"Beamte werden trainiert, Täter nur angriffsunfähig zu schießen"
"Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden", hat Renate Künast (Grüne) nach der Axt-Attacke gefragt und sich viel Kritik eingehandelt. Die deutsche Polizei gelte "nicht als besonders abzugsfreudig", sagt Kriminologe Joachim Kersten. Es sei ein "wirkliche Ausnahmesituation" gewesen.
Die Grünen-Politikerin Renate Künast hat nach der Axt-Attacke in Würzburg die Polizei kritisiert und sich damit einen Shitstorm im Internet eingehandelt. Grund dafür ist ein Tweet, in dem sie fragt: "Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden????".
Der Täter hatte in einem Regionalzug in der Nähe von Würzburg Passagiere attackiert. Fünf Menschen wurden verletzt, zwei schweben weiterhin in Lebensgefahr. Ein SEK-Team erschoss den Täter.
Grundsätzlich werde die Beamte darauf trainiert, einen Täter nur angriffsunfähig zu schießen, sagt Soziologe und Kriminologe Joachim Kersten. "Und deswegen muss es auch untersucht werden, warum es in diesem Fall nicht geschehen ist."
Er hält das Verhalten der SEK-Beamten, so wie es von Seiten der Polizei geschildert wurde, aber für durchaus plausibel: Es solle große Dunkelheit am Tatort geherrscht haben, auch soll der Tatort schlecht einzusehen gewesen sein. "Im Dunkel, da rennt jemand mit einer Axt auf Sie zu. Das muss sicher genau untersucht werden. Aber das macht erst einmal Sinn."
Deutsche Polizei "nicht abzugsfreudig"
Insgesamt gelte die deutsche Polizei im internationalen Vergleich "nicht als besonders abzugsfreudig". Es gelte "eher das Gegenteil", sagt Kersten. "Wir haben Jahre, wo niemand oder unter zehn Personen von der Polizei getötet werden. Meistens, wenn sie auch angegriffen werden. Das ist sehr anders in anderen Ländern, wie wir ja wissen, im Moment."
Deswegen sei dieser Fall eine "wirkliche Ausnahmesituation" gewesen, die genau untersucht werden müsse.
"Ob man sich damit einen Gefallen tun muss, das Verhalten der Polizei infrage zu stellen, ist eine andere Frage; oder weshalb man das tun muss", kommentiert Kersten die Äußerung Künasts.