Krimibestenliste November

    Raubmord, Bestechung und ein verhängnisvoller Seitensprung

    Die drei besten Titel im November auf unserer Krimibestenliste
    Die drei besten Krimis im November: "Götter und Tiere" von Denise Mina, "Hope Hill Drive" von Garry Disher und "Heißes Blut" von Un-Su Kim. © Illustration: Bianca Schaalburg / Montage: Deutschlandradio
    Rasant, hart und philosophisch: Mit dem dritten Band ihrer Alex-Morrow-Reihe hat es Denise Mina aus dem Stand auf Platz eins geschafft. Die Glasgower Ermittlerin hat es diesmal mit einem Blutbad und Korruption in den eigenen Reihen zu tun.
    Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.

    Buchcover Denise Mina "Götter und Tiere"
    Denise Mina: "Götter und Tiere"© ariadne Verlag /Deutschlandradio
    Glasgow. Ein Raubüberfall mit Todesopfer, ein alternder Labour-Politiker in Seitensprung-Kalamitäten, Polizisten mit Bergen von Bestechungsgeld, ein moralisch unsicherer Erbe – alles ganz normal. Die Serie um Detective Alex Morrow: das hellwache Porträt einer starken Frau und ihrer chaotischen Stadt.

    1 (-) Denise Mina: "Götter und Tiere"
    Aus dem Englischen von Karen Gerwig
    ariadne im Argumentverlag, Hamburg 2020
    352 Seiten, 21 Euro



    Tiverton, South Australia. Alles wie immer: Es wird geklaut, gesoffen, geprügelt. Hirsch, allein auf sehr weiter Flur, ist ein "freundlicher Dorfpolizist". Da wird eine Frau erschossen, zwei Kinder fliehen, Hauptstadt-Cops schaffen Chaos. Große Literatur, entstanden aus Kleinem.
    Das Cover von Garry Dishers Buch "Hope Hill Drive" auf orange-weißem Hintergrund.
    Garry Disher: "Hope Hill Drive"© Unionsverlag / Deutschlandradio

    2 (1) Garry Disher: "Hope Hill Drive"
    Aus dem Englischen von Peter Torberg
    Unionsverlag, Zürich 2020
    336 Seiten, 22 Euro



    Busan 1993. Guam – das ist Tradition, Strand, Verbrechen im Kleinformat. Für Old Son managt Huisu seit 20 Jahren dort das Hotel und die Deals, einsam und besonnen achtet er die Regeln. Bis ihm die Selbständigkeit winkt. Großes Sozial- und Gangsterepos: Neu verdrängt Alt, Globalisierung steigert Gewalt.
    Coverabbildung von Un-Su Kim: "Heißes Blut"
    Un-Su Kim: "Heißes Blut"© Deutschlandradio / Europaverlag

    3 (9) Un-Su Kim: "Heißes Blut"
    Aus dem Französischen von Sabine Schwenk
    Europaverlag, Berlin/München/Wien/Zürich 2020
    582 Seiten, 24 Euro


    Coverabbildung Joachim B. Schmidt: "Kalmann"
    Joachim B. Schmidt: "Kalmann"© Deutschlandradio / Diogenes-Verlag
    Raufarhöfn, Island. Kalmann vergisst viel und rechnet schlecht, aber sein Gammelhai ist der zweitbeste in Island. Als er am Arctic Henge eine Blutlache entdeckt, sagt er gleich Bescheid. Hat ein Eisbär Róbert gefressen? Einfühlsame Variante des Topos "behinderter Detektiv" in grandioser Landschaft.

    4 (5 ) Joachim B. Schmidt: "Kalmann"
    Diogenes, Zürich 2020
    352 Seiten, 22 Euro


    Das Buchcover "Alles, was zu ihr gehört" von Sara Sligar ist vor einem grafischen Hintergrund zu sehen.
    Sara Sligar: "Alles, was zu ihr gehört" © Deutschlandradio / Verlag Hanserblau
    Callinas, Marin County. "Ob die Narben auf meinen Fotos echt sind?" Fotografin Miranda Brand hat sich den Kopf weggeschossen – oder doch nicht? Archivarin Kate, weggemobbt, traumatisiert, soll ihren Nachlass für Sohn und Kunstwelt erschließen. Psychothriller, Künstlerinnenroman, feines Debüt.

    5 (3) Sara Sligar: "Alles, was zu ihr gehört"
    Aus dem Englischen von Ulrike Brauns
    hanserblau, Berlin 2020
    432 Seiten, 16 Euro


    Buchcover Robert Brack "Sturmflut"
    Robert Brack "Sturmflut"© Ellert & Richter Verlag / Deutschlandradio
    Hamburg, Februar 1962. Dämme brechen, das Wasser steigt, wer wird überleben? Tresorknacker Lou will mit Goldschatz nach Kuba. Der junge Piet wird zum Lebensretter. Betty bekämpft ihre bösen Erinnerungen mit der Garotte. Die Fluten reißen alles mit. Mittendrin die kleinen Kämpfe ums Überleben. Echt.

    6 (-) Robert Brack: "Dammbruch"
    Ellert & Richter, Hamburg 2020
    240 Seiten, 12 Euro


    Coverabbildung von Marcie Rendon: "Stadt, Land, Raub"
    Marcie Rendon: "Stadt, Land, Raub"© Deutschlandradio / Ariadne
    Fargo/Moorhead, etwa 1971. Nachts fährt Landarbeiterin Cash Rüben und spielt Billard, tagsüber geht sie aufs College, verwundet durch eine Kindheit in Zwangspflegschaft. Prostitution, Akademiker und große Städte lernt die Native American erst richtig kennen, als sie einen Essay-Preis erhält. Großartig.

    7 (8) Marcie Rendon: "Stadt, Land, Raub"
    Aus dem Englischen von Jonas Jakob
    Ariadne, Hamburg 2020
    238 Seiten, 13 Euro



    Gera, Jena 1985. Melchior war Bassist einer Punk-Band. Jetzt liegt der 19-Jährige tot im Schuppen. Die Ermittler stöbern im unsozialistischen Familiendreck: Kriegsverbrechen, Diebstahl, Prügel. Freundin Julia erzählt von Aufbruch, Musik, Liebe und Verrat. Hommage an den Punk und die Sehnsucht, frei zu sein.
    Das Cover von Max Annas' Buch: "Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit" auf orange-weißem Hintergrund. Auf dem Cover sind zwei Fotos in verschiedenen Größen zu sehen, Autor und Titel sind in typischer Schreibmaschinenschrift gedruckt. Ein Gummi scheint horizontal und vertikal über das Ensemble gespannt zu sein.
    Max Annas: "Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit"© Rowohlt / Deutschlandradio

    8 (4) Max Annas: "Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit"
    Rowohlt, Hamburg 2020
    336 Seiten, 20 Euro


    Los Angeles. 1991 wurde die Afroamerikanerin Ava, 15, von der koreanischen Ladenbesitzerin Yvonne erschossen, 2019 wird diese selbst Opfer eines Attentats. Nach einem realen Fall und Mustern en masse erzählt Cha vom Kampf zweier Familien bei dem Versuch, dem Fluch des Rassismus zu entgehen.

    9 (2) Steph Cha: "Brandsätze"
    Aus dem Englischen von Karen Witthuhn
    ars vivendi, Cadolzburg 2020
    336 Seiten, 22 Euro


    Buchcover Éric Plamondon "Taqawan"
    Éric Plamondon "Taqawan"© Lenos Verlag / Deutschlandradio
    Restigouche, Québec. 1981 zerreißen Polizisten die Lachsnetze der Mi’gmac, die fünfzehnjährige Océane wird vergewaltigt. Zwei Einzelgänger, Ranger Leclerc und Mi’gmac William, helfen dem Opfer, klären auf und üben Rache. Knapp, aber oho: Essay über weißen Kolonialismus und strukturelle Gewalt - als Krimi!

    10 (-) Éric Plamondon: "Taqawan"
    Aus dem Französischen von Anne Thomas
    Lenos, Zürich 2020
    208 Seiten, 22 Euro


    Alles über Mord und Totschlag: Unser Krimiportal informiert über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur und stellt die wichtigsten Neuerscheinungen vor.

    Wie funktioniert die Abstimmung?
    Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
    Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
    Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

    Die Jury:

    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
    Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
    Gunter Blank, "Rolling Stone"
    Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
    Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
    Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
    Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
    Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
    Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
    Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
    Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
    Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
    Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
    Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
    Frank Rumpel, "SWR"
    Ingeborg Sperl, "Der Standard"
    Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
    Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"

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