Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.
Max Annas: "Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit"© Rowohlt / Deutschlandradio
Gera, Jena 1985. Melchior war Bassist einer Punk-Band. Jetzt liegt der 19-Jährige tot im Schuppen. Die Ermittler stöbern im unsozialistischen Familiendreck: Kriegsverbrechen, Diebstahl, Prügel. Freundin Julia erzählt von Aufbruch, Musik, Liebe und Verrat. Hommage an den Punk und die Sehnsucht, frei zu sein.
1 (6) Max Annas: "Morduntersuchungskommission. Der Fall Melchior Nikoleit"
Rowohlt, Hamburg 2020
336 Seiten, 20 Euro
Garry Disher: "Hope Hill Drive"© Unionsverlag / Deutschlandradio
Tiverton, South Australia. Alles wie immer: Es wird geklaut, gesoffen, geprügelt. Hirsch, allein auf sehr weiter Flur, ist ein "freundlicher Dorfpolizist". Da wird eine Frau erschossen, zwei Kinder fliehen, Hauptstadt-Cops schaffen Chaos. Große Literatur, entstanden aus Kleinem.
Unsere Rezension
2 (-) Garry Disher: "Hope Hill Drive"
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Unionsverlag, Zürich 2020
336 Seiten, 22 Euro
Lauren Wilkinson: "American Spy"© Tropen / Deutschlandradio
USA, Burkina Faso. Ein überlebter Mordanschlag zwingt Marie Mitchell, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die CIA engagierte die ehrgeizige Afroamerikanerin einst als Honigfalle für den charismatischen Präsidenten von Burkina Faso. Nicht eingeplant im Kalten Krieg: die Liebe. Obama hat es gern gelesen.
3 (9) Lauren Wilkinson: "American Spy"
Aus dem Englischen von Jenny Merling, Antje Althans, Anne Emmert und Katrin Harlaß
Tropen, Stuttgart 2020
352 Seiten, 16 Euro
Parker Bilal: "London Burning"© Rowohlt / Deutschlandradio
London. Scharia-Fake? Die Frau des Immobilienmoguls Thwaite und ein Japaner liegen gesteinigt in der Baugrube einer Luxuswohnanlage. DS Drake und Partnerin ermitteln unter Gentrifizierungs- und Irakkrieg-Traumatisierten, rechten Schlägern und rechtgläubigen Migranten. London vor der Auflösung.
4 (-) Parker Bilal: "London Burning"
Aus dem Englischen von Ulrike Thiesmeyer
Rowohlt, Hamburg 2020
496 Seiten, 12 Euro
Los Angeles. 1991 wurde die Afroamerikanerin Ava, 15, von der koreanischen Ladenbesitzerin Yvonne erschossen, 2019 wird diese selbst Opfer eines Attentats. Nach einem realen Fall und Mustern en masse erzählt Cha vom Kampf zweier Familien bei dem Versuch, dem Fluch des Rassismus zu entgehen.
5 (-) Steph Cha: "Brandsätze"
Aus dem Englischen von Karen Witthuhn
ars vivendi, Cadolzburg 2020
336 Seiten, 22 Euro
Deutschland in 100 Jahren. Der Norden unter Wasser, Gesundheits-App KOS wacht, fast alle sind zufrieden. Nur Liina und Kollegen widerstehen, sie arbeiten für die "Wahrheitspresse". Erst recht, als eine Kollegin ermordet wird. Gesund sein oder frei sein? Brennende Fragen, zum Mitfiebern.
Zoë Beck: "Paradise City" © Suhrkamp / Deutschlandradio
6 (1) Zoë Beck: "Paradise City"
Suhrkamp, Berlin 2020
280 Seiten, 16 Euro
Lee Child: "Der Bluthund"© Blanvalet / Deutschlandradio
Wyoming. Beim Umsteigen ersteht Reacher antiquarisch einen Westpoint-Ring, ahnt Schlimmes für die Besitzerin. Im entlegensten Bergtal stößt der Einzelkämpfer, mit Kumpels diesmal, auf reine Opioide, Fluch und für manche auch Segen. Reacher ist zarter als sonst, jedenfalls zu den Guten. Echt stark.
7 (2) Lee Child: "Der Bluthund"
Aus dem Englischen von Wulf Bergner
Blanvalet, München 2020
448 Seiten, 22 Euro
James Lee Burke: "Blues in New Iberia"© Pendragon / Deutschlandradio
New Iberia. Detective Robicheaux liebt Louisiana "wie eine Religion". Und die wird beschmutzt von einem Serienmörder aus der Mythenfabrik Hollywood: Frauen treiben ans Kreuz genagelt auf dem Meer. Stellen kann das Böse nur, wer den Tod hinter sich gelassen hat. Eine Naturgewalt von einem Roman.
8 (7) James Lee Burke: "Blues in New Iberia"
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Pendragon, Bielefeld 2020
592 Seiten, 22 Euro
Tommie Goerz: "Meier"© ars vivendi / Deutschlandradio
Franken. Zehn Jahre hat Meier unschuldig gesessen für Mord. Jetzt ist er raus, repariert Autos und hebt abgesunkene Scheunen. Schön ist das Leben, schöner die Rache. Im Knast hat er gelernt, wie man Täuscher und Betrüger aufs Kreuz legt. Knochentrocken serviert, die Ballade vom zufriedenen Knacki.
9 (10) Tommie Goerz: "Meier"
ars vivendi, Cadolzburg 2020
164 Seiten, 12,99 Euro
Scott Thornley: "Der gute Cop"© Suhrkamp / Deutschlandradio
Dundurn am Ontariosee. Leichen im Hafenbecken, wo ein Museum Dundurns Zukunft werden soll. Superintendent MacNeice ist gefragt, ein resoluter Diplomat der Aufklärung, dem nichts entgeht. US-Veteranen, ein Biker-Krieg, dazu ein Serienmörder – Mac hat zu tun in seinem ersten deutschen Fall.
10 (-) Scott Thornley: "Der gute Cop"
Aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet und Andrea O'Brien
Suhrkamp, Berlin 2020
523 Seiten, 16 Euro
Alles über Mord und Totschlag: Unser Krimiportal informiert über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur und stellt die wichtigsten Neuerscheinungen vor.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Die Jury:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
Gunter Blank, "Rolling Stone"
Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
Frank Rumpel, "SWR"
Ingeborg Sperl, "Der Standard"
Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"