Krimiserie "Der Kommissar" startete vor 50 Jahren

"Ein Museum der bundesrepublikanischen Geschichte"

35:10 Minuten
SW-Foto von Schauspieler Erik Ode.
Erik Ode ermittelt als "Der Kommissar" in der Episode "Der Papierblumenmörder". © imago stock&people
Matthias Dell im Gespräch mit Timo Grampes |
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Für viele Serienfans ist die vor 50 Jahren gedrehte Krimiserie "Der Kommissar" so etwas wie die Kartographie der alten Bundesrepublik. Der Journalist Matthias Dell nennt drei Gründe, warum die Begeisterung anhält.
"Das ist eine alte Welt, so ein Museum der bundesrepublikanischen Geschichte", sagt der Journalist Matthias Dell im Deutschlandfunk Kultur. Er entdeckte den "Kommissar" erst in den 90er-Jahren und hatte die Idee, der Serie zum 50. Jubiläum eine ganze "Kompressor"-Sendung zu widmen. Es gebe eine ganze Fankultur mit eigener Webseite, die sogar Reisen zu den Schauplätzen anbiete. "Da werden die Schnäpse gezählt in den Serien, die Automarken aufgelistet da wird praktisch die alte Bundesrepublik kartographiert." Das sei für die Erinnerung sehr wichtig, sagt Dell.

Merkwürdige Mischung

Der Drehbuchautor Herbert Reinecker sei ein überzeugter Nazi gewesen, der sich in der Nachkriegszeit irgendwie erfolgreich demokratisiert habe. Dennoch habe er immer noch aus einer sonderbaren sauertöpfigen Moral heraus geschrieben. Gleichzeitig spiele die Serie nach 1968, sodass dort die damalige Jugendkultur viel vorkomme. "Da liefen dann plötzlich so zeitgenössische Hits aus amerikanischer Popmusik im 'Kommissar'." Diese merkwürdige Mischung mache es interessant, sagt Dell.

Viel Ausstattung und große Regisseure

Der "Kommissar" sei außerdem in einer Hochzeit des deutschen Produzentenfernsehens entstanden. Der Produzent Helmut Ringelmann habe später auch andere Krimiserien wie Derrick gedreht. Damals sei noch viel draußen gedreht worden, mit viel Ausstattung und großen Regisseuren. So sei beispielsweise der tschechische Regisseur Zbyněk Brynych, der vorher in Cannes präsent war, erst durch den "Kommissar" in Deutschland bekannt geworden. Er habe Schwenks, Zooms und Musik auf ungewöhnliche Weise eingesetzt und die Bücher gegen den Strich gelesen.
Interessante Nachwirkungen seien, dass jemand wie der Regisseur Dominik Graf den Schauspieler Matthias Brandt in seinem ersten "Polizeiruf" vorsichtig und zaghaft tanzen lasse. Genauso habe das auch Brynych einmal mit dem Hauptdarsteller Erik Ode im "Kommissar" getan.
(gem)

Der "Kommissar"-Kompressor zum Serienstart vor 50 Jahren - die ganze Sendung (35:10 min.): Audio Player

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