Deutschlandfunk Kultur präsentiert die besten Krimis des Monats.
Candice Fox: "Dark" © Suhrkamp / Deutschlandradio
Los Angeles. Irgendwo ist die Beute von einem Bankraub versteckt. Aber das spielt erst mal keine Rolle, denn die Tochter der Diebin Sneak ist verschwunden. Vier Frauen - eine Ärztin und verurteilte Mörderin, eine Polizistin, eine Gangsterin und die Mutter - suchen sie. Im Dunkel des Sunshine State. Rabiat.
1 (-) Candice Fox: "Dark"
Aus dem Englischen von Andrea O‘Brien
Suhrkamp, Berlin 2020
394 Seiten, 15,95 Euro
Dominique Manotti: "Marseille 73"© Ariadne im Argument-Verlag
Als ein verrückter Araber einen Busfahrer ersticht, legen die Fremdenhasser los. Malek, 16, Berufsschüler, wird niedergeschossen. Commissaire Daquin und sein Team agieren taktisch klug und fast allein gegen Ausländerhass, Mordwut, Verlustangst, Rassisten im Apparat. All das gab es schon in Marseille 1973.
2 (2) Dominique Manotti: "Marseille.73"
Aus dem Französischen von Iris Konopik
Ariadne im Argumentverlag, Hamburg 2020
400 Seiten, 23 Euro
Denise Mina: "Götter und Tiere"© ariadne Verlag /Deutschlandradio
Glasgow. Ein Raubüberfall mit Todesopfer, ein alternder Labour-Politiker in Seitensprung-Kalamitäten, Polizisten mit Bergen von Bestechungsgeld, ein moralisch unsicherer Erbe – alles ganz normal. Die Serie um Detective Alex Morrow: das hellwache Porträt einer starken Frau und ihrer chaotischen Stadt.
3 (1) Denise Mina: "Götter und Tiere"
Aus dem Englischen von Karen Gerwig
ariadne im Argumentverlag, Hamburg 2020
352 Seiten, 21 Euro
Tim MacGabhann: "Der erste Tote" © Suhrkamp / Deutschlandradio
Poza Rica, Mexiko. Blutiges Erdöl. Der irische Journalist Andrew und der Fotograf Carlos stolpern über einen massakrierten Öko-Aktivisten. Als auch Carlos ermordet wird – von einem Polizisten –, überwindet Andrew seine Angst und recherchiert: Staat & US-Konzerne vereint gegen Natur und Indigene.
4 (-) Tim MacGabhann: "Der erste Tote"
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Suhrkamp, Berlin 2020
274 Seiten, 15,95 Euro
Robert Galbraith: "Böses Blut" © Blanvalet / Deutschlandradio
London, England. Strike und Robin haben einen Cold Case: Vor 40 Jahren verschwand eine Ärztin. Ein Serienmörder ist verdächtig, jetzt will die Tochter die Wahrheit wissen. Ergebnis wie Lösungsweg können Vorurteile Hegenden nicht gefallen. Galbraith seziert Beziehungszwänge. Gekonnt weitschweifige Bösartigkeit.
5 (-) Robert Galbraith: "Böses Blut"
Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
Blanvalet, München 2020
1194 Seiten, 26 Euro
Samantha Harvey: "Westwind" © Deutschlandradio / Atrium
"Oakham", Somerset 1491. Der reichste Mann des ärmsten Dorfes ist tot, der Dekan steckt seine Nase in alle Ritzen, Pfarrer John Reve möchte nicht "Richter und Sheriff" zugleich sein. Als ließe sich die Zeit zurückdrehen, erzählt Reves Ich vier Tage rückwärts: Scham, (geistige) Armut, Lügen.
6 (-) Samantha Harvey: "Westwind"
Aus dem Englischen von Steffen Jacobs
Atrium, Hamburg 2020
382 Seiten, 22 Euro
Mick Herron: "Real Tiger"© Diogenes / Deutschlandradio
London. Ein angeheuertes "Tiger-Team" greift testhalber den Geheimdienst MI5 an. So der trickreiche Plan. Was aber, wenn die Tiger real sind? Jackson Lambs Agenten, eigentlich auf dem Abschiebegleis, zeigen, was sie drauf haben. Halsbrecherische Satire auf die eitle Upper Class und ihre Spy-Bürokratie.
7 (4) Mick Herron: "Real Tigers"
Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer
Diogenes, Zürich 2020
480 Seiten, 18 Euro
Nicci French: "Eine bittere Wahrheit"© C. Bertelsmann / Deutschlandradio
"Okeham", England. Tabitha ist in das Dorf ihrer Jugend zurückgekehrt, hat den Lehrer von damals tot im Schuppen gefunden und sitzt jetzt unter Mordanklage in Untersuchungshaft: depressiv, von Medikamenten benebelt, sich selbst verteidigend ohne Beistand. Psychologisch fein, leise Spannung.
8 (-) Nicci French: "Eine bittere Wahrheit"
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller
C. Bertelsmann, München 2020
506 Seiten, 16 Euro
Iva Procházková: "Die Residentur"© Braumüller / Deutschlandradio
Prag. Junge Tschechen im Widerstand gegen Eltern und Subordination unter Großrussland, bewaffnet für die Unabhängigkeit der Ex-Sowjetrepublik "Kasmenien". Mischung aus Familien-, Gesellschafts- und Spionageroman, mit satirischen Pfeilen in alle Richtungen, besonders gegen postsowjetische Duckmäuserei.
9 (-) Iva Procházková: "Die Residentur"
Aus dem Tschechischen von Mirko Kraetsch
Braumüller, Wien 2020
573 Seiten, 24 Euro
Perth 1983. Ex-Superintendent Swann, jetzt Privatdetektiv, soll dem neuen Premier die unsauberen Wege ebnen. Mit und gegen Bikerclubs, korrupte Polizeibanden, lokale Gangster, Baulöwen und Spindoctors. Swann verfolgt seine eigene Agenda: treu, mit leichten Skrupeln, kompromisslos clever und rau.
David Whish-Wilson: "Das große Aufräumen" © Suhrkamp / Deutschlandradio
10 (-) David Whish-Wilson: "Das große Aufräumen"
Aus dem Englischen von Sven Koch
Suhrkamp, Berlin 2020
327 Seiten, 10 Euro
Sie können die
Krimibestenliste auch als PDF herunterladen. Alles über Mord und Totschlag gibt es auf unserem Krimiportal, das über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur informiert und die wichtigsten Neuerscheinungen vorstellt.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 18 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
Frank Rumpel, "SWR"
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"