Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.
1 (2) Hannelore Cayre: "Die Alte"
Aus dem Französischen von Iris Konopik
Ariadne im Argument-Verlag, 203 Seiten, 18 Euro
Wenn die Kohle knapp wird, kann man es immer noch mit Drogenhandel probieren. Wozu das führen kann, lernt man schon bei "Breaking Bad". Aber leider haben nicht alle die Serie gesehen, wie "Die Alte" von Hannelore Cayre.© Ariadne
Paris. Madame Portefeux übersetzt seit 25 Jahren Arabisch für die Polizei. Ihr Verdienst geht für das Altenheim der Mutter drauf. Als sie auf einen Berg Haschisch stößt, greift sie zu. Alle leben vom Drogenhandel – warum nicht sie? Nieder mit der Heuchelei, die Frechheit an die Macht!
2 (-) Melba Escobar: "Die Kosmetikerin"
Aus dem Spanischen von Sybille Martin
Heyne, 320 Seiten, 9,99 Euro
Bogotá. Karen ist Spezialistin für Depilationen im "Haus der Schönheit". Als eine siebzehnjährige Kundin tot aufgefunden wird, gerät Karen zwischen die Fronten: Hier reiche Politiker, da die Aufklärung fordernde Mutter. Des Mordes beschuldigt, steht die Kosmetikerin allein da. Noir unter Frauen.
Wie ein Kosmektiksalon zum Auge des Orkans wird, beschreibt Melba Escobar in ihrem Krimi.© Heyne / Deutschlandradio
3 (9) Sarah Schulman: "Trüb"
Aus dem Englischen von Else Laudan
Ariadne im Argument-Verlag, 270 Seiten, 20 Euro
Sarah Schulman: "Trüb"© Ariadne
New York 2017. Suchtkranke verstehen was von Sucht. Maggie Terry nutzt ihre zweite Chance. Als Privatermittlerin eines Anwalts quält sich die Ex-Polizistin, nach dem Entzug geschüttelt von Flashbacks und Versuchungen, ermittelnd zurück ins Soziale. Vereinsamt, verraten, in einer kranken Stadt.
4 (5) Regina Nössler: "Die Putzhilfe"
Konkursbuch, 402 Seiten, 12,90 Euro
Feinpsychologische Studien über die Abgründe des normalen Alltags: Regina Nösslers "Die Putzhilfe".© Konkursbuch
Senden, Berlin-Neukölln. Klassenwechsel: Die promovierte Soziologin Franziska lässt in der Münsterländer Provinz Mann und Haus hinter sich, taucht in Berlin unter und verdingt sich als Putzhilfe. Raffiniertes Spiel mit Krimi- und Sozialklischees. Ganz aus der Perspektive dreier verstörter Frauen.
5 (1) John le Carré: "Federball"
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Ullstein, 352 Seiten, 24 Euro
John Le Carré: "Federball"© Cover: Ullstein
London. Nat und Ed, altgedienter Spion und radikaler, junger, den Brexit ablehnender Medienmann, spielen Badminton gegeneinander. Und sie streiten – über MI6 und Bruderdienst CIA in Zeiten von Brexit und Trump: wenig Verstand, politisch konfus, dreist korrupt. Le Carré mit 88: liebenswürdig, klar, elegant. Verficht Jugendtraum Europa.
6 (7) James Lee Burke: "Mein Name ist Robicheaux"
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Pendragon, 600 Seiten, 22 Euro
James Lee Burke: "Mein Name ist Robicheaux"© Pendragon
New Iberia. Männerrivalität: Politiker Nightingale und Schriftsteller Broussard ringen um den wahren Süden, einer als Kandidat, einer als Filmemacher. Dazwischen Robicheaux, der nicht weiß, ob er im Suff den Mann umgebracht hat, der seine Frau tötete. Abgründe der Gewalt, vom Epiker aus Louisiana.
7 (4) Norbert Horst: "Bitterer Zorn"
Goldmann, 320 Seiten; 13 Euro
In diesem Buch verschwinden drei Menschen - und nicht alle kehren zurück, verrät der Verlag. Welche, das sind, behalten wir aber für uns.© Goldmann
Dortmund. Im Krieg zweier Clans wird ein Mädchen entführt. Ein junger Einbrecher ist auch verschwunden. Steiger behält im Dauerstress einen klaren Kopf und hat Ideen. Das Gesetz (des Handelns) halten andere in der Hand. Straßenrealistisch, seelengenau: Bei Norbert Horst wird Polizeialltag Literatur.
8 (8) Simone Buchholz: "Hotel Cartagena"
Suhrkamp, 230 Seiten, 15,95 Euro
In unserer Redaktion gibt es jedes Mal ein Hauen und Stechen, wer das neue Buch zuerst mit nach Hause nehmen darf, denn wir sind alle süchtig nach Simone Buchholz.© Suhrkamp Verlag
Hamburg, Cartagena. Henning ist der Seemann, der nie wieder nach Hamburg zurückkommen will. Sein Glück findet er im kolumbianischen Cartagena, sein Unglück auch, das kommt aus der Hansestadt. Chastity und Freunde werden Geiseln eines großen Racheakts. "Überall schwarze Löcher." Blow out.
9 (-) Bernhard Aichner: "Der Fund"
Btb, 348 Seiten, 20 Euro
Rita, seit 18 Jahren an der Supermarktkasse, findet zwölf Kilo Kokain im Bananenkarton und nimmt es mit. Da muss doch was drin sein im Rest des Lebens. Es war der Beginn ihres Untergangs: Leider ist sie tot. Ein Kriminalist befragt aussageunwillige Zeugen. Actionschleuder pur, helles Koks-Märchen.
Bernhard Aichner lässt eine Frau Koks in einem Bananenkarton finden. Der Kokainfund bekommt ihr aber nicht gut.© btb / Deutschlandradio
10 (-) Robert E. Dunn: "Dead Man‘s Badge"
Aus dem Englischen von Philipp Seedorf
Luzifer, 356 Seiten, 14,95 Euro
Texas. Longview Moody, Geldkurier eines Drogenkartells, entkommt seiner Hinrichtung und gibt hinfort als sein Bruder Paris Tindall den Polizeichef im Grenzort "Lansdale", der fest in den Klauen der DEA und eines anderen Kartells ist. Longview weiß, wie man solche Leute zurechtstößt. Rasanter Thriller.
Von einem Mann, der neu anfängt, erzählt der Krimi von Robert E. Dunn.© Luzifer Verlag / Deutschlandradio
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Spiegel Online"
Ulrich Noller, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk, SWR, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"