Deutschlandfunk Kultur präsentiert die besten Krimis des Monats.
Colin Niel: "Unter Raubtieren" © Deutschlandradio / Lenos
Béarn, Pyrenäen – Kaokoveld, Namibia. Nationalparkranger Martin bewahrt die Natur. Daher hasst er Jäger. Das Facebook-Foto von Apolline, die in Namibia einen gewaltigen Löwen erschossen hat, macht ihn wild: Sie soll spüren, wie man sich als Gejagte fühlt. Ökothriller, der an die Grenzen geht.
1 (4) Colin Niel: "Unter Raubtieren"
Aus dem Französischen von Anne Thomas
Lenos, Basel 2021
404 Seiten, 24 Euro
Attica Locke: "Black Water Rising"© Deutschlandradio / Polar
Houston, Texas, 1981. Jay Porter, ehemals Black Power, jetzt Anwalt, hat eine weiße Frau aus dem Bayou gezogen, Opfer eines Schusswechsels. Jay will sich raushalten, nur Vater, Gatte, Anwalt sein. Hitmen der Ölbarone bedrohen ihn, Hafenarbeiter brauchen Hilfe. Was kann ein aufrechter, schwarzer Mann tun?
2 (6) Attica Locke: "Black Water Rising"
Aus dem Englischen von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck
Polar, Stuttgart 2021
456 Seiten, 24 Euro
Carlo Lucarelli: "Der schwärzeste Winter"© Deutschlandradio / Folio
Bologna 1944. Gemischte Machtverhältnisse. Comandante De Luca ist bei der politischen Polizei und soll drei Morde für drei Auftraggeber aufklären, für die Resistenza, für die Nazibesatzer und für die Faschisten. Paradox: Alle brauchen den unbestechlichen Ermittler. Tolles Stück über Macht und Wahrheit.
3 (2) Carlo Lucarelli: Der schwärzeste Winter
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl
Folio, Wien 2021
316 Seiten, 22 Euro
Elizabeth Wetmore: "Wir sind dieser Staub"© Deutschlandradio / Eichborn
Odessa, Westtexas, 1976. Halb zu Tode vergewaltigt kann die 14-jährige Mexikanerin Gloria ihrem Peiniger entkommen. Flucht und anschließender Prozess sind Zentrum vielperspektivischen Erzählens: Die Frauen des Ortes begehren auf, reißen sprachgewaltig Löcher in die Machowelt, in die sie verstrickt waren.
4 (1) Elizabeth Wetmore: "Wir sind dieser Staub"
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Eichborn, Köln 2021
320 Seiten, 22 Euro
Liz Nugent: "Kleine Grausamkeiten" © Deutschlandradio / Steidl
Dublin. Drei Brüder Drumm sind bei der Beerdigung, einer davon im Sarg. Statt „Wer wars?“ ist die Frage „Wer wird das Opfer sein?“ Drei Brüder – drei Icherzähler beklagen ihr Leid unter einer toxischen Familienkonstellation, eine Mixtur aus Narzissmus, Gier und Kampf um Anerkennung. Da ist Mord fast die Erlösung.
5 (-) Liz Nugent: "Kleine Grausamkeiten"
Aus dem Englischen von Kathrin Razum
Steidl, Göttingen 2021
400 Seiten, 24 Euro
Regina Nössler: "Katzbach"© Deutschlandradio / Konkursbuch
Berlin. Gegen den Verkehr auf der Katzbachstraße oberhalb ihrer Souterrainwohnung kann sie sich abschotten, gegen unliebsame Menschen noch zum Teil, gegen Überfälle, ihren übergriffigen Vermieter und den Klotz von Leiche in ihrer Bude nicht. Autonomie ist immer prekär, aber Isabel kämpft. Literatur auf dem Drahtseil.
6 (3) Regina Nössler: Katzbach
Konkursbuch, Tübingen 2021
348 Seiten, 12,90 Euro
Candice Fox: "606"© Deutschlandradio / Suhrkamp
„Pronghorn“, Hochsicherheitsknast in Nevada. Wenn die Wachleute die Tore nicht öffnen, werden ihre Kinder und Frauen liquidiert. 606 Mörder, Terroristen und Psychopathen hauen ab in die Wüste, gejagt von zwei Dirty Women. Krachend komisch, ultraschnell. Beim Pageturnen kullern Lach- und Mitleidstränen.
7 (-) Candice Fox: "606"
Aus dem Englischen von Andrea O’Brien
Suhrkamp, Berlin 2021
467 Seiten, 16,95 Euro
Robert Brack: "Blizzard"© Deutschlandradio / Ellert & Richter
Norddeutschland unter Schnee 1978. Zur Entlassung aus dem Knast will Gisela ihrem Frieder ein Geschenk machen: den Inhalt eines Juweliergeschäfts. Doch der Bruch in die Freiheit geht schief, eine Komplizin spielt falsch, der Hehler hat eigene Ziele. Dann noch die Schneemassen! Krimigroteske, schwarz auf Eis.
8 (-) Robert Brack: "Blizzard"
Ellert & Richter, Hamburg 2021
284 Seiten, 12 Euro
Denise Mina: "Totstück"© Deutschlandradio / Ariadne im Argument Verlag
Glasgow. Margo Dunlop, Ärztin, Mittelschicht, schwanger, in der Krise. Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter forscht sie nach ihrer leiblichen Mutter: Susan, süchtig, Prostituierte, mit 19 ermordet. Über Tante Nikki wird Margo bekannt mit der realen Unterwelt von Frauen, die keiner sieht, und mit sehr üblen Kerlen.
9 (-) Denise Mina: "Totstück"
Aus dem Englischen von Karen Gerwig
Ariadne im Argument Verlag, Hamburg 2021
317 Seiten, 23 Euro
John le Carré: "Silverview"© Deutschlandradio / Ullstein
East Anglia, London. Zwei junge hilfsbereite Handlanger, drei alte Spione – das Personengespinst in Le Carrés letztem Masterpiece. Die Alten jagen nach Maulwürfen und geheimen, auch moralischen Lecks aus der Vergangenheit, die Jungen scheren sich kaum drum. Heiter-ironischer Abschied eines ganz Großen.
10 (5) John le Carré: "Silverview"
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Ullstein, Berlin 2021
252 Seiten, 24 Euro
Sie können die
Krimibestenliste als PDF herunterladen. Alles über Mord und Totschlag gibt es auf unserem
Krimiportal, das über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur informiert und die wichtigsten Neuerscheinungen vorstellt.
Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Krimibestenliste? Dann wenden Sie sich über
krimi@deutschlandradio.de an die Jury oder die Redaktion.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt. Es sind 18 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet. Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht. Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, „Hamburger Abendblatt“
Andreas Ammer, „Druckfrisch“, ARD
Gunter Blank, „Rolling Stone“
Katrin Doerksen, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Kino-Zeit“
Hanspeter Eggenberger, „Tagesanzeiger“
Fritz Göttler, „Süddeutsche Zeitung“
Jutta Günther, „Radio Bremen Zwei“
Sonja Hartl, „Zeilenkino“, „Crimemag“, „Deutschlandfunk Kultur“
Hannes Hintermeier, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Alf Mayer, „CulturMag“, „Strandgut“
Kolja Mensing, „Deutschlandfunk Kultur“
Marcus Müntefering, „Der Spiegel“
Ulrich Noller, „Deutschlandfunk Kultur“, „Deutschlandfunk“, „SWR“, „WDR“
Frank Rumpel, „SWR“
Ingeborg Sperl, „Der Standard“
Sylvia Staude, „Frankfurter Rundschau“
Jochen Vogt, „NRZ“, „WAZ“