Verwirrung. Anspielungsstarke Horror-Krimi-Parabel auf Verzweiflung, Angst und Gewalt.
5 (2) Melba Escobar: "Die Kosmetikerin"
Aus dem Spanischen von Sybille Martin
Heyne, 320 Seiten, 9,99 Euro
Bogotá. Karen ist Spezialistin für Depilationen im "Haus der Schönheit". Als eine siebzehnjährige Kundin tot aufgefunden wird, gerät Karen zwischen die Fronten: Hier reiche Politiker, da die Aufklärung fordernde Mutter. Des Mordes beschuldigt, steht die Kosmetikerin allein da. Noir unter Frauen.
Wie ein Kosmektiksalon zum Auge des Orkans wird, beschreibt Melba Escobar in ihrem Krimi.© Heyne / Deutschlandradio
6 (10) Robert E. Dunn: "Dead Man's Badge"
Aus dem Englischen von Philipp Seedorf
Luzifer, 356 Seiten, 14,95 Euro
Texas. Longview Moody, Geldkurier eines Drogenkartells, entkommt seiner Hinrichtung und gibt hinfort als sein Bruder Paris Tindall den Polizeichef im Grenzort "Lansdale", der fest in den Klauen der DEA und eines anderen Kartells ist. Longview weiß, wie man solche Leute zurechtstößt. Rasanter Thriller.
Von einem Mann, der neu anfängt, erzählt der Krimi von Robert E. Dunn.© Luzifer Verlag / Deutschlandradio
7 (5) John le Carré: "Federball"
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Ullstein, 352 Seiten, 24 Euro
John Le Carré: "Federball"© Cover: Ullstein
London. Nat und Ed, altgedienter Spion und radikaler, junger, den Brexit ablehnender Medienmann, spielen Badminton gegeneinander. Und sie streiten – über MI6 und Bruderdienst CIA in Zeiten von Brexit und Trump: wenig Verstand, politisch konfus, dreist korrupt. Le Carré mit 88: liebenswürdig, klar, elegant. Verficht Jugendtraum Europa.
8 (1) Hannelore Cayre: "Die Alte"
Aus dem Französischen von Iris Konopik
Ariadne im Argument-Verlag, 203 Seiten, 18 Euro
Wenn die Kohle knapp wird, kann man es immer noch mit Drogenhandel probieren. Wozu das führen kann, lernt man schon bei "Breaking Bad". Aber leider haben nicht alle die Serie gesehen, wie "Die Alte" von Hannelore Cayre.© Ariadne
Paris. Madame Portefeux übersetzt seit 25 Jahren Arabisch für die Polizei. Ihr Verdienst geht für das Altenheim der Mutter drauf. Als sie auf einen Berg Haschisch stößt, greift sie zu. Alle leben vom Drogenhandel – warum nicht sie? Nieder mit der Heuchelei, die Frechheit an die Macht!
9 (4) Regina Nössler: "Die Putzhilfe"
Konkursbuch, 402 Seiten, 12,90 Euro
Feinpsychologische Studien über die Abgründe des normalen Alltags: Regina Nösslers "Die Putzhilfe".© Konkursbuch
Senden, Berlin-Neukölln. Klassenwechsel: Die promovierte Soziologin Franziska lässt in der Münsterländer Provinz Mann und Haus hinter sich, taucht in Berlin unter und verdingt sich als Putzhilfe. Raffiniertes Spiel mit Krimi- und Sozialklischees. Ganz aus der Perspektive dreier verstörter Frauen.
10 (-) Liz Moore: "Long Bright River"
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
C.H. Beck, 414 Seiten, 24 Euro
Buchcover zu Liz Moores "Long Bright River"© C.H. Beck
Philadelphia. Kacey nimmt Drogen, Mickey ist Polizistin, im Stadtteil geht ein Frauenmörder um. Das ist der Rahmen für den Schwesternkampf, hier die alleinerziehende Mutter, rechtschaffen und pflichtbewusst, da die unbeherrschte Abhängige. Drumherum Opioid-Katastrophe. Wem ist noch zu trauen?
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
Ulrich Noller, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk, SWR, WDR
Frank Rumpel, SWR
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"