Deutschlandfunk Kultur präsentiert die besten Krimis des Monats.
Garry Disher: "Moder"© Deutschlandradio / Pulp Master
Sydney. Wyatts Verbrecherkompetenz zum Trotz: Die Jagd nach dem Fluchtgeld des Großbetrügers Tremayne läuft aus dem Ruder. Ein zäher Bulle, Afghanistanveteranen, starke wie schwache Gierschlünde durchkreuzen auch die coolste Operation. Prima Wyatt-Thriller, Showdown im Pazifik. Disher hat es drauf.
1 (1) Garry Disher: "Moder"
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller
Pulp Master, Berlin 2021
302 Seiten, 14,80 Euro
John le Carré: "Silverview"© Deutschlandradio / Ullstein
East Anglia, London. Zwei junge, hilfsbereite Handlanger, drei alte Spione – das Personengespinst in Le Carrés letztem Masterpiece. Die Alten jagen nach Maulwürfen und geheimen, auch moralischen Lecks aus der Vergangenheit, die Jungen scheren sich kaum darum. Heiter-ironischer Abschied eines ganz Großen.
2 (-) John le Carré: "Silverview"
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Ullstein, Berlin 2021
252 Seiten, 24 Euro
Tana French: "Der Sucher"© Deutschlandradio / Scherz
Irland, im Westen. Cal Hooper, Ex-Detective aus Chicago, hat sich in Ardnakelty zur Ruhe gesetzt. Er genießt das Fremdsein, die rauen Dorfsitten. Bis Trey, 13, scheu, Außenseiterkind, ihn bittet, den verschwundenen Bruder Bren zu suchen. Westernmotive pflastern ihren Pfad durch böse Wetter.
3 (4) Tana French: "Der Sucher"
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Scherz, Frankfurt am Main 2021
496 Seiten, 22 Euro
Elizabeth Wetmore: "Wir sind dieser Staub"© Deutschlandradio / Eichborn
Odessa, Westtexas, 1976. Halb zu Tode vergewaltigt kann die 14-jährige Mexikanerin Gloria ihrem Peiniger entkommen. Flucht und anschließender Prozess sind Zentrum vielperspektivischen Erzählens: Die Frauen des Ortes begehren auf, reißen Löcher in die Machowelt, in die sie verstrickt waren.
4 (-) Elizabeth Wetmore: "Wir sind dieser Staub"
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Eichborn, Köln 2021
320 Seiten, 22 Euro
Regina Nössler: "Katzbach"© Deutschlandradio / Konkursbuch
Berlin. Gegen den Verkehr auf der Katzbachstraße oberhalb ihrer Souterrainwohnung kann sie sich abschotten, gegen unliebsame Menschen noch zum Teil, gegen Überfälle, ihren übergriffigen Vermieter und den Klotz von Leiche in ihrer Bude nicht. Autonomie ist immer prekär, aber Isabel kämpft. Literatur auf dem Drahtseil.
5 (-) Regina Nössler: "Katzbach"
Konkursbuch, Tübingen 2021
348 Seiten, 12,90 Euro
Hannelore Cayre: "Reichtum verpflichte"© Deutschlandradio / Ariadne
Paris, Bretagne. Blanche de Rigny, auf obskure Weise Erbin eines Riesenvermögens, recherchiert ihre persönliche Familiengeschichte aus der einzigen guten Tat ihres Urgroßvaters. Von der Pariser Kommune bis zur Attacke auf das moderne Finanzkapital. Mordsmärchen, freche Antigeschichte: Geld stinkt.
6 (9) Hannelore Cayre: "Reichtum verpflichtet"
Aus dem Französischen von Iris Konopik
Ariadne im Argument Verlag, Hamburg 2021
256 Seiten, 20 Euro
Ivy Pochoda: "Diese Frauen"© Deutschlandradio / ars vivendi
South Los Angeles. Siebzehn Frauen starben mit durchgeschnittener Kehle, Plastiktüte über dem Gesicht. Sprechen sollten sie nicht mehr, nicht gesehen werden, nur weg. Ivy Pochoda errichtet ihnen ein Memorial aus den Stimmen überlebender Frauen. Eine Absage an Zynismus und Gewalt in der Stadt der Engel.
7 (3) Ivy Pochoda: "Diese Frauen"
Aus dem Englischen von Sigrun Arenz
ars vivendi, Cadolzburg 2021
360 Seiten, 23 Euro
Carlo Lucarelli: "Der schwärzeste Winter"© Deutschlandradio / Folio
Bologna 1944. Gemischte Machtverhältnisse. Comandante De Luca ist bei der politischen Polizei und soll drei Morde für drei Auftraggeber aufklären, für die Resistenza, für die Nazibesatzer und für die Faschisten. Paradox: Alle brauchen den unbestechlichen Ermittler. Tolles Stück über Macht und Wahrheit.
8 (-) Carlo Lucarelli: "Der schwärzeste Winter"
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl
Folio, Wien 2021
316 Seiten, 22 Euro
Frank Göhre: "Das Geld, die Stadt und der Tod"© Deutschlandradio / CulturBooks
Hamburg. Die politische Elite total verfilzt und versumpft. Bestes Terrain für den rumänischen Clan der Radus: Immobilien, Geldwäsche, Drogen, hin und wieder ein Mord, nützlich oder aus Leidenschaft. Ein Mann ohne Chance sucht die Mörder seines Sohnes. Harte Schnitte: Keiner schreibt wie Göhre.
9 (10) Frank Göhre: "Die Stadt, das Geld und der Tod "
CulturBooks, Hamburg 2021
160 Seiten, 15 Euro
Ursula Hasler: "Die schiere Wahrheit"© Deutschlandradio / Limmat
Saint-Jean-de-Monts: In diesem Seebad könnten sich Friedrich Glauser und der von ihm verehrte Georges Simenon 1937 getroffen haben. Hasler bringt die beiden ins Gespräch übers Schreiben – und legt ihnen gleich einen Toten an den Strand. Zum Ausspinnen und Ermitteln. Beachtenswertes Experiment.
10 (-) Ursula Hasler: "Die schiere Wahrheit"
Limmat, Zürich 2021
344 Seiten, 29 Euro
Sie können die
Krimibestenliste auch als PDF herunterladen. Alles über Mord und Totschlag gibt es auf unserem Krimiportal, das über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur informiert und die wichtigsten Neuerscheinungen vorstellt.
Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Krimibestenliste? Dann wenden Sie sich über
krimi@deutschlandradio.de an die Jury oder die Redaktion.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 18 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Katrin Doerksen, "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Kino-Zeit"
Hanspeter Eggenberger, "Tagesanzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
Frank Rumpel, "SWR"
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"